Der Tod
Der Tod eines uns nahestehenden Menschen ist immer ein tiefer Einschnitt in unserem Leben. Selbst wir heutigen Menschen, die wir uns in vielem beinahe allmächtig vorkommen, fühlen uns bei so einem Ereignis verloren und machtlos. In solchen Augenblicken tut es gut, wenn andere Menschen auf uns zukommen, uns die Hand drücken, in den Arm nehmen und tröstende Worte sagen oder schreiben. Die im Laufe der Jahrhunderte entwickelten Verhaltensweisen, die Trauerrituale, helfen, sich nicht ganz in der Trauer zu verlieren, sich in der Gemeinschaft geborgen, aufgehoben, festgehalten zu fühlen, aufgemuntert zu werden und damit auch allmählich den Weg ins „normale“ Leben zurückzufinden.
Vor dem Begräbnis
Es gibt viele Arten, den Tod eines Angehörigen kund zu tun. Heute geschieht es entweder durch ein Inserat in der Zeitung oder die Todesanzeige per Post. Durch die Zeitspanne, die bei uns zwischen Tod und Beerdigung liegen muss, ist das leicht durchzuführen. In anderen Ländern ist es oft schwieriger. So werden zum Beispiel Totenzettel gedruckt und an die Mauern im Wohnviertel des Verstorbenen geklebt. In islamischen Ländern, wo zwischen Tod und Beerdigung nur ein Tag liegt, gibt man den Tod und die Uhrzeit des Begräbnisses durch den Ausruf des Muezzins bekannt. Natürlich gibt es auch hier Anzeigen in der Zeitung, doch eher um die Möglichkeit zum Kondolieren zu geben, als zur Teilnahme am Begräbnis.
Trauer früher
Alle menschlichen Gemeinschaften haben kulturspezifische Trauerrituale entwickelt. In früheren Zeiten gab es davon wesentlich mehr als jetzt. Rituale passen sich der Zeit an, verändern sich, verschwinden und entstehen neu. Wenn ich an die Veränderung der Trauerrituale allein während meines Lebens denke, an die, die verschwunden sind oder neu entstanden, so ist dies schon beachtenswert. Als in der Grundschule einer meiner Klassenkameraden starb, wurde er zu Hause in einem offenen Sarg drei Tage lang aufgebahrt. Die ganze Klasse ging hin, um von ihm Abschied zu nehmen. Verwandte, Bekannte und Freunde besuchten den Verstorbenen, manche nicht nur einmal.
Trauerzug 1934
Am dritten Tage holten ihn der Pfarrer und alle, die beim Begräbnis dabei sein wollten, von zu Hause ab, um ihm die letzte Ehre zu erweisen, und begleiteten ihn in einem langen Zug zum Friedhof. Bei anderen Trauerfeiern war es so, dass der Tote zunächst zur Kirche gebracht wurde, wo ein Gottesdienst stattfand und dann der Gang zum Friedhof erfolgte.
Trauer jetzt
Kaum ist heute ein Mensch gestorben, holt ihn das Beerdigungsinstitut, wo er gewaschen und zurechtgemacht und zur Friedhofskapelle gebracht wird. Nur wenn man darauf besteht, kann man zu bestimmten Zeiten den Verstorbenen besuchen. Nach der Trauerfeier wird er nur den kurzen Weg von der Friedhofskapelle bis zum Grab von den Trauernden begleitet. Man hat das Gefühl, dass der Tod aus dem Leben ausgeklammert wird, man nicht viel mit ihm zu tun haben will.
Die Menschen scheinen aber etwas zu vermissen, denn in den letzten Jahren bilden sich immer mehr Trauerzentren, in denen die Trauerrituale, die früher zu Haus stattfanden, wieder vollzogen werden können.
Begräbnis hier
Ehe bei uns Tote begraben werden, müssen wenigstens drei Tage vergangen sein. Man will damit verhindern, dass Scheintote begraben werden. Diese Frist einzuhalten, ist im gemäßigten Klima nicht schwierig, obwohl es sich, dank der heutigen Technik, auch in heißen Ländern durchführen ließe.
Die Christen bekommen nach der Säuberung wieder ihre eigene Kleidung oder eigens für den Sarg angefertigte angezogen und werden in einer bestimmten Haltung in den Sarg gelegt, meist mit gefalteten Händen. Sie werden auch mit dem Sarg begraben. Immer noch tragen die meisten Trauernden in Deutschland beim Begräbnis schwarze oder wenigstens dunkle Kleidung.
Begräbnis im Islam
In islamischen Ländern wird der Tote bereits am nächsten Tag beerdigt. Um auch hier keinen Scheintoten ins Grab zu legen, wird eine eingehende Waschung vollzogen. Der Verstorbene wird zur Moschee gebracht, bei der es einen Stein für die Totenwäsche gibt. Zu dieser rituellen Waschung gehören neben Wasser auch Seife und eine Wurzelbürste. Wer bei dieser Prozedur nicht aufwacht, ist bestimmt nicht scheintot. Die Toten werden immer von Angehörigen des gleichen Geschlechts gewaschen.
Moslems werden in ein Leichentuch gehüllt, das viele Menschen schon zu ihren Lebzeiten kaufen und entweder auf einem Brett oder bei weitem Weg, in einem Sarg zum Friedhof gebracht, aber nur ins Leichentuch gehüllt, begraben.
In Anlehnung an westliche Bräuche tragen jetzt auch manche islamische Trauernde dunkle Kleidung. Nur Männer geben dem Toten das Geleit. Die Frauen müssen an der Friedhofsmauer zurückbleiben. Mit einer Sure aus dem Koran und einem Gebet wird der Verstorbene der Erde übergeben.
Nach dem Begräbnis
Bei den meisten Begräbnissen ist es bei uns noch Sitte, die Trauernden zum Leichenschmaus zu laden. In fast allen Gemeinden wird im Laufe der darauf folgenden Wochen ein Gedenkgottesdienst gehalten.
Auch im Islam gibt es 40 Tage nach der Beerdigung einen Gedenkgottesdienst, den man „mevlut“ nennt. Im Islam ist der Tod der Eintritt in das wirkliche Leben. Deshalb hält man in den Familien nicht den Geburtstag eines Menschen für wichtig, sondern den Sterbetag.
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