Szenarium3
Stand:
Das Modellprojekt "Gemeinsam lernen übers Netz" des ZAWiW ist seit März 2005 abgeschlossen. Die Idee des Projekts und das Angebot wird vom ViLE-Netzwerk weitergeführt. www.vile-netzwerk.de
Szenarium 3 - Hans L. lernt virtuell
Hans L. ist 32 Jahre alt, (wieder) alleinlebend und engagiert in seinem Handballclub. Von seiner Ausbildung her ist er Zimmermann, seit 8 Jahren arbeitet er als Geselle in einer ortsansässigen Holzfirma. „Tele-Learning“, „Distance-Learning“ (Fern-Lernen) oder „Lifelong-Learning“ (Lebenslanges Lernen) sind Schlagworte, mit denen Hans L. bis vor einem Jahr noch gar nichts anfangen konnte. Er hatte zwar in der Zeitung gelesen, daß sie etwas mit den neuer Medien (Internet, CD-ROMs, Interaktives TV etc.) im Bildungsbereich zu tun haben, aber das war gerade alles. Neue Techniken interessierten ihn nur, wenn sie seinen unmittelbaren Arbeitsbereich betrafen, und da brauchte er keinen Computer, sondern gut funktionierende Maschinen. Internet hielt er schlechtweg für eine Geldmacherei von ein paar Firmen, ihm sei Sport und Bewegung wichtiger als das „Verhocken“ vor unnützen Informationen, sagte er immer. Allerdings hatte er im Vereinslokal nach den Spielen seine Kumpel öfters über verschiedene Anwendungsbereiche und neuere Entwicklungen im Hardware- und Softwarebereich debattieren hören und kam sich manchmal ganz schön “out“ vor. Da die Auftragslage seiner Firma Konjunkturschwankungen unterliegt, ist sein Arbeitsplatz keineswegs gesichert. Deswegen hat ihm vor einem Jahr ein Freund zugeredet, sich beim örtlichen Arbeitsamt beraten zu lassen, welche Alternativen es für ihn beruflich gibt. Durch mehrere Gespräch ist ihm klar geworden, daß die neuen IuK-Technologien auch in seinem Arbeitsbereich nützlich sind und daß für ihn eine Weiterbildung in diesem Bereich wichtig ist. In einem Tele-Lernstudio hat er dann zwei Einführungskurse in Computer- und Internetnutzung besucht, nach dem Kurs hat er in der Internet-Café-Ecke mit seiner Service-Carte ein bißchen frei herumgesurft, manchmal ist er tatsächlich „verhockt“. Er hat festgestellt, daß es für seinen Beruf eine Menge interessanter Informationen, Diskussionsforen und Weiterbildungsmöglichkeiten im Internet gibt und daß es interessant ist, sich mit KollegInnen virtuell über neue Methoden des ökologischen Bauens auszutauschen und die entsprechenden Bilder und Baupläne gleich einsehen zu können. Er hat sogar sein Englisch-Wörterbuch wieder hervorgekramt. Seit 2 Monaten ist er nun bei einem Tele-Lern-Kurs eingeschrieben und hat zunächst einmal zwei Seminare belegt. Wenn er eine Reihe der angebotenen Seminare erfolgreich abschließt, kann er eine Zusatzqualifikation als „geprüfter Fachmann für ökologischen Holzbau “ erwerben, was ihm für seine berufliche Absicherung wichtig ist. Er hat sich für diese Art des Lernens entschlossen, weil die digitalen Medien ihm eine freie Einteilung seiner Lernzeiten und Lernorte ermöglichen und so seine anderen Verpflichtungen nicht beeinträchtigt werden. Er findet es gut, daß er inhaltlich und methodisch den Lernprozeß selbst bestimmen kann, das multimediale Lernen mit den verschiedenen sachlich und methodisch gut aufgearbeiteten Materialien (Bücher, Internet mit TV-Präsentation, Video) fällt ihm leichter als gedacht. Besonders die Fallbeispiele interessieren ihn und fordern ihn zu Problemlösungen heraus. Arbeitsergebnisse schickt er an einen Tutor, der sie ihm mit individuellen Korrekturanmerkungen zurückschickt. Auf Videokonferenzen werden übergreifende oder strittige Fragen diskutiert, dadurch hat er seine LernkollegInnen kennengelernt, mit zwei anderen Kursteilnehmern hat er eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich auch einmal monatlich trifft. Eine Lehrer-Schüler-Hierarchie gibt es bei diesen Kursen nicht. Wäre das in meiner Schulzeit genauso gewesen, denkt er, hätte ich mich mehr angestrengt und sicher einen höheren Schulabschluß gemacht. Die technische Ausstattung für das Lernen hat er bei einem Provider geleast, weil ihm eine einmalige Anschaffung der Geräte zu teuer war. Jetzt ist er ganz froh darüber, denn es gibt bereits wieder neue, interessante Entwicklungen auf dem Computermarkt. Seine Eltern sind seit neuestem an die öffentliche E-Mail-box ihrer Stadt angeschlossen, das findet er Spitze, so gelangt noch nachts mal ein schneller Gruß nach Hause.
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