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Kunst in unserem Leben

Bearbeitungszeit 30.08.2004 bis 03.10.2004
Moderator Peter Schieweck


Kurzreferat
Zusammenfassung

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Kurzreferat

Darin stecken ja die Begriffe Kunst und Leben. Wir wollen uns mehr der Kunst zuwenden, denn Lebenskunst ist wohl auch weiterhin ein ergiebiges Thema.
Anlass für mein Thema ist, wie bereits mehrfach erwähnt, das Büchlein "Was ist Kunst?" (Positionen der Ästhetik von Platon bis Danto) von M. Hauskeller.
Nie zuvor herrschte auf dem Gebiet der Kunst infolge des Überangebotes künstlerischer Darstellungen, Aufführungen, Büchern und Schriften, Kompositionen bis hin zu Museumsbesuchen eine so große Unsicherheit hinsichtlich des Problems "Was ist eigentlich Kunst? Ist dies wirklich Kunst?"
Wir suchen nach einem Maßstab, wollen beurteilen, auch manchmal verurteilen. Haben wir wirklich eine fundierte Vorstellung davon, was Kunst für uns bedeutet? Im oben genannten Büchlein fand ich von Philosophen und anderen Kundigen allein 16 Theorien zur Frage "Was ist Kunst?" Am Anfang unseres Gedankenaustausches sollten wir uns deshalb über den Begriff Kunst verständigen, zumal Kunst des alten Griechenlands, des Mittelalters, der Renaissance schon grundlegend für unser heutiges Leben war.
Bei Platon fand ich: Wenn es etwas gibt, wofür es sich zu leben lohnt, dann ist es die Betrachtung des Schönen.
Für mich und uns könnte es also heißen: Kunst ist etwas Schönes.
Schopenhauer sagt, durch die Kunst wird Erkenntnis vermittelt, sie dient der kurzzeitigen Befreiung der Individualität.

Häufig gibt es Meinungsstreit darüber, was ein Kunstwerk ist, Unverständnis über die sogenannte neue Kunst.
Was bedeutet für uns Selbstgestalten, Kunst genießen oder sich nur durch verschiedenartige Kunstangebote unterhalten zu lassen?
Denn wie wir sicher alle bemerken, drängt sich die Kunst- oder Kulturindustrie in unser Leben und versucht uns zu manipulieren, Kunst wird zur Ware, zur Ersatzbefriedigung. Man macht uns vor, a l l e s   s e i   g u t, obwohl es doch gar nicht so ist. Neue Kunst z.B. ist oft so abstrakt, wie die Beziehungen der Menschen in Wahrheit es geworden sind. Uns geht es so, dass wir oft nach Identität, nach Wiedererkennen der Dinge suchen. Der Angleichung an die Abstraktion möchten wir uns widersetzen. Es soll uns durch diese Richtung und das Profitstreben letztendlich ein falsches Bedürfnis suggeriert werden. Die Kulturindustrie macht häufig die Konsumenten von Kunst zu Banausen. Anstatt ins Denken zu gelangen, werden wir dazu ermutigt, uns ausschließlich unterhalten zu lassen und so unsere Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Zuständen zu vergessen.

Für mich gilt, alle Kunstwerke sind Rätsel. Je mehr ich mich ihnen zuwende, bemerke ich dieses Rätselhafte, es gibt k e i n e Lösung, die ich mir verspreche. Was sich nämlich meinem Wunsch und Verlangen restlos fügt, ist keine Kunst. Eben weil Kunst rätselhaft ist, bedarf sie der Interpretation. Es geht darum, ein persönliches Wahrnehmen zu erleben!
Wenn wir über Kunst nachdenken, bemerken wir, die Kunst errichtet keine andere Welt, sondern sie sehnt sich nach ihr.
Die Welt wird erst erschaffen auf die Art, wie wir uns ihr zuwenden, sie anschauen, definieren und beschreiben.
Reden schafft nicht die Welt und auch keine Bilder.
Aber: Sprache und Bilder sind an der Schaffung der Welt, wie wir sie kennen, beteiligt. Kunst muss aufgenommen und mühsam entziffert werden.
Zweck der Kunst ist die Erkenntnis um ihrer selbst willen, im Sinne eines zunehmenden Verstehens, das niemals abgeschlossen sein wird, im Sinne des sich ihr Annäherns. Während bei der Bedeutung eines Kunstwerkes nach Feinheit, Angemessenheit und Anspielungen gemessen wird, wird bei der Beurteilung nach Kriterien wie Einheit, Einfachheit, Kraft und Bedeutsamkeit unterschieden.
Nochmals sei betont: Kunst ist also die Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis, die Theorie der Ästhetik. Diese Auffassung verdanke ich letztendlich Hegel. Kunst war für ihn vor allem Geist.

Nach dem begrifflichen Annähern zur Kunst nun zu Kunst in unserem Leben.
Dabei geht es nur um Teilaspekte, die wir anschürfen wollen.
Es geht um ANREGEN und nicht um AUFREGEN. Wir haben alle schon das große Wort Lebenskunst gehört. Mir geht es im Weiteren um einen Austausch über Genres wie Malerei, Schmiede- und Holzkunst. Bau- und Steinkunst könnten auch besprochen werden.
Oft hören wir von Kunst der Diplomatie oder der Sprache, über Poesie und Prosa. Auch darüber, was sie für uns bedeuten, könnten wir sprechen.
Ein Schwerpunkt unserer Gespräche sollte sein: Kann ich Kunst in mich aufnehmen, wahrnehmen, erreicht sie mein Leben?
Weiterhin möchten wir ansprechen: Welche Kunstwerke würde ich mir anschaffen? Spricht mich neben der Malkunst auch die Fotografie an, kann ich mich dabei auch selbst verwirklichen?
Wohnt in mir ein kleiner Poet oder Schriftsteller?
Wie urteilen wir über Theater oder Filmkunst, Fernsehsendungen, Musik (alt-neu)?
Was verstehen wir bei Kunstmalern und was suchen wir in Bildern?
Wie wichtig, lehrreich und historisch bedeutsam schätzen wir die Baukunst? Überhaupt ist die Gestaltung mit Steinen ein sehr interessanter Bereich.
Die Kunst der Romantik und der Neuzeit, was gefällt mir daran (Farben, Gestaltung, Natürlichkeit)?
Genügt es, wenn ich meinen Kunstsinn durch Museumsbesuche befriedige?
Was empfinde ich beim Lesen von Büchern, ob Belletristik, Lyrik oder Sachbücher?

Beeinflusst die Werbemaschinerie meine Auswahl bei Büchern, Bildern, und Fernsehen, oder entscheide ich nach meinem Sinn über das, was zu meinem Leben passt?

Das Buch von Michael Hauskeller "Was ist Kunst" ist in der beckschen Reihe erschienen.
ISBN 340645999-4, 7.90 Euro


Zusammenfassung der Diskussion


Zu diesem Thema gab es im Forum 18 Beiträge von 6 Teilnehmern und in 5 Chats wurde jeweils eine Stunde diskutiert. Einiges wurde auch in E-Mails geäußert.

Nachdem nun einige Wochen vergangen sind (und ich leider infolge Urlaubs nicht immer dabei war), möchte ich versuchen, die Gedanken zu diesem sehr umfassenden Thema ein wenig zusammenzufassen. Mit großer Aufmerksamkeit habe ich alle Forumbeiträge und Chatprotokolle gelesen. Besonders hat mir unsere harmonische und vergnügliche Diskussion gefallen. Dabei hat mir vor allem die derzeit einzige Frau in unserem Kreis Freude bereitet. Hervorgehoben sei, dass alle im Forum eingebrachten Ergänzungsbeiträge sehr interessant waren. Die vielfältigen Erfahrungen und Erlebnisse der Teilnehmer sind sehr aufschlussreich und anregend.
Eine gute Grundlage für Diskussion und Gedankenführung war das Büchlein von Michael Hauskeller "Was ist Kunst?".

Ich fand auch die im Forum zitierte Kunstdefinition aus der Brockhaus-Enzyklopädie sehr hilfreich.
Wir wollen also verstehen, dass "Kunst im weitesten Sinne jede auf Wissen und Übung begründete Tätigkeit..." ist. "In einem engeren Sinn" verstehen wir als "Kunst die Gesamtheit des vom Menschen Hervorgebrachtem (...), das anders als die Technik nicht durch eine Funktion eindeutig festgelegt ist oder sich darin erschöpft, zu dessen Voraussetzungen die Verbindung von hervorragendem Können und geistigem Vermögen gehören." ...
"Im engsten Sinn steht Kunst, vor allem im täglichen Sprachgebrauch, für bildende Kunst."
Ein "... allgemein gültiger Kunstbegriff, für alle Zeiten und Werke anwendbar, ist heute überholt. Die Einschätzung von Kunst hängt von den Maßstäben einer Epoche und von der individuellen Sicht ab. Kunsttheorien und Kunstbegriff können nicht getrennt von der Stellung des Künstlers gesehen werden."

Wir konnten feststellen: Kunst ist in unserem Leben zu Hause, bereichert uns, regt uns an, reizt auch zum Widerspruch und Nachdenken über die vielfältigen künstlerischen Darstellungen und Erlebnisse.
Kunst ist ein Ereignis. Sie setzt in uns etwas in Bewegung. Kunst kann "Geschmackssache" sein. Wir suchen z.B. im Bild, in der Oper u.a. immer nach einer gewissen Harmonie. Kunst ist zu verstehen als Folge unserer eigenen Wahrnehmung, unseres Fühlens und Denkens. Oft erfüllt uns Kunst erst dann, wenn wir das Einzelne im Kunstwerk betrachten und finden können, schließlich das Ganze durch unsere Seele ziehen lassen.
Um Kunst, den Künstler und sein Werk. die musikalische Aufführung, den Museumsbesuch auf uns wirken zu lassen und zu verstehen, benötigen wir hin und wieder die verständnisvolle Erklärung, auch die Führung und Begleitung. Bei Musik (alt/neu), unserem Verständnis dafür, benötigt mancher ein wenig Liebe zur Musik und freudigen Zugang.
Im Grunde möchten wir Kunst genießen und fühlen. Uns beseelt der Wunsch, sie möge uns ausfüllen, erreichen, inspirieren.
Bei der Beschäftigung mit Kunstwerken möchten wir etwas erkennen, nach dem Zeitgeist werten, wir möchten uns dazu bekennen. Bei Musik empfinden wir, sie möge verbinden. Malerei möge gefallen. Einen besonderen Aspekt sahen wir im Verhältnis von Kitsch und Kunst. Das wird wohl immer ein strittiges Thema bleiben. Denn letztendlich wollen wir doch, dass Kunst gefällt und etwas Schönes in unserem Leben ist.
Nicht über alle Gebiete der Kunst, die unser Leben berühren, konnten wir umfassend diskutieren, so z.B. über Baukunst, Bildhauerei oder Filmkunst. Für diese Genres könnte später noch einmal über ein Thema nachgedacht werden. Auch wäre es sinnvoll, sich über die Bestrebungen der Gesellschaft zum Eingrenzen der Kunstförderung und das Zulassen des Kunstabbaus (Kulturverfall) auszutauschen.

Abschließend können wir sagen, Kunst wirkt auf unser Leben ein, gibt uns Anregung und Erfüllung. Die Erkenntnis, Kunst jemals umfassend zu verstehen, wird wohl niemals abgeschlossen sein. Alles erlebt man nur einmal und das ist einmalig.

Ja, letztendlich: Die Kunst ist der Spiegel des Lebens. Wir erkennen darin unsere Zeit, die Menschen und uns selbst. (Gorki)

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