Religionen und Gentechnik
                         von Dr. Erna Subklew
Noch immer gehört die Mehrzahl der Europäer einer Religionsgemeinschaft an. Was liegt da näher, als zu erforschen, was die Religionen zu dem fundamentalen Eingriff der  Gentechnik in unser Leben zu sagen haben.

<Aus den verschiedenen Artikeln dieser Lerncafe-Ausgabe geht hervor, dass man zwischen grüner und roter Gentechnik unterscheidet. Befasst sich die grüne Gentechnik vor allem mit den Pflanzen, also mit den Veränderungen in unserer Umwelt und in unseren Lebensmitteln, so ist die rote Gentechnik auf die Lebewesen, vor allem den Menschen ausgerichtet.
Gentechnik bedeutet immer eine Veränderung von Genen durch Entfernen oder Hinzufügen, die Änderung kann sich auf eine Generation beschränken oder auch weitervererbt werden. Die Gentechnik kann bei der Heilung von Krankheiten helfen, aber auch zu neuen Arten führen.

Die grüne Gentechnik

Evangelische Kirche
Die Auseinandersetzung mit der grünen, auch Agro-Gentechnik genannt, ist in den christlichen Kirchen ein bedeutsames Thema.
In der evangelischen Kirche steht man der Agro-Gentechnik eher kritisch gegenüber. Zum einen setzt man sich für den Wert der Artenvielfalt ein, vielleicht aufgrund von kritischer Berichterstattung über gelaufene Versuche und dem Verschwinden vieler Arten. Zum anderen fürchtet man das Überhandnehmen von Monokulturen im Rahmen der nachwachsenden Rohstoffe.
Von der gentechnisch arbeitenden Biologie fordert die EKD, problemorientiert vorzugehen, die Trennung von gentechnisch veränderten Pflanzen zu kennzeichnen und sie von den natürlichen konsequent  fern zu halten. Das Kennzeichnen betrifft auch und vor allem die gentechnisch veränderter Lebensmittel; die biologische Sicherheit muss gewährleistet sein und die Patentierung gentechnologischer Erfindungen nicht erlaubt werden. Ebenso müssen Ansichten anderer ernst genommen werden.
Mehr: http://www.ekd.de/EKD-Texte/schoepfung/

Katholische Kirche

Schwieriger ist es, von der katholischen Kirche eine präzise Antwort zu bekommen. Je nachdem welches Gremium man befragt, erhält man eine andere Aussage, dazu kommen noch die Meinungen der verschiedenen Laienbewegungen, die sich in dieser Frage stark engagieren.

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Quelle: Jens Meier / www.pixelio.de

Bis heute hat die Deutsche Bischofskonferenz keine abschließende Meinung zur Gentechnik.  Die einzelnen Bistümer sind oft gegensätzlicher Meinung. Während sich das eine zur gentechnikfreien Zone erklärt, befürwortet das andere die Entwicklung oder stellt anheim, diese zu prüfen, fördern und gegebenenfalls zu akzeptieren.
Während in der Landvolkbewegung sich die älteren Mitglieder der Problematik nicht verschließen, fordert die Jugend dieser Institution, die Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen zu verhindern.
Vor allem das Hilfswerk Misereor warnt vor der Agro-Technik mit Blick auf die Ärmsten der Weltbevölkerung  und lehnt die Patente in der Gentechnik ab. Schon 2003 führte es eine Kampagne: Kein Patent auf Leben.
Mehr: http://gentechnikfreie-regionen.de//

Die rote Gentechnik
Wenn man von roter Gentechnik spricht, dann steht immer der Embryo im Mittelpunkt. Mit ihm befassen sich eine ganze Anzahl von Wissenschaftlern: Mediziner, Biologen, Juristen, Philosophen, Soziologen und nicht zuletzt auch die Theologen in vielen Seminaren und Symposien.
Das Interesse am Embryo ist deshalb so groß, weil an seinem Stellenwert in der Religion sich die Einstellung zur Gentechnologie festmacht.

Der Stellenwert des Embryos im Christentum
Für die christlichen Religionen gilt die These, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat.  Er hat die Aufgabe, sich die Erde untertan zu machen und  ist beauftragt, sich an Jesu, dem Mensch gewordenen Gott zu orientieren. Wer daher ein menschliches Wesen, in welchem Stadium auch immer, tötet, durchkreuzt Gottes Plan. Aus diesen Elementen resultiert die kompromisslose Haltung der katholischen Kirche zur Gentechnik.
Im Protestantismus wird dieses Lebensrecht stark relativiert. Während der Vorsitzende der EKD die Tötung menschlicher Embryonen zur Gewinnung menschlicher Stammzellen ethisch nicht für gerechtfertigt hält, gibt es Strömungen, vor allem in den USA, wie Presbyterianer und United Church of Christ, die sie befürworten. Baptisten und Lutheraner dagegen lehnen diese Gewinnung wiederum ab.
 
Die Stellung des Embryos im Judentum und Islam
Ähnlich wie bei den Protestanten gibt es auch in diesen beiden Religionen keine zentrale Autorität und daher auch keine einheitliche Aussage.
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Quelle:Yvonne Zielke/www.pixelio.de

So lehnen islamische Gelehrte aus Saudi-Arabien und Pakistan, genau wie die Abtreibung, auch das Forschen an Embryonen ab. Die Theologen aus anderen islamischen  Ländern, z.B. dem Libanon, sehen selbst das Klonen als nicht verwerflich an und auch die künstliche Befruchtung ist erlaubt, so lange Spender und Empfängerin der Spermien miteinander verheiratet sind.
Im Judentum und im Islam wird davon ausgegangen, dass der Embryo erst 40 bzw. 80 Tage nach der Befruchtung beseelt ist und dann noch verschiedene Entwicklungsstufen durchläuft. Erst mit der Geburt und dem ersten selbständigen Atemzug bekommt das Kind die rationale, ein Bewusstsein habende, Seele.
Ein Verbot der Abtreibung setzt im Judentum erst nach Beendigung der ersten Entwicklungsstufe ein. Die bis zu diesem Zeitpunkt  erlaubte Abtreibung wird auf die Forschung mit Stammzellen übertragen, so dass bis hierhin der Embryo keinen Schutz genießt. Daher hat Israel auch die liberalsten Gesetze im Bereich der Stammzellenforschung.
Mehr: http://www.bundestag.de/dasparlament/2006/10/Themen/007.html

Weitere Links

http://www.stern.de/wissenschaft/gesund_leben/:
Gentechnik-Deutscher-Forscher-Stammzellen/502133.h

http://www.katholische-kirche.de/2315_7798.htm
http://www.gentechnik.bayern.de

 
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