Deine Perlenkette |
von Thomas Blaser Was ist Kleid? Nun, eine ganz wichtige Tatsache des Lebens. Wir leben bekleidet. Da wird eine grundsätzliche Frage der Menschheits-Geschichte gestellt. Was ist das Kleid? Warum ist der Mensch ein sich bekleidendes und möglicherweise auch ständig sich verkleidendes Wesen? Wahrscheinlich sind mir während der Entstehung der Bilder solche Gedanken durch den Kopf gegangen. Vielleicht habe ich mir auch Gedanken zum „Sozio-Design" gemacht, vielleicht entsteht in der Betrachtung der Arbeiten auch eine gewisse Spannung von Fremd- und Selbstbestimmung. Architektur, Mode eben, Design oder Musik sind so Objekte der postmodernen Begierde, hier nun das Bild als Verführer. Vielleicht auch, weil für mich Kunst erfahren, Kunst machen, Kunst wahrnehmen, Kunst sammeln, Kunst ausstellen und Kunst betrachten, eine Gegenrealität, ein Ideal, einen fast perfekten Zustand darstellen. Nun, hier lässt sich der Begriff „Kunst" durch „Kleid" ersetzen. Innen- und Außenwelt Bestimmt aber stehen die Bilder als Hommage an meine Nächsten, meine Beziehung zum Gegenüber mit einem allgemein verständlichen Bezugspunkt, als Allgemeinbegriff, dort wo alles anfangen kann und durch scheinbare Erhöhung in der Schlichtheit der Präsentation etwas von dem Geheimnis der Person im Geistigen zurückbleibt. Das Materielle wird hier, durch das Kleid, als das Stofflich-Verbindende empfunden. Das hat dann eben auch viel mit In-der-Welt-Sein und mit Für-sich-Sein, so mit der Dialektik von Innen- und Außenwelt zu tun. Soll etwas von privater Innerlichkeit und äußerem gesellschaftlichen Leben mit dem Thema oder den Studien in meinen Bildern „deine Kleider" anklingen lassen. Feuer und Wasser Drei der vier in dieser Ausgabe abgebildeten Arbeiten wurden auf mehrfach ineinander gekleistertem Altpapier, ich sage „Wiederwertpapier", gefertigt. Es entsteht ein zufällige Struktur, die ausufernde Ränder als „des Bildes Ende" entstehen lässt. Zusätzlich wird der so erstellte Bildträger mit Leinöl getränkt, eine organische, essbare Essenz, mit der ich sehr gerne arbeite. Das Leinöl vereint die beiden Elemente Feuer und Wasser miteinander. Dem Olivenöl, das ich ebenfalls verwende, gibt man auch den Namen „Gold des Südens". Was ein Bild sein kann Meine Arbeiten sind auch Halte- und Ruhepunkte, wie „Umsteigestationen", von einer Welt in eine mögliche andere; also der Moment des Ausklinkens aus dieser irrsinnigen Bilderflut, in der wir uns täglich bewegen. Für mich, durch meine Themen und durch das Bild, den Versuch zu unternehmen, was ein Bild eigentlich sein kann. Dass es unsere Wahrnehmung zwingt, konzentriert zu erfahren. Vielleicht anfügend und erweiternd kann man auch sagen, dass es in vielen Dingen, und dies ist in meinen Arbeiten zum Kunstverständnis wichtig, keinen Fortschritt geben kann, weil es im Kern immer um die gleiche humane Existenz kreist und bestimmte Dinge sich, trotz aller modernen Entwicklung, einfach nicht ändern. Denken wir daran, dass es Tag und Nacht wird, dass es eine Beziehung von Mann und Frau gibt, die sich an der Oberfläche vielleicht ändert, im tiefsten Innern aber sicherlich über die Jahrtausende relativ gleich geblieben ist. Geburt, Tod, Hoffnung, Verzweiflung, all diese zentralen Bedingungen menschlicher Existenz. Thomas Blaser Bühlstrasse 37 3012 Bern 031 372 73 34 Link Blaser, Thomas: Kunst ist Kunst und alles andere ist alles andere in: ensuite. Nr 4.2003. S. 13 http://www.ensuite.ch/pdfs/ausgaben03/ensuite_4.pdf Thomas Blaser hat dem LernCafe für den Artikel „Es begann mit rosa Strick" nicht nur die Illustrationen „deine Kleider" und „deine Schuhe" überlassen, sondern auch die Gedanken zu seiner künstlerischen Arbeit so lesenswert niedergeschrieben, dass wir sie mit seiner Erlaubnis hier veröffentlichen. Die obigen Bilder heißen "zukünftiges Kleid" und "dein Stoff deine Tasche". |
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