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Alle Reisen von Dieter Schlesak in sein ehemaliges Zuhause  sind Reisen in die eigene Vergangenheit. Durch zwei radikale Umbrüche: Die blutige Dezemberrevolution und nun  durch eine „neuen Zeit“ hat sich dieses Zuhause völlig verändert. Durch einen konfliktreichen, wirtschaftlich und sozial oft verheerenden Transit des östlichen Landes in Richtung West, das in Kürze Mitglied der Europäischen Union sein wird, ist diesem Autor „sein Land“ fremd geworden. Durch das Tabula rasa des totalitären Zeitalters droht ihm ein um Jahrzehnte verspäteter Umbau,  Verarmung, Traditionsbruch und Identitätsverlust. Dieter Schlesak hat den Vorteil, durch westliche Erfahrung und östliche Erinnerung, durch Vergleich und Herkunftswissen und durch den Schock dieser neuen Begegnung als Fremder „zu Hause“, die Symptome dieser neuen Wirklichkeit im Übergang  mit geschärftem Blick zu erkennen. Tagebuch, Reisebeschreibung, Interview, Gespräch und Dokument mit Rückblenden  bis in die Kriegszeit und  in die selbst erlittene rote Zeit verbinden sich  zu einem  anrührenden literarischen Gewebe. Am Beispiel Siebenbürgens und Rumäniens werden  Prozesse veranschaulicht, die heute überall im Osten und in der nichtwestlichen Welt stattfinden. Ein Reisebuch der anderen Art und Beginn unserer Reihe ANDERS REISEN
 Die „Transsylvanische Reise“, die auch Horror und Absurdität des neuen Zustandes erkennt und analysiert, ist die Fortsetzung einer Trilogie des Autors, die die blutigen Dezemberereignisse und auch die posttotalitäre Zeit in Reise-, Tagebuch- und Essayform beschreiben ( „Wenn die Dinge aus dem Namen fallen“, Rowohlt 1991, „Stehendes Ich in laufender Zeit“, Reclam, 1994, „So nah, so fremd“ AGK Verlag, 1995. )
 
 Kritiken zum Buch
 
 Die Ausführungen von Dieter Schlesak haben den Vorzug der Klarheit. Was bei Heiner Müller bisher dunkel "deutsches Verhängnis", "Kolonisation" oder "Überfremdung,“ bei Volker Braun locker "das nicht Nennenswerte" hieß und von Christa Wolf als "dunkle wilde Jagd" bedichtet wird ... ist hier plötzlich deutlich."
 Iris Radisch, DIE ZEIT
 
 Er wählt den quälenden Weg der Offenlegung von Wunden im Zeitbewußtsein am Ende des 20. Jahrhunderts.
 Wolfgang Schlott, Kommune 2
 
 Er zeigt uns quer zu manch herrschender Meinung, dass im Mikrokosmos des leidenden Ich die Veränderung der Welt radikal anders bewertet wird als im praktischen Optimismus des politischen Tagesgeschäfts.
 Hans-Jürgen Schmitt, Süddeutsche Zeitung
 
 Schlesak erzählt von der Melancholie, die sich einstellt, wenn das jahrelang Ersehnte plötzlich Wirklichkeit wird und dann doch alles ganz anders ist, als man sich vorgestellt hatte. "Der Zustand der Sehnsucht wird gelöscht".
 Frankfurter Allgemeine Zeitung
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