von Marlis Föhr Frauen, oft mit qualifizierter Ausbildung,
verlassen ihre Heimat, damit ihre Familien eine bessere Zukunft haben
Dienstmädchen im 19. Jahrhundert
Junge Frauen, meist vom Lande, wurden von ihren Eltern in gut situierten
Haushalten in den Städten untergebracht, um ihre Bildungschancen zu verbessern.
Die Beziehung zwischen „Herrschaft" und Dienstmädchen war meistens gut. Häufig
erhielten die nachfolgenden Geschwister ebenfalls eine Arbeitsstelle im
gleichen Haus. Der Dienstbotenanteil betrug 1862 40 Prozent und ging bis 1900
auf 28 Prozent zurück. Kontrollen wurden über Gesindebücher eingeführt und
Interessenverbände gegründet. Man stritt um kürzere Arbeitszeiten, bessere Kost
und Behandlung und monatliches Kündigungsrecht.
Eine neue Familienpolitik?
Frauen in Deutschland müssen, wenn sie Familie und Karriere in Einklang bringen
wollen, neue Wege suchen, um diesen Spagat zu ermöglichen. Dass die Männer bei
der Erziehung der Kinder aktiv einbezogen werden und auch einen Teil der
Familienarbeit leisten müssen ist eine Forderung, die meistens ungehört
verhallt. Darum müssen sachbezogene Haushaltsarbeiten wie Kochen, Putzen und
Wäschepflege, sowie personenbezogene Arbeiten wie Betreuung und Pflege von
Kindern und Senioren von anderen Menschen übernommen werden.
Der Privathaushalt als Arbeitgeber
Man kann davon ausgehen, dass heute jeder achte Privathaushalt eine
Haushaltshilfe beschäftigt. Es sind oft Migrantinnen aus Asien, Afrika, Polen
und Russland. Viele haben eine eigene Familie im Heimatland. Sie sichern mit
ihrer Arbeit das Überleben ihrer Verwandten und die Ausbildung ihrer Kinder.
Sie pflegen alte Menschen, betreuen fremde Kinder, und erledigen normale
Hausarbeit. Die Vermittlung verläuft über weltweit operierende Agenturen oder
das Internet.
Dienstmädchen in der Illegalität
Viele Frauen leben ohne arbeits- und aufenthaltsrechtlichen Schutz und haben
keine Möglichkeit gegen Lohnprellungen vorzugehen. Sie leben ständig in Angst
vor Entdeckung und Abschiebung und ohne soziale und gesundheitliche
Absicherung. In der Regel bestehen die Arbeitsverhältnisse in bis zu fünfzehn
Haushalten pro Woche (sieben Tage). Die Arbeitszeit in einem Haushalt kann zwei
bis fünfzehn Stunden je nach Arbeitsanfall betragen. Die Frauen kommunizieren
mit ihren Arbeitgebern meistens über Zettel, auf denen Anweisungen vermerkt, und
der Lohn hinterlegt wird. Sie leben meist in Wohngemeinschaften oder mit
mehreren Landsleuten in einer Wohnung.
Mutterschaft aus der Distanz
Die meisten Migrantinnen sind Mütter, die ihre Ehemänner und Kinder in der
Heimat zurücklassen. Viele von ihnen wollen wieder zurück, wenn sich ihre
akuten ökonomischen und sozialen Probleme im Herkunftsland verbessert haben.
Bei den Osteuropäerinnen hat das zu einem selbstorganisierten Rotationssystem
geführt, das auf drei Monate Deutschlandaufenthalt und drei Monate Heimatland
basiert. So können sie begrenztweiter ihren
Erziehungsaufgaben in der Heimat gerecht werden und bei Entscheidungen im
Haushalt mitwirken. Trotzdem sind emotionale Defizite nicht auszuschließen.
Fazit
Durch die wachsende Zahl von Arbeitsemigrantinnen können Frauen in Deutschland
einen Teil der Aufgaben im Haushalt und in der Kindererziehung delegieren.
Gleichzeitig können Frauen aus ärmeren Ländern mit ihrem Lohn für sich und ihre
Familien eine bessere Grundlage für die Zukunft schaffen. Die Zeiten der
Trennung sind mit hohen emotionalen Belastungen verbunden, besonders für Mütter
mit Kindern. Während der Trennung werden ihre Kinder von anderen Frauen
versorgt: Großmüttern, Nachbarinnen, Betreuungsketten.