Stadt im Sand
Dubai – aus der
Wüste himmelwärts
von Clemens Thelen
Dhau in Fahrt, Creek, Foto: privat
Reise in die Wüste
Als
ich im März 2007 von Delhi kommend in Dubai Airport landete, hatte ich
mich auf ein paar erholsame Tage am Strand von Dubai eingestellt, quasi
als lockeren Ausklang meiner soeben beendeten, sehr beeindruckenden
Reise durch Nordindien. Was ich aber hier sah, ließ mich nicht einfach
im Liegestuhl am Strand des Oasis Beach Hotel relaxen, sondern machte
mich neugierig auf eine gigantische Stadt, die in ihren Dimensionen mal
so eben in gut 10 Jahren aus der Wüste gestampft wurde: Dubai – Stadt im
Sand, die wegen ihrer Gigantomanie einfach besticht.
Der Kernbereich der Stadt, Alt-Dubai, ist reizvoll mit seinen typisch
arabischen Gässchen, dem Gold- und Gewürzsouk, einer quirlig lebendigen
Fisch- und Gemüsehalle, sowie einem alles in allem idyllischen
Handelshafen am Creek von Dubai - mit Dhaus (Frachtschiff) und Abras
(Wassertaxi). Diese Altstadt-Idylle findet man vor einer allerdings
imposanten Skyline von Dubai, mit seinen immer höher und größer
werdenden Wolkenkratzern. Dubai – aus der Wüste himmelwärts!
V.A.E.
Die Golfstaaten rüsten sich anscheinend für die Zeit nach dem Ölboom.
Bahrain, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate wollen aufgrund
ihrer strategisch günstigen Lage zwischen dem Westen und Asien zur einer
Handelsdrehscheibe und einem Touristenzentrum werden. Allein in Dubai
werden in den nächsten zwei Jahren 40 neue Fünf-Sterne-Hotels gebaut,
und der Flughafen soll eine Kapazität von 120 Millionen Passagieren
bekommen. Dubai ist vor allem für seine vielen spektakulären Bauprojekte
bekannt. An keinem anderen Ort der Welt entstanden in den ersten Jahren
des 21. Jahrhunderts so viele weltweit Aufsehen erregende Bauwerke wie
in Dubai. 3/4 aller Baukräne der Welt stehen derzeit in Dubai!
Dubai
„Einmal träumen- Unter dem Fünf-Sterne-Himmel der Luxushotels“. Dies
ist die Schlagzeile eines GEO-Spezials von Anfang 2007.
GEO Special
- Dubai, Emirate und Oman,
Foto: GEO 1/ 2007
Dubai - größer, schöner, teurer: Das Golfemirat Dubai setzt seine
gigantischen Bauprojekte trotz ökologischer Bedenken in atemberaubendem
Rhythmus fort. Eine der ersten künstlichen Inseln, "Palm Jumeirah",
wurde Ende 2006 bezugsfertig.
Auf dem aufgeschütteten Eiland in Form einer etwa fünf mal fünf
Kilometer großen Palme – die man als Besucher allerdings nur erahnen
kann, weil man die Insel als Tourist nicht befahren darf - konnten die
ersten Besitzer von rund 4000 Wohnungen und Villen Einzug halten. Doch
die Belastung der Natur nimmt zu.
Stadt im Sand
Wer heute Dubai aus Deutschland ansteuert, hat gute 6 Stunden Flug
vor sich. Dubai Airport übertrifft alles, was man bisher an Luxus auf
Flughäfen gesehen hat. Zollabfertigungshalle mit ca. 30
Abfertigungsreihen, um dem Ansturm der Gastarbeiter (Bauarbeiter
vorwiegend aus Indien, Pakistan und Iran) gerecht zu werden,
Duty-Free-Mall ohne Ende, in Marmor und Glanz, wohin das Auge blickt!
Wer heute nicht glauben will, dass Dubai die Drehscheibe der Welt werden
wird, der möge hinfliegen. Es lohnt sich, zumindest es einmal gesehen zu
haben. Im Südwesten der Stadt entsteht derzeit Jebel Ali International
Airport (neu), etwa 4x so groß wie der heutige Dubai-Airport (alt)…...
mitten in der Wüste. Das größte Ikea-Haus entsteht ebenfalls in
Dubai.
Burj Dubai
In Dubai wird zur Zeit u.a. am höchsten
Turm der Welt gebaut, dem „Burj Dubai“ (Turm-Dubai). Um die
Konkurrenz zu verunsichern, soll die genaue Höhe des Gebäudes aber erst
nach Fertigstellung bekannt gegeben werden. Tatsächlich behaupten die
Entwickler, die genaue Höhe sei noch nicht einmal verabschiedet. Die
Finanziers wollen eben sicher sein, dass in Dubai das höchste Gebäude
der Welt entsteht.
Höhe: 705 Meter (unbestätigt)
Stockwerke über der Erde: ca. 200
Baustart: 2004
Bauende: 2008
Architekt: Skidmore, Owings & Merrill
Burj Al-Arab
Burj Al Arab, Foto: privat
Für die moderne Seite des Emirats, für das Dubai der Wolkenkratzer und
irrwitzig erscheinenden Großprojekte, steht das Burj Al-Arab (Bauzeit:
1994-1999), der „Finger Allahs im Persischen Golf“: Das Luxushotel in
der Form eines überdimensionalen Segels ist mit 321 Metern höher als der
Eiffelturm. Es ist eines der luxuriösesten und teuersten Hotels der
Welt mit 28 Etagen und 18 Aufzügen und nur 60 m kleiner als das Empire
State Building. Das Fundament der Anlage bildet eine künstliche Insel
260 m vor dem Strand von Jumeirah. Seine Stützpfeiler ragen noch einmal
40 bis 45 m in den Meeresgrund, um ein festes Fundament im Sandboden zu
gewährleisten. Das Burj al Arab wird häufig von der Presse als „einziges
7-Sterne-Hotel der Welt“ bezeichnet. Offiziell trägt es nur die maximal
zu vergebenden fünf Sterne.
Aber das alles erscheint erst wie der Auftakt, die Startphase zu einem
viel größeren Projekt. Denn von dem Dubai, das sich die Regierung
vorstellt, sind nach deren eigener Einschätzung erst zehn Prozent
umgesetzt. Am Rest wird noch gebaut.
Creek
Skyline am Creek, Twin Towers, Foto: privat
Dubai - Am Creek von Dubai geht es ruhig zu. Fast 15 Kilometer ragt der
Meeresarm in die Wüste. Ohne ihn wäre die Stadt am Persischen Golf gar
nicht entstanden. Immer noch liegen hier Dhaus am Kai, die
traditionellen Frachtschiffe, mit denen die Händler des Emirats seit
Jahrhunderten den Warenverkehr nach Indien, Pakistan oder in den Iran
organisieren.
Der Creek teilt Dubai in zwei Hälften. Wer von einer in die andere
möchte, setzt mit einem kleinen, Abra genannten Holzboot mit Dieselmotor
über.
Abra auf dem Creek, Foto: privat
Und wer es nicht eilig hat, kann mit so einem Wassertaxi auch den Creek
entlang schippern und die Stadt an sich vorbeiziehen lassen. Die Fahrt
ist wie eine Reise in die Architekturgeschichte des Emirats.
Battuta Mall
Battuta Mall, Dubai, Foto: privat
Gigantomanie könnte man sagen, wenn man es gesehen hat. Der
Superlativ übersteigt alles, was man an Einkaufszeilen, Einkaufshäusern,
Outlets oder Zentren gesehen hat. Zwar ist mir nicht ganz klar, wer dort
alles kaufen soll, aber es wird alles angeboten und zwar in
überdimensionalen Malls, die man am besten mit einem Taxi ansteuert.
Hier sind alle großen Marken der Welt vertreten, alle! Touristen kommen
aus den Hotels, von wo sie nach regelmäßigen Fahrplänen abgeholt und
wieder zurückgebracht werden, morgens, mittags und abends.
Die größte Mall von Dubai heißt „Emirates Wall“, unendlich lang,
unendlich quer, auf mehreren Stockwerken. Hier habe ich mich glatt
verlaufen, was aber eigentlich nichts Ungewöhnliches ist. Irgendwie
landet man immer wieder an irgendeinem riesigen Ausgangstor (es muss ein
Riesen-Tor sein, eine große Flügeltüre wäre einfach zu primitiv), wo
sich eine Schar von Taxifahrern anbieten, Dich ins Hotel zurück zu
fahren, für umgerechnet ca. 5 Euro. Das ist so ziemlich das einzige, was
in Dubai billig ist.
Emirates Towers
Die Emirates Towers sind zwei zusammengehörende Wolkenkratzer in
Dubai, der Emirates Office Tower und der Jumeirah Emirates Towers Hotel.
Sein Zwillingsturm, der Emirates Office Tower (auch Emirates Towers
One), ist mit 354 Metern Höhe und 56 Stockwerken nach der Baustelle des
Burj Dubai das zweithöchste Gebäude Dubais. Er beherbergt vornehmlich
Büros. Im Sockel des Gebäudes befindet sich zudem das luxuriöse
Einkaufszentrum „The Boulevard“.
Kultur
Auf internationales Niveau soll die arabische Kultur nach Plänen der
Regierung der Emirate gehoben werden. Dafür gibt es zentrale Pläne: Die
Buchmesse von Abu Dhabi meldete jüngst Besucherrekorde. Sie wird
erstmals in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse durchgeführt. 5000
Titel Weltliteratur sollen ins Arabische übersetzt werden. Bauwerke der
Superlative entstehen: das höchste Haus, das teuerste Hotel, die
künstlichste Insel. Die spannendste Kulturmeile soll errichtet werden
mit Museen und Konzerthallen für Kulturhungrige aus aller Welt. Auch ein
Louvre Abu Dhabi gilt als beschlossene Sache.
Olympiade
Und als ob noch nicht genug Größenwahn, Insider munkeln schon, dass
die riesige Winterhalle „Ski-Dubai“ mitten in der Wüste bereits als
Pilotprojekt für noch verrücktere Winterabenteuer der Metropole Dubai
gilt. Olympische Winterspiele 2022 in Dubai? Das klingt nicht nur
gigantisch, es wäre verrückt und ein Frevel an der Umwelt. Nicht nur die
alten Kulturnationen der arabischen Welt Ägypten und Syrien halten die
Emirate für Emporkömmlinge mit viel Geld.
Giga-City
Wenn all die Pläne wahr werden, dann wird Dubai bald eine Art
hypermoderne Giga-City sein, die modernste Stadt in weitem Umkreis, eine
Mischung aus Istanbul und Singapur, Bangkok und New York. "New York des
Nahen Ostens" wird Dubai heute manchmal schon genannt, aber der
Vergleich hinkt, auch wenn die Skyline stimmt.
Dubai – Stadt im Sand besticht, ja!
Es ist sehr beeindruckend, was sich der Mensch so alles zu Eigen machen
kann: Insel- (Land-) Gewinnung im Meer, riesige Entsalzungsanlage,
Wolkenkratzer ohne Ende, Einkaufswelten aus dem Nichts, 6-spurige
Verkehrswege, Metro, Sportanlagen (das größte [und teuerste]
Pferderennen der Welt ist Ende März – ein Riesenevent „mit viel Hut“!),
Skidome in der Wüste, Superlative eines modernen Städtebaus. Und alles
in kürzester Zeit, das besticht! In Dubai beherrscht der Mensch die
Natur – anscheinend. Denn seine Veränderungen bergen auch Gefahren für
Umwelt und Natur, und damit für die Nachwelt. Das sollte dem Besucher
von Dubai auch bewusst sein. Dubai – gigantisch, aber so schnell muss
ich auch nicht wieder hin……
Links
www.die-wolkenkratzer.de/
www.heinzalbers.org/dubai.htm
www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_special/52624.html
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