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Im Labor der Kuscheltiere

                                                von Anne Pöttgen

Wunderbare Mär
“Es war einmal eine Fee in einem weißen Gewand, die verkündete den Menschen: Weint nicht, wenn Euer geliebtes Katzentier stirbt, ich werde es wieder erwecken…..“ Und die Menschen glaubten der Fee und brachten ihr ein paar Haare oder ausgefallene Krallen ihres Tieres, damit sie daraus ihre geliebte Katze wieder auferstehen lassen würde.

Geklonte Katzen
.… das sind zwei. Natürlich wird man sagen, die Spenderkatze - tot oder lebendig – und der Klon. So gesehen sind es allerdings vier, über die viel berichtet wurde. Ein Paar aus dem Jahr 2001 und ein Paar aus dem Jahre 2004.
Fangen wir mit Paar Nummer eins an: Spenderkatze Rainbow wird in einem Artikel als „Waldkatze“ bezeichnet. Sie hat auch tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einer „Norwegischen Waldkatze“, sieht aber weniger edel und erheblich fetter aus.
Illustration
So ähnlich sieht Rainbow aus, aus Datenschutzgründen unscharfes Bild

Der Katzenklon wurde Cc getauft, was einmal als CatCopy ein andermal als CarbonCopy – E-Mail-Versender kennen den Begriff und Büromenschen auch – erläutert wird. Ob es sich um einen Kater oder eine Katze handelt, das konnte ich nicht herausfinden.
Nach den Gesetzen der Logik muss es eine Katze sein, denn die Spenderin wird Katze genannt. Aber leider ist die Bezeichnung der Art und des weiblichen Tieres gleich. Ist Rainbow ein Er oder eine Sie? Eine meiner Quellen sprach von Katern.

Der erste Klon
Erschaffen wurde Cc im Jahre 2001 in der Texas A&M University, vorsichtshalber per Kaiserschnitt entbunden. Das Team um Mark Westhusin verglich das Erbgut der beiden Tiere und es steht fest – es stimmt überein. Was nicht übereinstimmt, ist die Fellzeichnung. Die Mutter, pardon die Spenderin, hat ziemlich viel rote Farbe im Fell, das Kind, pardon der Klon, weniger. Auch ist die Musterung ein wenig anders. Wie das? Laut Aussage der Wissenschaftler wird die Fellfarbe nicht allein von den Genen bestimmt, sondern auch von anderen Faktoren während der Entwicklung. Welche das sind, wird in den Pressemeldungen nicht erwähnt.
Im Übrigen soll auch die Leihmutter, hier ist der Ausdruck Mutter am Platze, erwähnt werden: sie heißt Allie.
Cc war das Ergebnis des 87. Versuchs, bei 86 Embryonen war es nicht zu einem lebensfähigen Tier gekommen. Ein Foto des/der erwachsenen Cc ist bei Wikipedia zu sehen.

Und weiter?
Mitfinanziert wurde die Aktion von der Firma Genetics Savings & Clone, die sich gute Geschäfte versprach. Zahlreiche Tierbesitzer hatten bereits bei dieser Gesellschaft Zellen ihrer Vierbeiner deponiert. Die gute Fee im weißen Gewand war natürlich ein Professor im weißen Laborkittel.
Drei Jahre später – 2004 - gab es Presseberichte über eine weitere geklonte Katze. Der Kater Nicky war im Alter von 17 Jahren verstorben und seine Besitzerin ließ Kater „Little Nicky“ klonen. Herstellungspreis 50.000 Dollar. Zwei oder drei weitere Klontiere folgten. Ein Foto von Little Nicky  ist in einem Artikel des „Stern“ zu sehen. Link dazu im letzten Abschnitt.
Trotz dieses immensen Geldaufwands war das Klonen von Katzen und Hunden für die Firma kein Erfolg. Ende des Jahres 2006 schloss sie ihre Tore. Der Klonversuch des Hundes Missy hatte die horrende Summe von 3,7 Mio Dollar gekostet und war doch misslungen.

Fakten
Klone werden mit Hilfe von embryonalen Stammzellen, d.h. im Anfangsstadium der Entwicklung befindliche Keime,  erzeugt, Zellen bei denen noch sämtliche Gene aktiv sind.
Die Firma Genetics Savings & Clone hatte Tausende von Katzeneierstöcken aus Tierkliniken aufgekauft, die bei Sterilisierungen anfallen. Aus diesen Organen wurden Eizellen gewonnen, denen in einem weiteren Schritt Erbgut entnommen wird. Es wird im Experiment ersetzt durch die DNS des zu klonenden Tieres.

Biologen und Tierschützer meinen: Viele Menschen machen sich nicht klar, dass die geklonte Katze nicht dieselbe ist wie das Original. Sie hat einen anderen Charakter und sie hat andere Erfahrungen gemacht. Biologische Faktoren und Umwelteinflüsse machen es unmöglich, Tiere exakt zu kopieren.

Dies ist die wahre Geschichte von Rainbow, Allie und Cc, von Nicky und Little Nicky und der – guten? – Fee. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Links
http://www.vcell.de/genomstation/
genomstation-klonkatze-cc-der-texanische-beitrag-zum-heimtiermarkt/

Labor der Kuscheltiere:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/821/52769/
Cc:
http://de.wikipedia.org/wiki/Katze_CC
Little Nicky:
http://www.stern.de/wissenschaft/forschung/534160.html?eid=534190
Hund, Katze, Maus, eine Übersicht:
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/bstuecke/42733/index.html
 
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