Hochzeitsbräuche in Deutschland
                                    von Marie-Luise Schwelm
„Das Schönste aber hier auf Erden, ist lieben und geliebt zu werden“, so sagte schon Wilhelm Busch. Seit langer Zeit krönen viele Paare ihre Liebe mit dem Fest der Hochzeit. Dieser Tag sollte ein Tag sein, der uns ein Leben lang begleitet.

Polterabend und Letsch

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Foto cchristof, photocase


Der Polterabend ist ein sehr alter Brauch aus vorchristlichen Zeiten. Es gibt keine festen Regeln bei der Gestaltung des Abends. Es kommt darauf an, dass möglichst viel Geschirr, Steingut und Porzellan zerbrochen wird. Damit sollen böse Geister vertrieben und freundliche Hausgeister angelockt werden. Auf gar keinen Fall darf Glas zerschlagen werden, da es als Unglückssymbol gilt. Die Scherben müssen vom künftigen Brautpaar gemeinsam zusammengekehrt werden. Die Polterer sollten dabei mit Getränken und einem kleinen Imbiss bewirtet werden.
Eine echte Letsch findet an einem Sonntag statt, meist drei Wochen vor der Trauung. Sie beginnt am Mittag und endet meist am späten Abend. Zur Letsch wird nicht eingeladen. Wer kommt, der kommt. In der heutigen Zeit ähnelt die Letsch einem Polterabend, der aber auf das Poltern verzichtet.

Kränzen und der Myrtenkranz
Vielerorts ist es üblich, dass die Nachbarn am Abend vor der Hochzeit einen aus Tannenzweigen geformten Kranz über der Haustür des Brautpaares anbringen. Dieser wird mit selbstgedrehten weißen Papierblumen geschmückt. Nachdem Anbringen werden die Nachbarn durch das Brautpaar zu einem Umtrunk eingeladen.
Die immergrüne Myrte ist ein Symbol der Liebesgöttin Venus. Daher kommt auch der Myrtenkranz, den die Braut in manchen Gegenden als Brautkrone trägt. Die Blumenstreukinder bringen Glück und Fruchtbarkeit. Wenn sie am Hochzeitstag Blüten streuen, wird die Ehe kinderreich und auch in anderer Hinsicht fruchtbar sein. Ebenfalls gut für raschen Nachwuchs soll ein auf dem Dach des Hauses befestigter Kinderwagen sein. Wo das nicht möglich ist, wird eine Wäscheleine mit diversen Baby Sachen aufgehängt (Strampler, Schnuller, Flasche usw.).

Brautstrauß und das Werfen
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Brautstrauss, Foto dancerP, photocase


Nach alter Tradition ist es die Aufgabe des Bräutigams, den Brautstrauß zu besorgen. Diesen überreicht er dann vor oder in der Kirche seiner Braut.
Blumenschmuck zur Hochzeit gab es zu allen Zeiten. In der Renaissance wird zum ersten Mal davon berichtet. Damals diente er einem ganz profanen Zweck. Durch die damals oft vernachlässigte Körperhygiene und den Einsatz von Weihrauch herrschte während der Hochzeitszeremonie in der Kirche „dicke Luft“. Die Brautsträuße waren echte Duftsträuße, die durch den intensiven Geruch die Braut vor Ohnmachtsanfällen bewahren sollten.
Ist die Braut Jungfrau, bestehen Strauß und Kranz aus Myrte, bei der zweiten Hochzeit werden Orangenblüten verwendet.
Am Ende der Feier existiert der Brauch des Brautstraußwerfens. Es versammeln sich alle unverheirateten Frauen hinter der Braut. Diese wirft den Brautstrauß blind in die Menge. Wer den Strauß fängt, soll die nächste Braut werden.

Brautschuh
Früher war es Brauch, dass die Braut die Brautschuhe mit Pfennigen bezahlte. Heute wird dieser Brauch mit Euro-Cents fortgeführt. Damit soll die Sparsamkeit der Braut symbolisiert werden und dass sie auch als Ehefrau sorgfältig mit dem Geld umgehen wird.

Schleier-Abgeben
Auf dem Höhepunkt des Festes nimmt die Braut den Schleier ab oder er wird ihr geraubt. Dies sollte aber erst nach Mitternacht sein. Der Schleier der Braut wird in viele Stücke gerissen und dann an die Brautjungfern und weiblichen Hochzeitsgäste verteilt, die vom Segen des Brautpaares profitieren sollen.

Kerzen
Auch Kerzen spielen eine wichtige Rolle und das nicht nur, weil Kerzen allgemein zum romantischen Anlass einer Hochzeit passen. Ihnen kommt bei der Zeremonie eine große Bedeutung zu. Ein alter Brauch ist es, während der Trauung eine Hochzeitskerze auf den Altar zu stellen und ein Kerzengedicht von einer nahestehenden Person vorlesen zu lassen. So „spricht die Kerze“ und gibt dem Brautpaar gute Ratschläge für das Eheleben mit auf den Weg. Die Kerze trägt den Namen des Brautpaares und das Hochzeitsdatum und wird dann zu jedem Hochzeitstag neu „entflammt“. Da die Kerze dadurch mit der Zeit „verzehrt“ wird, schenkt man zur Silber- oder Goldhochzeit neue, individualisierte Kerzen.

Hochzeitstorte
Zu vielen Hochzeitsfeiern gehört eine Hochzeitstorte, die gemeinsam von dem Hochzeitspaar angeschnitten wird. Beim gemeinsamen Anschneiden der Torte gilt, dass derjenige das Sagen in der Ehe hat, der seine Hand über der des anderen am Messer hält.

Something old, something new…
In Deutschland heißt es, jede Braut sollte an ihrem Hochzeitstag vier ganz spezielle Dinge tragen, um in der Ehe glücklich zu werden:
etwas Altes - etwa ein altes Familienerbstück, um die Familientradition weiterzuführen;
etwas Neues, z.B. das Brautkleid, als Zeichen für Optimismus;
etwas Geliehenes, z.B. eine Kette einer Freundin, als Zeichen für Glück;
etwas Blaues, oft ein blaues Strumpfband.

Links
http://www.zeremonie.at

http://www.kirche-kuecknitz.de/hochzeit/hochzeitsbraeuche.htm 
 
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