von Dr. Erna Subklew
Im Herbst 2005 wurde im Ruhrgebiet ein Projekt durchgeführt, das
sich „Erinnern-vergessen / Kunst-Stücke Demenz“ nannte. Es wurde
gefördert vom Schlosstheater Moers, der „Gemeinnützigen Gesellschaft für
soziale Projekte“ und dem „Verein Lebens-Kunst e.V.“ Essen.
Die immer älter werdende Gesellschaft lässt die Zahl der Menschen, die
dementiell erkranken, höher steigen. Was haben wir für ein Bild von den
so Veränderten, sehen wir nur noch den Verfall? “Erinnern-vergessen“
ging dieser Frage nach und beschritt dabei ungewöhnliche Wege. Es setzte
die Erfahrungen in Theaterstücke um in Zusammenarbeit mit den dementiell
veränderten Menschen.
Theaterprojekte
“Ich muss erst gucken, ob ich da bin“ hieß das erste Theaterprojekt.
Dementiell veränderte Menschen kommunizierten ihre Situation mit
Schauspielern. Aus diesen Gesprächen und Interviews entstanden dann die
Spielszenen. Die Proben fanden in der Tageseinrichtung Duisburg statt.
Professionelle und ehrenamtliche Kräfte unterstützten die Arbeit. So war
es möglich, Kontakt zur Welt der dementiell veränderten Menschen zu
bekommen, ohne sie vorzuführen.
„eiasurre, eiasurre“ hieß ein anderes Theaterprojekt. Demenz wirkt sich
nicht nur auf das Gedächtnis der Menschen aus, sondern verändert
gleichzeitig ihre Bewegungen und Tätigkeiten. Spielort dieses Stückes
war eine Tanzschule. Durch Musik und Tanz suchten die Initiatoren nach
Erinnerungen im Körper der Betroffenen.
Das dritte Projekt entstand beim Schlosstheater Moers. Gespräche und
Interviews mit den betroffenen Menschen und ihren Angehörigen bildeten
den Ausgangspunkt. Die Aufführungen konzentrierten sich auf die
Grenzerfahrungen und Herausforderungen durch die Erkrankung.
“Ich schau in meinen Garten“ war das vierte Projekt, ein Gastprojekt aus
Südtirol, wo man unter gleichen Voraussetzungen arbeitet.
Alle Theaterprojekte wurden mehrere Male aufgeführt.
Weitere Aktivitäten
Die Theaterprojekte wurden von Dokumentarfilmern begleitet. Sie hielten
die Entstehung der Theaterprojekte fest und sollten die
Hintergrundinformationen sichern. Gleichzeitig wurden daraus aber
eigenständige Filme, die zur Veröffentlichung geeignet sind und über das
Verhalten der dementiell Betroffenen Auskunft geben.
Die Theaterproduktionen und die Dokumentarfilme sind die
Kristallisationspunkte des Projektes. Daneben wurden Schauspieler- und
Dichterlesungen veranstaltet und Musikaufführungen bei den Betroffenen
zu Hause angeboten. Mit diesen Aktivitäten will man den Betroffenen aus
dem Vergessen heraushelfen und einen Platz in der Gesellschaft sichern.
http://www.erinnern-vergessen.de/content/e63/index_ger.html#e64#Top
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