von Mechthild Trilling-Piest Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Sklaverei
begegnen uns natürlich auch Kunst und Musik. Eigentlich glauben wir alle zu
wissen, dass die Sklaverei die Musik beeinflusst hat und bis heute beeinflusst.
Aber ist das wirklich so?
Worksongs
Mit Worksongs bezeichnet man die Lieder, die die Sklaven auf den
Baumwollfeldern sangen. Lieder zur Arbeit waren und sind auch heute noch in
Afrika selbstverständlich. In einem afrikanischen Sprichwort heißt es: „Wenn
die Bäume gefällt werden sollen, musst Du singen. Ohne Gesang ist dein
Buschmesser stumpf."
Hier wird die enge Verknüpfung von Musik und Arbeit deutlich. Und haben wir
nicht alle schon mal die Erfahrung gemacht, dass mit einem Lied auf den Lippen
die Arbeit leichter von der Hand geht?
Worksongs wurden auch eingesetzt zur Kommunikation zwischen Vorarbeiter und
Mannschaft.
Spirituals
Die Texte von Spirituals sind religiösen Inhalts und erzählen von der Hoffnung
und dem Glauben an Gott. Nach der Zulassung von Sklaven zum Christentum ergab
sich hier die Möglichkeit, über religiöse Metaphern die eigenen Anliegen zu
formulieren.
Einige Spirituals sind heute in den offiziellen Kirchenliedern bei uns zu
finden.
Blues
Der Blues entwickelte sich aus europäischen und afrikanischen Vorläufern. Hier
waren nicht mehr nur die Texte sondern auch die Instrumente und der Rhythmus
wichtig. Wie eng die oft traurigen Inhalte des Blues mit den Worksongs
verknüpft sind, ist umstritten. Richtig ist, dass beides auf einer traurigen
Situation beruht. Die Situation der schwarzen Bevölkerung war sehr schwierig,
auch nach der Beendigung der Sklaverei.
Jazz
Im 20. Jahrhundert entstand der Jazz. Wann genau und wie es zum Jazz kam ist
umstritten und kaum noch nachvollziehbar. Aber eines scheint sicher zu sein:
Ohne die Sklaverei in den USA gäbe es keinen Jazz. Gegen Ende des 19.
Jahrhunderts entwickelte sich aus schwarzer und weißer Marschmusik unter dem
Einfluss von Blues und kreolischer Musik eine Art archaischer Jazz. Auch
regionale Einflüsse spielten im Jazz eine große Rolle.
1917 wurde die erste Jazz-Platte aufgenommen und die Entwicklung war nicht mehr
aufzuhalten, auch nicht in Europa. Natürlich darf hier nicht der Swing
vergessen werden. Mit dem Einzug des Mediums Radio wurde diese Musik sehr weit
bekannt. Namen wie Duke Ellington und Benny Goodman kennt wohl jeder von uns.
Soul
Der Begriff Soul taucht zuerst in den 30er Jahren im Zusammenhang mit Gospel
auf.
Auch im Jazz wird Soul von afroamerikanischen Musikern verwendet. Für den
Durchbruch des Soul steht der Name Ray Charles. Durch Ray Charles wird der Soul
bis heute nicht vergessen.
Allgemein wird der Begriff Soul heute oft für Black Music verwendet, obwohl
auch in der Popmusik das Gefühl oft in den Vordergrund gestellt wird.
Pop
Als Popmusik bezeichnet man heute meistens Musik, die von einer breiten Masse
akzeptiert wird. Der Wunsch durch Musik unterhalten zu werden ist sehr alt.
Musik zu konsumieren wurde aber erst wirklich durch die Musikkonserven
alltäglich.
So flossen in den letzten Jahrzehnten nicht nur europäische Volksmusik sondern
auch Elemente von Blues und Jazz in die Popmusik ein.
Fazit
Obwohl ich keine Musikexpertin bin, habe hier versucht,Entwicklungen und ihre Zusammenhänge
aufzuzeigen. Im letzten Abschnitt finden die neugierig gewordenen Lesenden eine
Reihe von Links, die diesen kurzen Abriss dem persönlichen Bedarf entsprechend
vertiefen können.
Für mich steht fest, dass uns heute nicht nur im Jazz sondern auch in der
alltäglichen Unterhaltungsmusik dauernd Elemente der Musik begegnen, die den
Sklaven ihr Leben erleichterte und ihnen die Möglichkeit gab, Emotionen
auszudrücken und zu kommunizieren, wo es eigentlich verboten war.