Die ältesten Städte |
von Anne Pöttgen Ist Jericho die älteste Stadt der Welt? Kann die Geschichte Völker und Städte vergessen? Ja, die Sumerer, die Ur erbauten und Hattusa, die vergessene Hauptstadt der Hethiter. Erstaunlich, denn diese Völker kannten die Schrift. Mauern um Jericho ? Eigentlich gibt es viele Orte oder Städte, die mit dem Namen Jericho bezeichnet werden. Allerdings liegen sie Schicht über Schicht in der Erde. Bekannt ist der Name aus der Bibel, ein Ort, der von Josua zu Zeiten der Landnahme in Kanaan erobert wurde. Es wird vom Einsturz der Mauern durch Posaunenklänge erzählt. Die kanaanäischen Städte hatten zu dieser Zeit aber überhaupt keine Mauern, wie Israel Finkelstein in seinem Buch „Keine Posaunen vor Jericho" schreibt. Dieses Jericho - und ebenso das heutige - liegt 12 Kilometer nordwestlich des Toten Meeres und ebenso wie dieses hunderte von Metern unter dem Meeresspiegel. Es ist die tiefstgelegene Stadt der Welt. Aber hier interessiert die älteste Stadt der Welt: Mauern und Türme in Jericho Die Ausgrabungsstätte Jericho liegt einige Kilometer vom heutigen Stadtzentrum entfernt; der Ort trägt den Namen Tell es-Sultan. Antrieb für die Grabungen in diesem Gebiet war natürlich die Suche nach dem biblischen Jericho. Seit 1868 bis zum Jahr 2000 wurde hier gegraben. In dieser Zeit wurden die Befunde und Funde unterschiedlich zeitlich eingeordnet und gedeutet. Der neueste Stand ist: "Als nächstes wurde die Siedlung mit einer Stadtmauer befestigt. Teile dieser Mauer sind im Westen, Norden und Süden freigelegt worden. An der Westseite war ein großer runder steinerner Turm gegen die innere Stadtmauer erbaut worden ...Die Anfänge dieser Anlage und der damit verbundenen Häuser wurden radiometrisch auf das ausgehende 9. Jahrtausend v. Chr. datiert." Darüber liegende fundlose Schichten zeigen an, dass „Jericho" nicht ständig besiedelt war: Jahrtausende vergingen Zu einer späteren Zeit - 8. bis 6. Jahrtausend - wurde derselbe Fleck Erde von einer anderen Bevölkerung besiedelt. Wieder folgen Schichten, die von Besiedlung sprechen und andere, die fundleer sind. Die Neuen gruben ihre Lehmbehausungen in den Schutt der Vorgängerbauten, spätere bauten darüber Hütten und Häuser aus Lehmziegeln. Datiert werden sie über gefundene Keramik. Im 3. Jahrtausend gab es wieder imponierende Wehranlagen. „Keramik und Luxusgegenstände deuten auf rege Handelsbeziehungen mit Ägypten im Süden und Syrien sowie Anatolien im Norden hin." War „Jericho" zur Weltstadt geworden? Zerstört wurde es durch eine Feuerbrunst oder ein Erdbeben. Wie es weiter ging mit Jericho ist in einem ausführlichen Beitrag des Wissenschaftlichen Bibellexikons nachzulesen, aus dem hier auch zitiert wurde. Link dazu im letzten Abschnitt. Mesopotamien Lehm- und Ziegelbauten sind nicht für die Ewigkeit bestimmt. Aber sie sind auch nicht vollkommen verschwunden. Als Ruinenhügel liegen sie in der irakischen Wüste und die bewahren zumindest Fundamente und früheste Siedlungsschichten vor dem völligen Vergehen. Stadtpläne, Funktionen der Wohnviertel, sogar die Ausstattung der Häuser lassen sich rekonstruieren. Und erst recht behüten sie die Tempel der frühen Götter in Mesopotamien. Wie in Jericho so verfolgten frühe Archäologen auch hier die Spuren, die ihnen die Bibel wies. Ur in Chaldäa, der Geburtsort Abrahams sollte gefunden werden. Und nicht nur dieser Ort sondern ein ganzes Volk wurde gefunden: die Sumerer. Schon um 4.500 v. Chr. wurden in Südmesopotamien - damals noch nahe am Persischen Golf - erste Städte gegründet: Eridu, Uruk und Ur. Eridu soll die älteste der Städte sein: „Als das himmlische Königtum auf die Erde kam, entfaltete es sich in Eridu - aus der ältesten überlieferten Königsliste, Ende des 3. Jahrtausends v. Chr." Ur in Chaldäa Chaldäa ist die Bezeichnung eines Teils Mesopotamiens, des Zweistromlandes zwischen Euphrat und Tigris. Diese Bezeichnung ist nicht so alt wie die frühen Städte, sie stammt aus dem letzten Jahrtausend v. Chr. Die Städte waren jeweils Stadtstaaten mit eigenen Göttern und Herrschern; sie lagen sehr nahe beieinander. Das Land war fruchtbar durch Bewässerungskanäle. Die Stadt Ur lag an einem Kanal, der die Stadt mit dem Euphrat verband, der damals nicht weit entfernt ins Meer mündete. Der Handel muss der Stadt und ihrem König großen Reichtum gebracht haben. In Ur wurden prunkvolle Königsgräber ausgegraben, aus der Zeit 2.600 bis 2.500 v. Chr. Bei den Häusern der Bürger gruppierten sich die Räume um einen Innenhof. Hoch und mächtig war die Zikkurat von Ur, der Tempelturm. Er war dem Mondgott Nanna gewidmet, einem der wichtigsten Götter der Frühzeit. Die Mauern aus gebrannten Ziegeln sind 2,5 m dick, es wird eine Höhe von 25 m vermutet. Hattusa, die vergessene Stadt Hattusa oder Hattuscha war die Hauptstadt des Hethiterreiches im heutigen Anatolien. Aber das war lange vergessen. Hattusa wurde eher zufällig gefunden, wie im nächsten Abschnitt zu lesen ist. Grabungen seit 1906 ergaben: Allererste Siedlungsspuren stammen aus 6. Jahrtausend v. Chr. Etwa um 3.000 v. Chr. gründeten die Hattier einen Ort namens Hattusch. Die nachfolgenden „echten" Hethiter übernahmen den Namen, die Bauweisen und selbst die Götter der Ureinwohner. „Die Hethiter kontrollierten Kleinasien und Nordsyrien. In Architektur, Literatur und Kriegsführung erreichten sie ein bemerkenswert hohes Niveau. Angesichts der phantastischen Befestigungen und dem aus dem Fels gehauenen Tempel der gewaltigen Stadt Hattuscha bekommt der moderne Besucher eine Vorstellung davon, wie mächtig das Hethiterreich war" schreibt Finkelstein in seinem Buch „Keine Posaunen vor Jericho". Die Ausgräber Hugo Winckler, Orientalist und Keilschriftexperte, erhielt im Jahr 1905 durch Zufall zwei Keilschrifttafeln in einer Sprache, die er mit der hethitischen in Verbindung brachte. Er reiste in die Türkei zu einem Dorf, das damals Boghazköy hieß und in dessen Nähe man die Schrifttafeln entdeckt hatte. Er sah riesige Mauern, die sich kilometerlang hinziehen, ein Tor mit steinernen Löwen - eine Großstadt? Im Juli des nächsten Jahres wird dort unter seiner Aufsicht gegraben und es geschieht ein kleines Wunder - wie er selbst schreibt: Er hält einen Keilschrifttext in der Hand, den der Ägypter Ramses II. an einen Hethiterkönig geschrieben hat. Es ist der Friedensvertrag von Kadesch, der wortgleich tausende Kilometer weit entfernt in Ägypten auf einer Tempelwand in Karnak in Hieroglyphen eingemeißelt steht. Hier an dieser Stelle musste also die Hauptstadt des Hethiterreiches gewesen sein. Und so ist es. Gegraben hatten vor Winckler schon andere an dieser Stelle, sie hatten allerdings eine römische Stadt gesucht. Links Alles über Jericho Biblische Mythen um Ur in Chaldäa Funde in Hattusa Bilder aus einer Ausstellung über die Hethiter Bei den ältesten Städten muss auch Catal Höjük genannt werden, ein ausführlicher Artikel hier . Bildquellen-Nachweis 1. Gemeinfrei 2. NordNordWest, by-sa, CC 3. Gardnfast, by-sa, CC 4. Elelicht, by-sa, CC 5. Elelicht, by-sa, CC Lizenz: Creative Commons 3,0 (CC) |
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