Oh, Tannenbaum, oh Tannenbaum
von Chris Grawert-Wagner
Eine Lebenstradition
Glitzerglanz, güldener Bänderschmuck, liebste Vögelein, zarte
Sternchen, verlockende Süßigkeiten, heimeliges Kerzenlicht– das sind
Zutaten, die einen schlichten Baum zum glanzvollen Weihnachtsbaum
machen.
Fast jeder besitzt „seine“ Weihnachtsbaumgeschichte als festen
Bestandteil seiner Biografie, die jedes Jahr aktiviert und durch neue
Erlebnisse und Eindrücke fortgeschrieben wird. Zu Weihnachten in der
Nachkriegszeit, so wie ich sie erlebt habe, gab es bei uns kaum
schmückendes Beiwerk. Umso mehr hinterließen die Kerzen einen
beeindruckenden, festlichen Glanz. Und mancher denkt an Heinrich Bölls
skurrile Geschichte „Und das nicht nur zur Weihnachtszeit“.
Heutzutage ist die Angebotsfülle kaum noch zu übersehen. Dazu gibt es
wechselnde Moden: den Baum schmücken nur in Blau oder Rot oder Gold oder
minimalistisch nur mit Plastiktannenzapfen ohne Kerzen? Die Attraktion
eines beleuchtenden Weihnachtsbaums nutzen auch die Kommunen: Wer hat
den höchsten, welcher die meisten Lichter?
Quelle: www.photocase.com
Fränkische Weihnacht
Der Zeitgeschmack aber auch regionale Bräuche haben sich in der
Gestaltung des Weihnachtbaumes niedergeschlagen. Die Besucher des
Christkindlesmarktes in Nürnberg werden in diesem Jahr (bis 5. Januar
2007) zum Besuch der „glitzernden Welt des festlichen
Christbaumschmuckes“ im Nürnberger Rathaus eingeladen – bei freiem
Eintritt. Zahlreiche Objekte aus der Sammlung Helmut Weiß (Schwandorf)
werden gezeigt. Dazu gibt es historische Ansichten und Fotos aus
Familienalben über die festlich geschmückten Weihnachtsbäume. Im
Mittelpunkt haben die Planer einen original Christkindlesmarkt
aufgebaut, umgeben mit „verschiedenen historisch geschmückten“
Weihnachtsbäumen. Gezeigt wird auch eine Auswahl elektrischer
Lichterketten aus den 1920er Jahren. Sie haben damals als letzter
modischer Schrei gegolten.
Rauchgoldengel in Gefahr
Bereits zum zehnten Mal lädt das Spielzeugmuseum zur Weihnachtszeit
ins Nürnberger Rathaus. Es stellt die verschiedenen Aspekte der
fränkischen Weihnacht dar, damit das kulturelle Erbe stets im
Bewusstsein bleibt. Außer den Themen zu Lebkuchen, Glühwein,
Adventskugeln oder Schneekugeln gab es vor zwei Jahren den Schwerpunkt
Rauchgoldengel, eine Nürnberger Spezialität. Im letzten Drittel des 18.
Jahrhunderts sollen sie in Nürnberg bekannt geworden sein. In der Figur
des Rauchgoldengels „vereinten sich ältere Traditionen der Engels- und
der Christkindvorstellungen, die sich als Ersatz für die katholischen
Krippenszenarien gut in protestantische Weihnachtsrituale einbinden
ließen“. Im Laufe des 19. Jahrhundert hat der Rauschgoldengel sich
seinen Stammplatz an der Spitze des Christbaumes erobert. Allerdings
muss er in unserer globalisierten Welt kämpfen: gegen den allzu oft
kitschigen Santa Claus, den Import aus den angelsächsischen Ländern und
das rotnasige Rentier aus dem Norden.
Der vergessene Tannenbaum
Aber warum gibt es die Tradition um den Christbaum? Ruth Reichmann
sagt, dass das Tannengrün ein Symbol der Unsterblichkeit gewesen sei.
Dunkelheit und Kälte und satanische Kräfte sollten durch die Zweige
abgewiesen werden.
Quelle:www.photocase.com
Im Laufe der Zeit jedoch bis heute werde das Grün nur noch zu dekorativen
Zweck verwendet. Im 14. Jahrhundert sei der geschmückte Tannenbaum
erstmals am Oberrhein als bäuerliche Tradition registriert, sowohl in
den Häusern als auch auf den Marktplätzen. Im Jahre 1605 sei ein erster
Bericht über einen dekorierten Tannenbaum in Straßburg datiert. Man habe
in der dunklen Winterzeit die Bäume mit Kerzen bestückt als Symbol für
die wiederkehrende Sonne.
Der Weihnachtsbaum, heute ein Tradition ohne Inhalte?
Links:
http://www.museen.nuernberg.de/spielzeugmuseum/ausstellungen.hrml
http://www.serve.com/shea/germusa/xmastree.htm
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