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_ _ Helga Schlichting
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_ Mathilde Block
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_ _ Brigitte Nguyen-Duong
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Druckversion

Mathilde Block


"werde, die du bist"

Eine Novelle von Hedwig Dohm

Hedwig Dohm hat ihre Wurzeln in der bürgerlichen Frauenbewegung. Sie will den LeserInnen, in eine Geschichte hineinverwoben, Lebenswirklichkeiten ihrer Zeit aufzeigen. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich die Geschichte zu lesen begonnen.

Von der 54jährigen "Greisin" abgesehen habe ich mit einiger Betroffenheit festgestellt, dass diese Geschichte in weiten Bereichen kein Schnee von gestern ist, vieles heute noch so gesehen, beurteilt und zu praktizieren versucht wird.

Agnes Schmidt: Sie lebte die Rollen, die die gesellschaftlichen Gepflogenheiten ihr zugewiesen haben.. Hat die Seniorin von heute (Ausnahmen bestätigen die Regel) es anders gemacht, bzw. hätte sie andere Möglichkeiten gehabt?


Dann der einschneidende Bruch in ihrem Leben, der Tod ihres Mannes. "Ihn zu
pflegen hatte mir wohlgetan." Sie erkennt auch Freiräume, hofft darauf alte
Sehnsüchte stillen zu können.

Jetzt wird die Frage drängend: Wer bin ich, wer bin ich für die anderen.

Sie erfährt Geringschätzung, erlebt die Distanz zu den Töchtern und deren
Familien. Es wird der Versuch unternommen ihre Möglichkeiten der
Lebensgestaltung einzuschränken

"Mamachen hat es gut, sie kann aus dem Vollen wirtschaften".


Enkel: "Ich gehorche nicht, du bist ja nur eine Witwe."

-Ich bin keine Persönlichkeit. Ich bin Niemand, darum kann mich auch niemand lieb haben.
-Nein, von meiner Nervenüberreiztheit hätte ich eher zu jedem Fremden, als zu meinen Kindern sprechen können.
-Sie findet keine Atmosphäre um ein gesundes Selbstwertgefühl
aufzubauen.
-Sie merkt sehr genau die unterschiedliche Bewertung: Alter Mann, alte Frau, junger Mensch, alter Mensch.
-Existiert denn der Mensch nur für einen bestimmten Lebensabschnitt? Ist die Kindheit nur Ouvertüre, das Alter nur Epilog? Nein doch!
-Ein Mensch, und wäre er auch nur ein Weib, und wäre das Weib 80 Jahre alt. Er ist in seinem achtzigsten Jahr ebenso lebensberechtigt wie in seinem Zwanzigsten!
-Wisst ihr denn, ob er in seinem Achtzigsten nicht mehr wert ist als in seinem Zwanzigsten.
-Seltsam, dass die Haut unser Schicksal ist: Wir haben ein glattes Gesicht. Wir lieben einen Menschen/schön, gut. Es zeigen sich ein paar Falten. Wir lieben einen Menschen/bedenklich.
-Wir haben viele Falten. Wir lieben einen Menschen/lächerlich, verächtlich.
- Oder liegt das Sonderbare darin, dass Herz, Geist und Hand nicht gleichmäßig eintrocknen? Ist da auch ein bisschen Ironie?
- Ich ringe um mein Selbst, um mein Ich.
-Im Hinblick auf ihre Lebenssituation fällt ihr der 70jährige Goethe ein, der ein junges Mädchen um ihrer Jugend und Reizes willen liebt. "Die Mit- und Nachwelt bewundert Goethes Gemütskraft. Empfindet aber eine alte Frau tief und stark für einen Mann um seiner Seelenschönheit willen, so ist sie erotisch wahnsinnig".

Alles in Allem waren das für mich lesenswerte und sehr zum Nach- und Weiterdenken anregende 41 Seiten.

Mathilde