von Wolfgang Fritsche
Wie
sieht der Alltag eines Seniors im Jahr 2050 aus? Der Autor hat mal
seine Phantasie in Gang gesetzt. Lesen Sie, wie er sich das Leben
im Jahr 2050 vorstellt
Erwachen
Wolfgang
F. wird wie gewöhnlich durch das leichte Rütteln seiner
Massagematratze und den Duft des Kaffees
geweckt.
Uli-Carthäuser_pixelio.de
Sehr entspannt wird er dann von dem
programmierten Roboter durchbewegt. Solch eine passive Gymnastik tut
den versteiften Gelenken gut und lässt ihn fröhlich und schmerzfrei
den Tag beginnen. Nach dem Besuch des Bades, das natürlich sehr
bequem und barrierefrei ausgestattet ist, richtet Wolfgang F. sich
sein Frühstück. Das lässt er sich nicht nehmen, obwohl er es
natürlich auch durch den Service bekommen könnte. „Hier möchte
ich mal spontan einer Laune nachgeben können" ist sein Kommentar
dazu. Beim Frühstücken ruft er vom Media-Player die Nachrichten ab,
wählt aus, wo er Bild oder Ton haben möchte und schickt einzelne
Seiten zum Drucker, um sie später gemütlich auf dem Sofa zu
lesen.
Als er die Frühstücksutenlien in den Kühlschrank zurück
räumt blinkt das Display. Hier muss Käse bestellt werden. Ein Tipp
ins Display überträgt den Bedarf in den virtuellen
Warenkorb.
Angebot
Sein nächster Gang führt ihn nach
draußen, um zu sehen, ob der Reinigungsroboter gestartet ist und ob
er den Rasenroboter aktivieren muss. Diese Dinge könnte man zwar
auch automatisieren, aber Wolfgang hat die Abläufe gerne selbst in
der Hand. Es genügt schon, dass die Waschmaschine oder der Spüler
starten, wenn es notwendig ist, ohne, dass er
eingreift.
kfm_pixelio.de
Nun wird es aber Zeit, dass er die
virtuelle Kommunikation aufnimmt. Beim Öffnen der Wohnungstür hört
er das Klingeln des Internettelefons. Das ist sicher der Rundruf, mit
dem sich die Freunde täglich testen, damit niemand hilflos
ist.
Seine Freundin Else fragt, ob sie sich trotz des Regens heute
in der Mediothek treffen, wie verabredet. Seine Tochter Barbara teilt
ihm mit, dass sie heute Maultaschen zubereitet und möchte wissen, ob
er davon welche haben möchte. Falls ja, soll er den
Transport-Service für 11.30 zum Abholen schicken. Das kommt ihm sehr
entgegen, denn die anderen Angeboten zum Essen waren ihm nicht recht.
Konferenz
S.-Hofschlaeger_pixelio.de
Die nächsten zwei Stunden
verbringt er mir der täglichen Kommunikation. Zuerst die Runde mit
dem Kleeblatt. Bei der Konferenz mit den vier Freunden wird viel
gelacht, aber auch eine Reihe Informationen ausgetauscht. Dann
arbeitet er am Kunstkurs weiter, denn das bequeme Lernen ist ihm
besonders wichtig. Auch sein Englisch festigt er weiter durch einen
Kurs in englischer Literatur. Als der Lieferservice für die Einkäufe
klingelt, fällt ihm auf, wie viel Zeit vergangen ist und dass er vor
Mittag noch den Reinigungsroboter laufen lassen will. Es ist schon
sehr bequem, dass man hier nicht körperlich tätig sein muss und die
alltäglichen Notwendigkeiten fast von selbst erledigt werden. Ebenso
muss man sich um Raumtemperatur und Beleuchtung keine Gedanken
machen.
Technisches
In den Häusern liefern die neuesten
Brennwertzellen den nötigen Strom, die Wärme, und natürlich
Warmwasser, wobei z.B. im Winter das Warmwasser, das sonst in die
Kanalisation fließt, zum Aufwärmen der Gehwege benutzt wird, damit
es kein Glatteis gibt, und die kleineren Schneefälle wegschmelzen.Die
Brennwertzelle liefert den normalen Hausstrom, nur zusätzlicher
Verbrauch und der Strom für die Elektroautos wird vom Stromanbieter
benötigt. Aber der Indiviualverkehr ist nur noch ein Bruchteil
dessen um die Jahrtausendwende. Das meiste wird von Service-Betrieben
aufgefangen. So lässt er sich mit dem Transport-Service regelmäßig
zu seinen Arztbesuchen fahren, aber auch heute Nachmittag wird er den
Service für sein Treffen mit Else
nutzen.
Ruhe?
Mario-Heinemann_pixelio.de.
Seine Mittagsruhe wird
heute durch einen Videoanruf seiner Enkelin Marie aus Schweden
abgekürzt, die ihn bittet, ihr bei einer schweren Mathematikaufgabe
zu helfen. Durch die Videoübertragung des Bildschirms ist es für
ihn eine Kleinigkeit, ihr über ihre Schwierigkeit hinweg zu helfen
und die Freude über dieses Treffen lässt ihn die fehlende Ruhe
leicht verschmerzen. Leider lässt die große Entfernung ein reales
Treffen mit der zweiten Tochter und ihrer Familie nur selten zu. Da
ist die virtuelle Kommunikation schon ein wichtiger Ersatz.
Freunde,
Familie
Ein großer Teil des Nachmittags vergeht mit dem Treffen
mit Else in der Mediothek. Anna und Kurt gesellen sich noch dazu und
ganz spontan macht man noch einen Spaziergang durch den nahen
Stadtpark. Dafür lässt er die geplante Radtour mit dem Elektrorad
sausen, als er nach Hause kommt. Das Display zeigt an, dass seine
Enkelin Linnea schon versucht hat, ihn zu erreichen. „Opa, wir
sollen unsere Großeltern zu früher interviewen. Darf ich Dich mal
ausfragen?" „Ja, sicher, dann frag mal los."
„Stimmt es,
dass Ihr früher eine große Schultasche hattet und Bücher und Hefte
jeden Tag zu Schule schleppen musstet?" „Ja, das ist richtig. Da
habt ihr es besser, ein kleines Netbook und alles andere läuft
Online. Es ist ja schon fast verwunderlich, dass ihr noch von Lehrern
unterrichtet werdet und nicht vom PC."
Schulweg
„Opa,
stimmt es, dass früher jedes Kind von den Eltern mit dem Auto zur
Schule gebracht wurde? Mama sagt, dass bei ihr alle mit dem Bus
fuhren."
„Ja, Linnea, und meine Eltern gingen zu Fuß oder
fuhren mit Fahrrad oft mehrere Kilometer weit, bei Wind und Wetter.
Aber bei uns, das war wohl die schlimmste Zeit. Jeder hat jeden Weg
selbst mit dem Auto gemacht und die Autos fuhren mit Benzin oder
Diesel. Stell Dir mal den Dreck vor.
Da ist es doch gut, dass es
heute den Service gibt. Alle fahren zusammen und es ist trotzdem so
organisiert, dass niemand warten
muss."
Nachrichten
Marianne-Hauck_pixelio.de
„Auf den
Bildern sieht man in Eurem Wohnzimmer ganz viele Geräte. Fernseher,
DVD-Player, CD-Player, Reciever usw. War das nicht fürchterlich
umständlich?"
„Ja, heute ist es einfacher. Ein Media-Player,
der alles kann. Aber das hat auch Arbeitsplätze gekostet." „
Aber Opa, die Menschen werden doch für die Forschung in der Umwelt
dringend gebraucht!"
„Sag mal Opa, stimmt es, dass früher in
großen Betrieben Nachrichten durch Boten überbracht wurden?" „Ja,
das stimmt. Ganz moderne Betriebe hatten zu meiner Jugendzeit ein
Rohrpostsystem. Heute läuft ja alles online und das weltweit. Das
ist viel billiger und umweltfreundlicher. Stell Dir mal vor, wie
viele Reisen in den großen weltweiten Konzernen früher nötig
waren. Selbst wenn
die Autos heute alle mit Bennwertzelle fahren, ohne Benzin, nur noch
umweltfreundlichen Wasserstoff als Betriebsstoff für den
Elektromotor, wäre das trotzdem ökologisch unsinnig."
Handy
„Hast
Du früher schon ein Handy gehabt?"
„Oh
ja! Im Jahr 2000 habe ich mein erstes Handy bekommen, ganz einfach
nur zum Telefonieren mit einer aufladbaren Geldkarte, die Kosten
damals waren noch sehr hoch.
Mit
den heutigen kannst du das nicht mehr vergleichen.Meine
Eltern haben sich noch als junge Menschen seitenlange Briefe
geschrieben, heute geht das Multimedia."
Wichtige
Frage
Gabi-Schoenemann_pixelio.de
„Sag
mal Opa, möchtest Du heute noch mal jung sein, so wie ich?"
„Ja,
Linnea,
für manche Abschnitte könnte ich mir vorstellen, noch mal so jung
wie Du sein zu wollen, aber wenn ich so zurück denke, bin ich dem
lieben Gott dankbar, dass es so gelaufen ist, wie es war. Jede Zeit
hat ihr Gutes, an die ich zurückdenke, und auch schwierige Zeiten
sind in der Erinnerung, aber die haben mich auch geprägt, und die
Liebe zu Dir und der Familie wachsen lassen.
Ob
Du das alles schon verstehst, weiß ich nicht, aber wenn Du mal so
alt bist wie ich, kannst Du Dich mal an Deinen Opa erinnern."
„Aber
Opa, ich werde mich immer an Dich erinnern, weil ich Dich lieb hab
und ich will Dich noch lange behalten. Am Samstag komme ich zum
Schachspielen zu Dir. Tschüss bis dahin und danke für Deine
Geduld."
Abend
Für sein Abendessen gibt Wolfgang die
gewünschten Zutaten in den PC ein und lässt sich die Menge wegen
des Body-Mass-Index errechnen. Ein nettes Videogespräch mit ein paar
seltenen Freunden, und dann schaltet er einen Film an, den er selbst
auf einer Reise gedreht hat. Heute möchte er gerne zum Schluss ein
paar schöne Erinnerungen pflegen. Das Gespräch mit Linnea hat ihn
sehr bewegt.
Zukunft
Einige Fragen gehen ihm durch den
Kopf:
Werden die Politiker ihren Weg des konsequenten
Umweltschutzes beibehalten und weitere viele Arbeitsplätze in dem
Bereich schaffen?
Werden die Kinder und Enkel auch in Zukunft
Arbeit haben und erfolgreich sein?
Werde ich so gesund bleiben,
dass ich bis zum Schluss in meiner altengerechten Wohnung leben
kann?
Links
Computeria
Stockach
ViLE-Netzwerk
- virtuelle
Lernkurse
Brennwertzelle
Wasserstoffauto
Der
Autor:
Wolfgang Fritsche ist 64 Jahre alt und wurde nach
Volksschule und Lehre zum Feinmechaniker auf dem zweiten Bildungsweg
zum Maschinenbautechniker ausgebildet.
Seit 3 Jahren besitzt er
einen eigenen Computer und das Wissen um und die Arbeit mit dem
Computer sind neben seiner 3-jährigen Enkelin zu seinem wichtigsten
Hobby geworden.
Er ist Teilnehmer und Helfer in der Computeria
Stockach und durch Online-Kurse des ViLE-Netzwerks hat er viel über
Bildbearbeitung gelernt und will sein Wissen auch weitergeben.
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