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_ _ Ewald Ristow
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Druckversion

Buchbesprechung Arnes Nachlass von Horst


Ein Abwrackgelände an der Elbe, unweit des Hamburger Hafens, wo Schiffe ausgeweidet und verschrottet werden ist, der Schauplatz des kleinen Romans „Arnes Nachlass“ von Siegfried Lenz. Mit vielen Details schuf Lenz ein eindrucksvolles Bild eines solchen Betriebes, der in seiner Unordnung und Schmutzigkeit, den Gerüchen von Tang und Öl, vor den Augen des Lesers entsteht.

Hier lebt der anfangs 17jährige Hans, dessen Vater Inhaber des Betriebes ist. Von Anfang an weiß man, dass Arne gestorben ist, denn Hans erzählt von seinen Erinnerungen an ihn, während er den Nachlass Arnes in seiner Kammer zusammenpackt.

Die fünfköpfige Familie hatte Arne aufgenommen, der als einziger gerettet worden war, als seine Familie wegen hoher Schulden freiwillig in den Tod ging. Der 12jährige zog in die Kammer ein, die bis dahin Hans allein bewohnt hatte.

Der eigenbrödlerische aber hochbegabte Arne wurde nur von Hans freundschaftlich angenommen, von seinen beiden jüngeren Geschwistern und den anderen Jugendlichen der Umgebung jedoch abgelehnt, weil er „anders“ war. Seine Sehnsucht nach Anerkennung die ersehnten Aufnahme in die Clique der von ihm heimlich verehrten Winnie, der bewunderten Schwester von Hans, verleitete Arne, an einem gemeinsamen Raub teilzunehmen. Nachdem er seinem Pflegevater alles offenbart hatte, fuhr der Nichtschwimmer Arne allein mit einem kleinen Boot hinaus auf die Elbe und ging ins Wasser.

Das ist in groben Umrissen die Geschichte, in der man allerdings über eine ganze Reihe von Widersprüchen stolpert. Es widerspricht jeder Lebenserfahrung, dass ein 17jähriger, der sich üblicherweise in seinem Alter jüngeren Kindern ungemein überlegen und erwachsen fühlt, Arne nicht nur klaglos in seinem Zimmer aufnimmt, sondern den Jungen offenbar von Anfang an bewundert. Und der 12-jährige darf sich auch immer wieder bei ihm trostsuchend ankuscheln.

Es erstaunt, dass der Roman eine Situation beschreibt, wo Hans im Gymnasium für die Schüler der unteren Klassen als "Vorturner" agiert? Wo gibt’s das heute noch? Aber der Roman spielt nicht etwa in früheren Zeiten, denn Lars, der Bruder von Hans, hört sich sein Lieblingsalbum mit dem Song „I hate my generation“ von David Lowery an.

Ein Kritiker bemängelte, dass es außer Telefon und Plattenspieler nichts Zeitgemäßes in den Schilderungen gibt, auch weder Sozialämter, noch Therapeuten oder auch nur halbwegs psychologisch sensibilisierte Lehrkräfte, und ihr Fehlen nehme Lenz so selbstverständlich hin.

Mich hat angesichts des Altersunterschiedes vor allem das innige Verhältnis zwischen Hans und Arne gestört. Außerdem: Arne wurde lange Zeit als ein besonders schweigsamer Junge beschrieben. Dann plötzlich, gegenüber Wiebke/Winnie, konnte er reden wie ein Wasserfall. Die Mängel der Komposition sind unübersehbar, wie ein Rezensent feststellte, dessen Meinung ich mich anschließe. Horst