von Erna Subklew
Seit 1992 führt der Franzose Franck Goddio vor der Küste von Alexandria und in der Bucht von Abukir Unterwassergrabungen durch. So entdeckte er zwei bedeutende Städte des Altertums und den untergegangenen Hafen des antiken Alexandrias.
Vor der Küste Alexandrias
Immer bessere technische Geräte ermöglichen es, immer bessere Ergebnisse bei den Grabungen nach Altertümern zu erhalten. Zwar hatte man schon im 19. Jahrhundert Altertümer in der Bucht von Abukir gefunden, aber erst eine systematische Bearbeitung des großen Seeareals von vielen Quadratkilometern durch Seitensichtsolar und Sub-Bottom-Profiler führte zu den heutigen Ergebnissen und brachte, im wahrsten Sinne des Wortes, Erstaunliches ans Tageslicht.
Der Seitensonar tastet den Meeresboden mit Schallwellen ab und registriert das Echo, der Sub-Bottom-Profiler durchdringt in Zusammenarbeit mit dem Kernspinresonanz-Magnetometer die Sedimente und macht so die Objekte sichtbar. Jedes Messinstrument erzeugt eine eigene Karte. Die Grabungen werden dort begonnen, wo die Karten Übereinstimmungen aufweisen.
Die Lage
Wo auch heute noch Fischerboote und Yachten vertaut sind, ankerten schon vor 2000 und mehr Jahren Schiffe. Sie kamen aus Griechenland, dem Römischen Reich und Kleinasien.
An der Stelle, wo sich heute Fort Quaitbeg erhebt, hat vermutlich einst das siebte Weltwunder der alten Welt, der Leuchtturm von Alexandria gestanden.
Unter der heutigen Hafenstraße liegt ein Teil des alten Hafens von Alexandria, während der andere Teil, östlich davon, im Wasser versunken ist. Ebenso erging es der kleinen Insel Antirhodos mit ihrem königlichen Palast und dem Heiligtum des Poseidons und Kap Lochias mit seinen Tempeln und Gärten.
Franck Goddio, der französische Unterwasserarchäologe, kann nachweisen, dass das Gebiet vor Abukir einmal festes Land war und durch Erdbeben, Flutwellen und andere geologische Prozesse untergegangen ist.
Heute liegen die Ausgrabungsorte 10 m unter dem Meeresspiegel.
Heraklion und Kanopus
Zwar wusste man aus den Schriften Herodots, dass es eine Stadt namens Heraklion gegeben hat, die er selber besucht hatte, aber wo die Stadt lag, wusste man nicht, bevor Goddio sie vor Abukir fand.
Die Ägypter nannten die Stadt Thonis. Sie war das Tor zum Reich der Pharaonen und zu ihrer Zeit eine wichtige Handelsmetropole. Es war eine sehr lebendige und bedeutende Stadt mit einer gemischten Bevölkerung aus Griechen und Ägyptern. Als Alexander der Große in ihrer Nähe Alexandria errichtete, begann ihre Bedeutung zu schwinden. Ihr Ende fand sie dadurch, dass sie auf Lehm gebaut war, aber vor allem durch die Naturkatastrophen.
Nicht weit von Heraklion, das bearbeitete Gebiet umfasst eine Fläche von 10 qm x12 qm, fand Goddio noch eine andere Stadt, Kanopus. Hier legte man riesige Götterstatuen frei und Sphinxe und Schreine aus schwarzem Granit. Neben Kultgeräten und solchen des täglichen Gebrauches in großer Zahl fand man auch Schmuck aus Gold.
Das antike Alexandria
Die Unterwasser-Ausgrabungen führten auch zu Funden im antiken Hafen von Alexandria mit seinem Königsviertel und seinen Parkanlagen.
Bei Grabungen an Land fand man große Tempel und Paläste und von Statuen gesäumte Straßen. Sie zeigten, wie bedeutsam diese Stadt war. Weltbekannt war auch die Bibliothek mit ihren Tausenden von Papyrusrollen.
Tausend Jahre nach dem Untergang dieser Städte geben die geborgenen Objekte einen Einblick in die Geschichte Ägyptens über einen Zeitraum von fünfzehnhundert Jahren. Es können Rückschlüsse gezogen werden auf die letzten pharaonischen Dynastien, den Aufstieg der Ptolomäer in dieser Region und auf die Zeit, als Ägypten römische Provinz wurde. Da der Untergang erst im achten Jahrhundert nach Christi erfolgte, hat man jetzt auch Kenntnisse bis in die frühchristliche Zeit hinein. Sogar arabische Münzen wurden gefunden.
Links
Ägyptens versunkene Schätze (Bericht über eine Ausstellung in Bonn)
Archäologische Grabungen unter Wasser (dradio.de)
Anstatt Bilder: Ein Video von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
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