Höchste Seilbahn der Welt
Zwischen
heute und gestern
von Renate Wiese
In Venezuela wurde 1958 die längste Seilbahn der Welt mit der höchsten
Bergstation gebaut, die Teleférico de Mérida. Die über 12,5 km lange,
aus vier Teilseilbahnen bestehende Luftseilbahn führt von Mérida City
auf den Pico Espejo. In 4765 Metern Höhe liegt dieser Gipfel, 3191 Meter
Höhendifferenz wird dabei überwunden.
Sicht auf Merida
Die Talstation „Estación di Barinitas“ (1577 Meter) liegt inmitten
der Innenstadt Méridas, am Plaza las Heroínas. In weniger als einer
Stunde erreicht man die Endstaion Pico Espejo.
Früh am Morgen sollte der Start sein, denn ab Mittag liebt es der Himmel
Méridas, die höchsten Gipfel in Wolken zu hüllen. Die Belohnung, der
majestätischen Rundblick über die Sierra Nevada, der Blick auf den Pico
Bolivar 5007 m, den Pico Humboldt 4942 m, den Pico Bonpland 4883 m, den
Pico Toro 4755 m und den Pico León 4740 m - die „fünf weißen Adler“-
würde genommen.
Der Bau
Die Teleférico ist eine Idee der Bergsteiger im Jahr 1952, zur
Erinnerung an die ehemaligen Mitglieder des Club Andino Venezolano. Die
Sierra Nevada sollte für die Bergsteiger und die Touristen einfacher zu
erreichen sein. Die Nationalregierung billigte das Vorhaben und 1956
wurden topographische Karten erstellt, um den Entwurf des Projekts zu
vereinfachen. Die Einweihung, geplant auf den vierhundertsten Geburtstag
der Stadt, fand offiziell nie statt, weil genau dann Papst Pius XII
starb.
1958 war 50% der Bahn fertig gestellt, gebaut von der französischen
Firma Applevage, die mit 25 verschiedenen Zulieferfirmen
zusammenarbeitete, wie die Firma Heckel aus Deutschland und für den
letzten Abschnitt die Schweizer Fairma Habbeger. Die Arbeiter kamen aus
dem umliegenden Gebirge Venezuelas, Techniker und Ingenieure aus vielen
Ländern der Welt.
Inzwischen ist das System modernisiert, die Elektronik erneuert und auf
Computersteuerung umgestellt worden, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Einsamkeit der Anden
Wer die Diskrepanz zwischen gigantischer Technik und einsamster
Natur hautnah spüren will, sollte sich die Wanderung durch die
menschenleere Andenlandschaft gönnen, mitten durch den Nationalpark der
Sierra Nevada. Die zweithöchste Station, Loma Redonda (4045 m), ist
Ausgangspunkt für die fünf bis sechsstündige Tour nach Los Nevados.
Anden nach los Nevados
Zuerst der Anstieg auf 4200 Meter zum Alto de la Cruz. Auch wenig
Steigung ist in dieser dünnen Luft anstrengend. Danach in wenig
geschwungenen Serpentinen leicht nach unten, von einem Berghang zum
nächsten, um gegen Abend endlich wieder auf Menschen zu treffen. Los
Nevados ist tief unten zu sehen.
Los Nevados
Hier, weit ab technischer Errungenschaften, ist Ochse und Pflug im
Ackerbau anzutreffen.
In den einfachen Posadas kann übernachtet werden. Nach einem
ausgiebigen Frühstück mit Arepas, fragt man im Dörfchen nach einem Jeep.
Auf sehr abenteuerlichen Schotterpisten nehmen Einheimische gegen
Bezahlung auch Wanderer mit auf die vier bis fünfstündige Fahrt nach
Mérida. Wer lieber den Rückweg zur Teleférico antritt, fragt nach
Begleiter mit Esel oder Maultier und kann den Weg zurück nach Loma
Redonda reiten.
Links
www.telefericodemerida.com/historia.php
www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/LaenderReiseinformationen.jsp
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