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TownstoriesStand: Agnes
Lisek Tel.
++49(0)30 67893739 agneslisek@gmx.de Autorin,
Verlegerin, Liedermacherin Begegnungen
„Die
persönliche Stadt“ Europaprojekt
Rom 20.-24.11.2002
1.
Stadtrundgang 1.1.
Nicht nur arbeiten Wir sollten nicht nur arbeiten in Rom und unser Europaprojekt der „persönlichen Stadt“ vorantreiben. Der Nachmittag des 23.11. und der gesamte Sonntag standen uns zur Erkundung Roms zur Verfügung. Das alles
bei sowohl milden als auch unfassbaren 20 Grad Außentemperatur und
Sonnenschein. Wir ließen
also einmal mehr unsere dicken Wintermäntel, Schals und Regenschirme im Hotel
und stürzten uns ins geschichtsträchtige Rom. Mauritio, unser sowohl
freundlicher als auch kompetenter Führer und gebürtiger Römer lud uns zu
einem Rundgang durch seine Stadt. 1.2. Die
persönliche Stadt – Mauritio zeigt uns die Schokoladenseiten Die Route
begann dort, wo uns die UPTER entließ, in der Via de la Groce. Vis a vis das
Mausoleum Augustus. Weiter führte uns die Route durch die Via del condotti, DIE
konsumträchtigste Einkaufsmeile Roms. Eine
einfach gekleidete Amerikanerin bittet mich, ein Foto zu schießen. Sie vor
Armani. Später posiert sie vor Gucci. Dabei sein ist eben alles. Für viele. Die berühmte
spanische Treppe liegt direkt vor uns und wirkt wie angekündigt mittelprächtig
imposant. Den alten Filmklassiker „Ein Herz und eine Krone“, durch den sie
so berühmt wurde und der sie so groß erscheinen ließ, kenne ich leider nicht.
Die
Fontana di Trevi, ein gigantischer Neptunbrunnen direkt an die Front einer alten
Villa gesetzt, ist ungewöhnlich und dicht umlagert. Bernini, Italiens
Stararchitekt machte es möglich so zu bauen. Wir
machen eine kleine Rast und halten die Nase in die Sonne. Das
Pantheon ein Tempel, allen Göttern geweiht, ist gewaltig und nahezu unzerstört
seit nunmehr zweitausend Jahren. Das riesige Kuppelloch lässt aufgrund feiner
Luftverwirbelungen keinen Regen hinein. Der
Piazza Navona ist ein riesiger langgestreckter Platz und als Stadion mitten im
Herzen Roms erbaut. Pferderennen konnten hier ebenso abgehalten werden, wie,
nachdem der eigens so konzipierte Platz geflutet wurde, Seeschlachten und
Piratenspiele. Die reichen Patrizier brauchten sich nur aus ihren Häusern zu
lehnen. Wie praktisch und bequem. 1.3. Die
sprechende Statue Am Piazza
Pasquino steht eine Figur aus hellenistischer Zeit, dem 3.Jh.v.Chr., die bei
Bauarbeiten gefunden wurde. Sie steht seit ca. 15oo Jahren an dieser Stelle. Berühmt
wurde sie, als ein spottlustiger und satirischer Schneider namens Pasquino sie
zur „sprechenden Statue“ machte und es Mode wurde, seinen Unmut über Papst
und Regierung in Spottversen an die Marmorstatuen zu heften. Die sprechenden
Statuen haben seitdem eine lange Tradition in der ewigen Stadt und die oft
treffenden Sprüche wurden gefürchtet und, bei Bekanntwerden des Urhebers, auch
mit dem Tode geahndet. Auf dem
Weg zum Capitol zeigt uns Mauritio die ehemalige Residenz Sophia Lorenz. Ein
eigenwilliges Schlösschen hoch über den Dächern Roms. Heute hat auch sie an
Banken verkauft. Wie inzwischen so viele. Museen,
Kirchen und Banken – das ist das heutige Bild der Innenstadt. Banken, die
Museen der Neuzeit? Am
Capitol, auf dem wichtigsten der sieben Hügel Rom`s erbaut, angekommen, haben wir noch etwas Zeit, so dass wir
das rückwärtig gelegene Forum Romanum, das Colloseum und den Triumphbogen
sehen können. Dann
erwarten uns „unsere“ Römer und wir werden durch die weniger interessante
Gemäldegalerie und Porzellanfigurenabteilung geführt. Bleierne Müdigkeit
breitet sich aus, aus der uns auch das Original von Romulus und Remus nicht
herausreißen können. Die meisten von uns sind einfach k.o. und ziehen es vor,
zum Hotel zu fahren. 1.4. Die
Wolfsmutter und ihre Nachkommen Gemeinsam
mit Mauritio sehe ich mir noch die etruskische Ausstellung an. Das ist das
eigentlich Interessante in den capitolinischen Museen. Wir sehen
die Original Statur von Marc Aurel hoch zu Ross. Vor erst fünf Jahren wurde sie
ins Haus gestellt, nachdem sie 1300 Jahre unter freiem Himmel stand. Sie wird
nicht restauriert, denn es heißt in einer Prophezeiung, dann würde Rom
untergehen. Die
Wolfsmutter „LUPA CAPITOLINA“ aus dem 5. Jahrhundert vor christl.
Zeitrechnung ist heute noch Wahrzeichen der Stadt, obwohl die Etrusker von den Römern
besiegt wurden. Was es mit den sieben Königen auf sich hat, ich denke dabei
sofort an Alexander Wolkows sieben unterirdische Könige, blieb mir bisher
verschlossen. Wir sehen
die bronzenen Gänse, die, einer Legende zufolge, als Rom überfallen werden
sollte und die Armee schlief, diese mit lautem Schnattern und Flügelschlag
weckte und so Rom vor dem Untergang retteten. Der junge
Spinario, der kleine Junge mit eingetretenem Nagel, ist ebenso wundervoll und
stark emotional gearbeitet, wie die trauernde Frau und der sterbende Gallizier.
Die Schöpfer dieser großen Werke, die Bildhauer sind meist unbekannt. Überreste
vom Koloss Nero, der auf dem heutigen Platz des Colosseums stand und auch diesem
den Namen gab, finden sich hier auch. Eine wohl drei Meter hohe Hand, ein vier
Meter großer Kopf. Die Römer waren auch größenwahnsinnig. Ein alter
Mönch aus Mamor lässt mich an einen ZEN Meister denken und ich bin erstaunt,
dass Mauritio ZEN, Buddhismus und sogar Reiki kennt. 1.5. Mit
53 Jahren, da fängt das Leben an Unterwegs
zur Metro erzählt er mir von seinem vorzeitigen Ruhestand bei der Bank und wie
er den genießt. Nach 30 Jahren Arbeit darf man in Italien in den vorzeitigen
Ruhestand. Bei 80 % der Nettobezüge. Da gab es nicht viel zu überlegen. Mit
seinen 53 Jahren ist Mauritio noch sehr rüstig, reist viel und gern, lernt
tanzen, aktiviert sein Deutsch. Unlängst
absolvierte er einen Restaurationskurs für Möbel und will sich in seinem
Landhaus an einem ersten kleinen Schrank versuchen. Auch im
Aquarellmalen versucht er sich wieder. Nach langer, fast 40 jähriger Ruhepause.
Ein sehr angenehmer Mensch. Er beginnt nun, das Leben zu genießen. Leider kann
er nicht mit zum abendlichen Treffen ins Hotel, da sein Bruder aus Amerika zu
Besuch da ist und er bei den Eltern erwartet wird. „Unsere“
anderen Italiener treffen wir dann in der Casa Valdese, unserem Hotel und
Ruhepol im sonst hektischen und lauten Rom, zum gemeinsamen Musizieren und
Dinieren. 2. Ein
Tag und so viele Pläne - wir „erobern“ Rom im Alleingang Der
Sonntag empfing uns nicht weniger heiter. Letzte Chance, Rom mit allen fünf
Sinnen zu inhalieren. Ungeduldig warteten wir beim Frühstück auf Carmen aus
Ulm, um die Getränkeabrechnungen zu begleichen und letzte Verabredungen zu
treffen. Wir saßen wie auf Kohlen, hatten wir doch nur bis 15 Uhr Zeit. Jede
Minute zählte. Der
Anstand und Barbara, der personifizierte Anstand, geboten uns, nicht im Zimmer
der Ulmerin anzurufen. Carmen jedoch meinte, nachdem sie gegen 9 Uhr endlich
eintraf, das hätten wir ruhig tun können .... Cel a vis. Nun
konnten wir endlich los. 2.1. Skt.
Clemens und die Zeit des Stierkultes Punkt 1
– Sankt Clemens, die dreietagige Kirche in der Via Giovanni. Beinahe hätten
wir sie verfehlt, so unscheinbar wirkt sie nach außen. Doch wie bei so manchem
ruhigen Mitbürger unverhofft anzutreffen, fanden wir auch bei ihr einen
ungeheuren Tiefgang. Bis in
die Mithrawzeit, ins 1.Jahrhundert und die damals blühende Zeit der
Stierkultur, führten uns die endlosen Stufen hinab. Und - ihre Wurzeln reichen
weit in die heutige Gesellschaft. Noch heute machen die Römer mit den Händen
das Zeichen des Stiers, wenn sie eine unangenehme Begegnung haben. Um das Böse
abzuwehren. Wie die Gläubigen sonst ein Kreuz schlagen. Skt.
Clemens - die Kirche unter der Kirche unter der Kirche – der ungeschliffene
Rohdiamant unter Roms oft allzu pompösen Gotteshäusern. Ein Relief mit Maria
in zentraler Position und den Padres ihr zu Füßen muss wohl der
patriarchalischen Kontrolljustiz entgangen sein. Oder ist geduldet, weil sie
angeblich den jungen Clemens in Händen trägt. Für mich eine versöhnliche
Reliquie. Jedoch unter den 50 Postkarten an der Kasse sucht man (Frau) dieses
Relief vergeblich. 2.2.
Domus Aurea – Nero`s künstliche Oase Weiter führt
uns unser Weg zum Domus Aurea, dem wiederentdeckten und einst verschütteten,
inzwischen unterirdischen Palast des Nero. Mutete der Blick aus dem großen Saal
den Hügel hinunter bis zum damaligen See (auf dem heute das Colosseum steht) an
wie eine künstliche Landschaft? In mir steigen Bilder an die in Deutschland so
beliebten Thermal- und Kristallthermen hoch. Auch sie künstliche grüne Oasen
mit Bade-, Sauna-, Massage- und kulinarischen Verwöhntrakten. Jederzeit abruf-
und nutzbar, weil unabhängig von der Witterung gebaut. Nero entsprach wohl mit
seinen Vorstellungen origineller Belustigung und Freizeitvergnügung schon
damals ganz dem heutigen Trend. Oder wir seinem. Neoklassizismus genannt, im
Gewand der Moderne. 2.3. Skt.
Peter – Nabel der katholischen Welt Höhepunkt
unserer Besichtigungstour sollte „die Kirche“ im Vatikanstaat werden –
Skt. Peter! Also fuhren wir noch einmal mit der Metro in Richtung Hotel und
stiegen eine Station nach Lepanto, am „Ottaviano“ aus. Der
Petersplatz, auch er ein Meisterwerk Berninis, stimmte uns hoheitsvoll auf
kommendes ein. Skt.
Peter selbst, ein etwas gedrungen wirkender Koloss aus Mamor und Alabaster.
Riesig und mächtig, eine Homage der Kirche an die Kirche, an ihre Päpste und Fürsten.
Eine in Stein gemeißelte Demonstration von Macht und Geld. Eine ungefragte
Antwort und Anmeldung auf Vorherrschaft in der religiösen Welt. In jeder Nische
und Ecke ein anderer Papst, der über die Massen gebietet und dem devot und das
ist auffällig, besonders Frauen zu Füßen liegen. Die Hierarchie ist klar.
Kirche von Männern für Männer und das natürlich möglichst für die
Ewigkeit. In einer
Kirchenbank nehme ich Platz und nehme Kontakt zur großen Mutter auf. Sie wirkt
ätherisch hier und schwach, ist aber anwesend. Ich flüchte
nach 20 Minuten aus diesem Protzbau. Einstimmig wertschätzen wir im Gespräch
die architektonische und auch kulturhistorische Leistung des Petersdomes. Ein bißchen
arrogant urteilen wir über seine Überholtheit in heutiger Zeit.
Ein wenig lästern wir auch über die alten, grauen Herren, die nicht
lassen können von den alten Spielen um Macht und Pomp. Die die
Wandlung des Zeitgeistes nicht bemerken oder ignorieren und den richtigen
Zeitpunkt zum Abtreten verpassen... . Dann
fahren wir mit Umweg über das Hotel direkt zum Flughafen. 3. Rückflug 3.1. Mein
linker Platz im Flieger oder der kleine Engel In der
Swissair setzt sich eine junge Familie zu mir. Ein kleiner Säugling auf dem Arm
der zierlichen Frau brüllt mich gequält an. Ich hege
Fluchtgedanken, bleibe aber, hoffend auf Besserung. Die tritt ein, als der
kleine Menschensohn endlich angeschnallt ist und zufrieden nuckelnd an Mamas
Busen saugt. Meine Frage nach dem Namen des Kindes wird mit einem „Gabriel Pio“
freundlich beantwortet. Natürlich
schließt sich gleich meine Rückfrage nach diesem schönen, aber ungewöhnlichen
Namen an und ich erfahre, dass der Junior vorgestern beim Papst zur Segnung
gewesen sei. Müssen
die Eltern wohl sehr gläubig sein, denke ich für mich und frage nochmals nach:
“ Waren Sie zur öffentliche Audienz am Samstag dort und wie lange vorher mussten sie sich anmelden?“. 3.2.
Private Audienz beim heiligen Vater Der junge
Vater antwortet im schönsten Schweitzerdeutsch: “Wir
hatten eine private Audienz beim heiligen Vater. Ich war 2 ½ Jahre lang
Mitglied der Schweitzer Garde (die mit den bunten Uniformen) und bin somit
Mitglied der päpstlichen Familie. Als solche durften wir zur Segnung nach Rom
fliegen. Wollen Sie ein paar Fotos ansehen?“. Einigermaßen mühsam versuche
ich, meine Kinnlade wieder in Richtung Oberkiefer zu ziehen. Sprechen
wir von dem Papst, von dem wir vor fast genau drei Stunden noch ungezwungen lästerten?
Mir wird ein bißchen unheimlich. Gern
nehme ich aber sein Angebot an. In einem großen A 4 Umschlag stecken zirka
zwanzig nigelnagelneue Hochglanzfotos von der privaten Audienz in den päpstlichen
Gemächern. Vier
Personen zähle ich, die stolzen Eltern, den kleinen Gabriel und den Papst
selbst. Einmal steht einer seiner beiden Sekretäre neben ihm. Der Papst
mit segnender Hand über dem Kind, der Papst bei der Begrüßung durch Handkuss,
der Papst im Gespräch mit den jungen Leuten, der Papst mit Rosenkranz. Die
jungen Eltern festlich gekleidet und strahlend. Eine große Ehre. Der Papst
selbst sieht gar nicht hinfällig aus, wie ich es den Medien bisher entnahm. Er
lächelt gütig und sehr warmherzig. Ich bin
einigermaßen erschüttert. Die Fotos
übrigens schoss der Hoffotograf des Papstes und entwickelte sie gleich in der
Vatikanstadt. Sein Stempel ziert das Adressenfeld des Umschlages. 3.3.
Ausquetschen - wie eine Zitrone Ich beglückwünsche
die jungen Leute. Sie sind sehr glücklich und dankbar. Dann frage ich den
jungen Mann, der übrigens eine polnische Frau heiratete, was sicher auch wieder
den Papst freute, aus. „Entschuldigen
Sie, wenn ich Ihnen zu aufdringlich werde, sie müssen die Fragen auch nicht
beantworten und vielleicht dürfen sie auch nicht. Können Sie mir sagen, wie
der Tagesablauf des Papstes aussieht und wie er wohnt?“. Ich fügte
schnell noch hinzu, dass ich wisse, der Dalai Lama stehe täglich um 3 Uhr auf
und deshalb interessiere mich speziell diese Zeit“. Der junge
Mann hatte nämlich vorher gesagt, dass er zu ca. dreißig Prozent Dienst in den
Privatgemächern des Papstes getan hätte. „Und -
was ist er für ein Mensch, dieser Papst?“ wollte ich noch wissen. Doch, er
dürfe mir diese Fragen beantworten, versicherte mir der junge Mann. „Der
Papst steht täglich um 4:30 Uhr auf, danach betet er ca. 1 ½
Stunden. Dann folgt ein kleines Frühstück und danach nimmt er sich Zeit für
die Korrespondenz und Audienzen. Sein Zimmer ist sehr spartanisch, fast
minimalistisch eingerichtet – sie finden dort ein sehr altes Bett, einen
Tisch, einen Stuhl und seine eigene Bibel. Der Papst lebt für sich sehr
schlicht. Er spricht immer davon, dass er hier ist, um den Menschen zu dienen“
beendet er die Beantwortung meiner Frage. „Mit
Verlaub, ist er denn noch so richtig geistig rege, er wirkt oft so hinfällig
und gebrechlich“ frage ich nun nach. 3.4.
Parkinson und die Aura des Papstes „Das täuscht“,
sagt mir der junge Mann ruhig. „Der Papst leidet leider an der Parkinsonschen
Krankheit, d.h. Schüttellähmung, und wirkt auf Außenstehende dadurch oft sehr
instabil. Das ist jedoch eine rein physische Krankheit, die die geistigen Kräfte
des Betroffenen nicht beeinträchtigt“. Das ist
mir bekannt, litt doch auch der inzwischen verstorbene Maler Fink von der Insel
Hiddensee an dieser heimtückischen Krankheit. Der junge
Mann kann mir bestätigen, dass der Papst geistig sehr fit sei, sogar die
Namen aller seiner Leibgardisten kennt, sich sehr für aktuelle
Ereignisse interessiert und einen Großteil seiner Korrespondenz sogar
handschriftlich erledigt. Er arbeite sehr viel und hätte in der Regel
mindestens einen 14 Stunden Arbeitstag. Der junge
Mann spricht mit großer Hochachtung vom Papst, so dass ich nicht umhin komme,
ihn darauf anzusprechen. „Sagen
Sie bitte, viele bedeutende Persönlichkeiten werden und wurden von ihren
unmittelbaren Bediensteten gering geachtet, weil sie aufgrund der Nähe, sehr
wohl auch deren Fehler kennen. Bei Ihnen habe ich das Gefühl, sie sprechen mit
großer Hochachtung vom Papst?“ „Ja,
das ist richtig“ nickt der junge
Mann mit dem Kopf. „Er ist einfach ein wunderbarer Mensch. Sehr schlicht, sehr
freundlich, mit einer großen Ausstrahlung“. Ich bohre
sofort nach: “Meinen Sie damit die Ausstrahlung, die man auch als Aura
bezeichnen kann?“ und bin gespannt auf seine Reaktion. Mit einem
leichten Schmunzeln nickt er wieder: „Ja, richtig, das, was Esoteriker als
Aura bezeichnen würden. Diese Ausstrahlung hat er - sehr kräftigend und mitfühlend,
liebend halt“. Und ergänzt
nach kurzer Pause: „Viele Audienzsuchende, auch solche mit stark conträrer
Einstellung zur Institution Kirche haben mir diese Wahrnehmung wieder und wieder
bestätigt. Haben ES gespürt in seiner Nähe. Wurden vielleicht nicht bekehrt,
aber doch sehr berührt von der Nähe des Papstes, von ihm als Menschen, von
seiner Person“. 3.5.
Frauen im Vatikan Nun will
ich es wissen und befrage ihn nach den Frauen in der Vatikanstadt. Sein
Schmunzeln wird breiter, offener: „Es
arbeiten viele Frauen in der unmittelbaren Umgebung des Papstes, wie überhaupt
in der Vatikanstadt. Der Papst schätzt die Frauen sehr und betont immer wieder,
dass ohne sie gar nichts ginge“. Wie groß der prozentuale Anteil der Frauen
an der Gesamtzahl der arbeitenden im Vatikan sei, das wisse er allerdings nicht.
„Der
Papst hat sich auch für eine Wiederbelebung und höhere Gewichtung des
Marienkultes eingesetzt, er verehrt Maria sehr“ schließt er das Thema
ab. Das war auch mir neu und nicht unsymphatisch. Er erzählte
mir noch, dass dieser Papst ein besonders volksnaher Papst sei. 3.6.
Mitglied der päpstlichen Familie – auf Lebenszeit Das während
seiner Dienstzeit beim Papst sein größter und wichtigster Staatsbesuch der
Besuch beim König von Thailand gewesen wäre. Denn natürlich reisen die als
Bodygards ausgebildeten Gardisten auch in Zivil zum Schutze des Papstes durch
die Welt, besuchen Messen und Audienzen. Er wohnt jetzt
wieder in der Schweiz und möchte bald einmal mit seiner jungen Frau nach
Thailand fahren. Als Mitglied der päpstlichen Familie dürfe er jederzeit im
dortigen Palast wohnen. Er selber wird
demnächst bei der Schweizer Telekom anfangen zu arbeiten, seine Frau bliebe zu
Hause, denn „Klein - Gabriel braucht sie dringender als die Arbeit“. Das sehen wir,
denn gerade wird diesem die zweite Brust gereicht. Bald sind wir
in Zürich und verabschieden uns mit vielen guten Wünschen füreinander. Eine merkwürdige
und eine sehr schöne Begegnung. Ein bißchen menschlich näher und wärmer ist
mir der Papst geworden, das muss ich zugeben. Auch wenn ich nicht ihn persönlich,
sondern seinen Boten traf. Und - wie froh
und dankbar bin ich, nicht vor dem schreienden Säugling in eine andere
Sitzreihe geflüchtet zu sein... .
Agnes
Lisek 26.11.2002 |