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Sklavenhaltung im Tierreich
                                    von Dr. Erna Subklew
Bei der Recherche zum Thema Sklaverei fiel mir auf, dass das soziale Phänomen der Sklavenhaltung bis in die ersten Anfänge der Menschheit zurückreicht. Das veranlasste mich danach zu suchen, ob Sklaverei auch im Tierreich vorkommt.
Halten Tiere Sklaven?
Bei der Recherche zur Sklaverei war es für mich erstaunlich zu erfahren, dass die Menschheit, sobald sie sich zu Gruppen zusammengeschlossen hatte und gegen andere Gruppen Krieg führte, auch die Mitglieder der unterlegenen Gruppe zu Sklaven machte. Dies motivierte mich zu recherchieren, ob vielleicht alle Lebewesen, also auch die Tiere, ein ähnliches Verhalten kennen. Und wenn ja, welches die auslösenden Faktoren sind.

Wie Tiere leben
In der freien Natur gibt es bei den Tieren unterschiedliche Lebensformen. Manche Tiere leben als Einzelgänger, die sich nur zeitweise oder gar nicht zu Familienverbänden zusammenschließen. Andere wiederum leben in Gruppen mit einer bestimmten Rangordnung, in denen die einzelnen Mitglieder eine bestimmte Stellung innehaben. Und wieder andere, vor allem Insekten, leben in großen, sogar sehr großen Gemeinschaften, die den menschlichen Staaten durchaus ähneln. Diese Lebensform finden wir vor allem bei den Insekten, wie Bienen und Ameisen. Und siehe da, bei den Ameisen fand ich bestätigt, dass bestimmte Völker Sklaven halten.

Der Ameisenstaat
Illustration
Quelle Wikimedia Commons

Ameisen gehören zu den am häufigsten Vorkommenden und am verbreitesten Insekten. Es gab sie schon, als noch die Dinosaurier die Erde bewohnten.
Man nimmt an, dass es über 10.000 Arten von Ameisen gibt. Sie sind in Staaten von unterschiedlicher Größe organisiert. Die Größe eines Ameisenvolkes schwankt zwischen 200 und 20 Millionen Lebewesen. Alle Ameisen sind auf Dauer nur innerhalb ihres Staates überlebensfähig. Das Staatsvolk ist in drei Kasten eingeteilt, den Königinnen, den Männchen und den Arbeiterinnen. Während Königin und Männchen für die Fortpflanzung zu sorgen haben, wobei die Königin vierzehn Jahre alt werden kann und das Männchen sofort nach der Begattung stirbt, erledigen die Arbeiterinnen alle Arbeit.
Jede Ameise verrichtet dabei eine bestimmte Arbeit, sie hat ihren Beruf. So gibt es neben den für Futter Sorgenden auch den des Polizisten und des Soldaten.

Die Sklaven der Ameisen
Ameisen führen Schlachten mit anderen Ameisenvölkern, wobei es viele Tote gibt.
Innerhalb des eigenen Staates herrscht bei den Ameisen eine große Solidarität. Beim Kampf gegen die Konkurrenz dagegen, wenden sie die schmutzigsten Tricks. Sie rauben das Futter, überfallen die anderen durch eine Masseninvasion und setzen chemische Waffen ein. So überrennen große sogenannte Honigtopfameisen kleinere Völker von der gleichen Art und entführen die Besiegten ins eigene Nest. Dort müssen sie als Sklaven für die anderen den „Honig" produzieren. Honigtopfameisen wiederum werden von einer kleineren Ameisensorte mit einer chemischen „Keule" kampfunfähig gemacht, und als Futterlieferant gebraucht.
Andere Ameisenvölker dagegen versklaven die Blattläuse, um sich die Futterbeschaffung zu erleichtern.

Die Kühe der Ameise
Gärtner kennen das Phänomen: Wo Blattläuse sind, sind auch bald die Ameisen da.
Dabei gehen Blattlaus und Ameise nicht nur eine Symbiose ein, sondern man kann es schon Versklavung der Blattläuse nennen.
Wenn die Blattlauskolonie zu groß geworden ist und eine Auswanderung auf eine andere Pflanze erfolgen soll, verhindern dies die Ameisen. Durch Signalstoffe, die sie abgeben, erschweren sie den Blattläusen das Wegziehen. Dafür verteidigt sie die Ameise gegen andere Feinde, wie den Marienkäfer. Die Braunschwarzen Wegameisen, so berichten englische Forscher, unterdrücken durch einen chemischen Stoff die Bildung von Flügeln bei den Blattläusen. Sollten trotzdem noch bei einigen Flügel gewachsen sein, dann beißen die Ameisen sie einfach ab. Dies kann man wohl kaum ein Zusammenleben zum gegenseitigen Vorteil nennen, es ist Ausbeutung. Ein englischer Forscher sagt von den Ameisen: Mit ihren organisierten Bosheiten übertreffen sie den Menschen.

Fazit:
Nicht nur Menschen beuten andere Menschen aus und versklaven sie, sondern auch Tiere, so sie es für ihr Fortleben für wichtig halten.

Als Quellen für den Artikel dienten:

Ameisen sind fiese Sklavenhalter

Der Herr der Ameisen - Wissenschaft - Focus Online

Von Tieren - Räuberbanden und Sklavenhalter - NZZ Folio 08/97
 
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