Interview zur Gentechnik |
von Hildegard Keller
Vorspann Herr Dr. Pecoraro, Sie arbeiten im LGL. Können Sie das LGL kurz beschreiben? Das LGL ist eine nachgeordnete Behörde des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) und die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärmedizin sowie Arbeitsschutz und Produktsicherheit. In welchen Arbeitsbereichen arbeiten die Mitarbeiter des LGL? Das Amt nimmt eine Vielzahl von Aufgaben wahr. Das LGL untersucht - Lebens- und Futtermittel auf Authentizität und Herkunft, auf Rückstände und Kontaminanten, auf gesundheitliche Risiken, korrekte Kennzeichnung und Zusammensetzung - Tiere auf Parasiten, Bakterien und Viren. Es forscht nach Tierseuchenerregern, entwickelt Impfstoffe zur Verhinderung von Krankheiten und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Tiergesundheit - die gesundheitliche Situation der Bevölkerung in Bayern; erhebt Daten zur Beschreibung bzw. Überwachung von Risiken, die auf die menschliche Gesundheit wirken und entwickelt und bewertet Präventions- und Handlungskonzepte - die Sicherheit von Produkten, wirkt präventiv bei der Erhaltung der Gesundheit und Sicherheit im Arbeitsleben mit und schafft die fachliche Grundlage für die Arbeit der Gewerbeaufsicht. Herr Dr. Pecoraro, was verbirgt sich hinter dem Begriff Gentechnologie? Zu Beginn der 70er Jahre wurden Methoden zur gezielten genetischen Veränderung von Organismen entwickelt. Hinter diesem Begriff Gentechnik verbirgt sich eine ganze Palette verschiedener molekularbiologischer Techniken, die es ermöglichen, genetisches Material (Erbinformation, DNA) zu untersuchen, neu zu kombinieren oder von einem Organismus auf einen anderen - auch über Artgrenzen hinweg - zu übertragen. So wird beispielsweise humanes Insulin zur Behandlung von Diabetikern industriell von Bakterien produziert, denen man diejenige genetische Information (DNA) gentechnologisch übertragen hat, die beim gesunden Menschen für die Bildung dieses Hormons verantwortlich ist. In welchen Bereichen wird Gentechnologie angewandt? Die Gentechnologie wird in nahezu sämtlichen wissenschaftlichen Bereichen eingesetzt, die sich mit dem „Lebenden“ (Life Sciences) befassen. In der Biologie wird sie beispielsweise zur Untersuchung und Veränderung von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren eingesetzt. Letzteres trifft auch in besonderem Maße für den Bereich Medizin zu, wo beispielsweise an gentechnisch veränderten Tieren, wie z.B. Mäusen, Krankheiten erforscht werden. In der Pharmazie wird die Gentechnologie zur Produktion von chemischen Verbindungen verwendet, die durch chemische Synthese nicht und nur unter großem technischem Aufwand herstellbar sind. Im Bereich der Lebensmitteltechnologie werden z.T. Substanzen eingesetzt, die durch gentechnisch veränderte Organismen hergestellt werden (z.B. bestimmte Vitamine). In der Landwirtschaft kommen Pflanzen zum Einsatz, denen man genetisches Material von Bakterien übertragen hat, wodurch diese Pflanzen resistent gegenüber bestimmten Insektenlarven (Bt-Mais ist resistent gegen den so genannten Maiszünsler) oder aber tolerant gegenüber bestimmten Herbiziden werden. Sind gentechnisch veränderte Lebensmittel unsere Zukunft? Welche europäische Verordnungen gibt es bereits? In Europa sind bisher nur einige gentechnisch veränderte Pflanzen als Lebensmittel (und auch als Futtermittel) zugelassen. Europäische Verordnungen regeln in diesem Zusammenhang die Zulassung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von GVO. Demnach dürfen gv (gentechnisch veränderte) Pflanzen erst dann auf den Markt gelangen, wenn sie von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als unbedenklich eingestuft wurden, zugelassen und entsprechend gekennzeichnet sind. Wie sieht die regionale Durchführung aus? Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) überprüft die Einhaltung der Kennzeichnungspflicht durch molekularbiologische Analysen von Lebens- und Futtermitteln aus dem Handel. Die Ergebnisse sind auf der Internetseite des LGL als Bestandteil des Jahresberichtes abrufbar. Siehe Link 1 Im Handel gibt es nur ganz vereinzelte Lebensmittel, die als GVO (Gentechnisch veränderte Organismen) enthaltende Produkte gekennzeichnet sind. Grund ist die fehlende Akzeptanz in breiten Teilen der Bevölkerung. Auch ein Großteil der im Rahmen von Betriebskontrollen aufgesuchten Lebensmittelhersteller lehnt die Produktion von aus GVO hergestellten Lebensmitteln bisher ab. Gegenwärtig (Stand Oktober 2007) sind bei der EFSA 47 Verfahren zur Zulassung von GVO anhängig. Herr Dr. Pecoraro, ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, dieses Interview mit mir zu führen. Ich bin überzeugt, die Zeit, die Sie investiert haben, trägt Früchte durch vermehrtes Interesse, sich mit diesem Thema zu befassen. Links: Link 1: http://www.lgl.bayern.de/publikationen/index.htm#Jahresbericht%22003 Weitere Links: http://www.zum.de/Gentechnik/ http://www.webmic.de/gentech.htm |
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