Kindersklaven im Steinbruch |
von Marie-Luise Schwelm Aus Steinbrüchen in Indien kommt rund die Hälfte aller Grabsteine und Natursteine, an vielen klebt Kinderblut. Steine zu klopfen und zu bohren ist sehr anstrengend. In diesen indischen Steinbrüchen schuften die Kinder als Sklaven, ohne Rechte, ohne Lohn. Warum? Kinder in Steinbrüchen, Kinder als Arbeitersklaven, Kinder ohne Zukunft. Nur wenige Kilometer von Bangalore, dem indischen Zentrum der Hochtechnologien entfernt, beginnt das Mittelalter. Dort haben die Familien keine Wahl. Sie müssen hohe Schulden abbezahlen. Irgendwann muss ein Kind zum Arzt, die Mutter borgt sich Geld. Der Schuldschein wird mit einem Fingerabdruck unterschrieben. Die meisten Arbeiter sind Analphabeten. Keiner kann lesen oder schreiben. So wird die Summe manipuliert und dann werden aus 500 Euro auf einmal 50.000 Euro. Auf diese Weise müssen die Familien das Geld, das sie verdienen, wiedergeben. So werden sie zu Sklaven der Steinbruchbesitzer und übertragen ihre Schulden auf die Kinder. So beginnt ein Teufelskreis, aus dem es kein Entkommen gibt. Stumme Zeugen Egal ob Jungen oder Mädchen, wenn sie fortlaufen, werden sie wieder eingefangen. Dann binden sie sie an einen Baum, ziehen sie aus und schlagen sie. Auch erhitzen sie Eisen und quälen sie damit. Diese Bestrafungen sind öffentlich, alle müssen zusehen, als Abschreckung. Narben und Schwielen geben Auskunft darüber, seit wie vielen Jahren die Kinder in Steinbrüchen arbeiten. Die Kindernarben sind stumme Zeugen von Misshandlungen. Unterlassene Hilfe Am Rande des Steinbruchs sitzt ein verletztes Kind. Es gibt keinen Arzt, kein Telefon. Der Steinbruchbesitzer und seine Aufpasser haben sich verdrückt. Das Kind bleibt sich selbst überlassen, wenn nicht gerade Vater, Mutter oder die Großeltern in der Nähe sind. Bekommene Hilfe Der Menschenrechtsaktivist Mano´haram sammelt Fakten. Wie viele Kinder arbeiten im Steinbruch? Bekommen sie Lohn? Werden sie misshandelt? Viele der Steinbrüche sind illegal. Mano´haram und seine Mitstreiter sammeln Fakten und Geld, beauftragen Rechtsanwälte, verklagen Steinbruchbesitzer und korrupte Beamte. Es ist ein gefährlicher Job. Mehrmals bekam Mano´haram Morddrohungen. Sein einziger Sohn starb bei einem Autounfall, der bis heute ungeklärt blieb. Fast hätte Mano´haram aufgegeben. Doch die Erfolge ließen ihn weitermachen. Misereor Auch das Hilfswerk Misereor kümmert sich um die Kinder der Steinbrucharbeiter. Das Hilfswerk sorgt dafür, dass sie zur Schule gehen, einen Beruf erlernen können und als Erwachsene eine bessere Arbeit bekommen. Die Kinder hatten bisher nicht die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, da es in der Nähe der Steinbrüche keine staatlichen Schulen gibt. Der Bau von Schulen ist ein langwieriger und teurer Prozess, bei dem die Menschen vor Ort Hilfe brauchen. Feste Häuser und Schulen. Aber es gibt auch Hoffnung. Beispiel ist ein Steinbruch im Osten Bangalores. Bereits vor zwanzig Jahren half Mano´haram diesem Steinbruch. Er befreite ihn aus der Sklaverei. Seither betreiben die Arbeiter die Grube als Kooperative weiter. Von den Gewinnen werden Schulen und feste Häuser gebaut. Alle Häuser verfügen heute über Strom, der von einem Generator produziert wird, und eigene Brunnen. Es gibt auch einen Kindergarten. Die Kinder sollen spielen und lernen, denn es ist ihre einzige Chance, dauerhaft der Armut zu entkommen. Es klingt wie ein Märchen, wo am Ende das Gute siegt. Links Das Hilfswerk Misereor
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