Fußball und Ehrenamt |
von Lore Wagener Spitzensport findet meist ein großes Medienecho - und Sponsoren. Der Amateurfußball mit seinem für die Allgemeinheit wichtigen Breitensport lebt dagegen eher bescheiden und erfordert den uneigennützigen persönlichen Einsatz vieler Helfer. Breitensport im Fußballbund Welche Bedeutung der Breitensport hat, kann man an der Statistik des größten deutschen Sportverbandes ablesen. Danach hatten die 25.700 Vereine, die der Deutsche Fußballbund (DFB) unter seinem Dach beherbergt, zusammen 6,7 Millionen Mitglieder - und das sind in der Regel normale Bürger, die sich mehr oder weniger sportlich betätigen und dabei Spaß haben möchten. Darüber hinaus leisten die Vereine wertvolle Jugendarbeit, die Schule und Elternhaus so nicht bieten könnten. Die Akzeptanz dieses breitensportlichen Angebots zeigt sich daran, dass von den 177.039 Fußball-Mannschaften des DFB allein 82.599 Mannschaften für Jungen bis zum Alter von 14 Jahren gebildet wurden, aber auch 8.665 auf die Mädchen bis zu 16 Jahren entfallen. Dieser rege Zuspruch zeigt, dass auch die Elternhäuser die sportlichen Aktivitäten der Fußballclubs für ihre Kinder gut finden. Danke ans Ehrenamt Um diese Akzeptanz zu erreichen, braucht der Amateurfußball eine Menge Leute - und finanziell machbar ist sie nur mit vielen Fußballfreunden, die sich ehrenamtlich engagieren. Und der DFB weiß, was er an seinen Ehrenamtlichen hat. Er veranstaltet seit etwa 10 Jahren alljährlich einen Tag mit dem Motto „Danke ans Ehrenamt", an dem er seine Helfer ehrt. Auf seiner Homepage ist zu lesen: „Etwa eine Million Männer und Frauen sind ehrenamtlich für den Fußball in Deutschland tätig. Ohne ihren Einsatz würde die Jugendmannschaft nie ihr Ziel erreichen, wären die Trikots dreckig, würden dem Platz die Linien fehlen." Ehrenamts-Interessenten werden mit dem Hinweis ermuntert, dass das moderne Ehrenamt weit mehr als eine Freizeitbeschäftigung sei. „Es geht um einen Beitrag für die Gemeinschaft, aber längst nicht nur. Das Ehrenamt bietet vielmehr spannende Chancen für die eigene Entwicklung." Ein ehrenamtlicher Jugendbetreuer Frank ist so ein engagierter Fußballfreund. Der sportlich agile Fünfzigjährige spielt seit seiner Kindheit Fußball im Verein, hält sich mit Jogging fit und kickt auch heute noch in seiner vertrauten (Altherren-) Mannschaft. Mit seinen beiden Söhnen, die jetzt acht und elf Jahre alt sind, diskutiert er fachkundig die wöchentlichen Fußball-Ereignisse. Sein ehrenamtliches Engagement umfasst die Betreuung der kleinsten Spieler des örtlichen Fußballvereins. Dafür opfert er wöchentlich 6 bis 10 Stunden seiner Freizeit. Wochenenden mit Turnieren stellen noch höhere Ansprüche. Die Motivation Ich habe Frank gefragt, warum er sich so engagiert und er meinte: „Das war ursprünglich ein Akt der Selbsthilfe. Als ich vor etwa drei Jahren die Kinder bei unserem Fußballclub anmelden wollte, erfuhr ich, dass es für den Kleineren keinen Trainer und damit auch keine Gruppe mehr gab. Man suche dafür nach einer geeigneten Persönlichkeit, erfuhr ich. Und dann fragte man mich, ob ich das nicht selbst machen könne. Ich würde mich doch im Fußball auskennen. Und was tut ein Vater nicht alles für seinen kleinen Sohn? Um ihm das Fußballerlebnis zu ermöglichen, habe ich schließlich zugesagt und die Gruppe übernommen, betreue sie seither und muss heute sagen, dass mir alle meine Fußball-Kinder sehr ans Herz gewachsen sind." Die Trainerlizenz Ich fragte dann, ob für diese Tätigkeit eine besondere Qualifikation notwendig sei und Frank sagte „Grundsätzlich sollte in jeder Vereinsabteilung mindestens ein Trainer mit der entsprechenden Lizenz mitwirken. Aber dafür hätte ich innerhalb eines halben Jahres mehrere Lehrgänge besuchen und sehr viel Zeit investieren müssen, die ich aber nicht hatte. So besuchte ich nur einige Kurzschulungen, um mir das Basiswissen über das Kinder-Training anzueignen. Dieses Training mit den Kleinen unterscheidet sich nämlich in mancherlei Punkten vom Training in den übrigen Altersklassen. Inzwischen haben wir für unsere Gruppe aber auch das Lizenz-Problem gelöst. Wir konnten einen netten türkischen Vater gewinnen, der die erforderliche Trainer-Lizenz hat und mit dem ich mir jetzt die Arbeit teile. Er bestimmt die Trainingsarbeit und ich übernehme Organisation und Betreuung sowie den Schriftkram für die Mannschaft. Das klappt hervorragend." Das Kindertraining Ich wollte dann wissen, was in den Kindergruppen anders ist. Und Frank erklärte es mir so: „Die Kinder haben von Natur aus weiche, bewegliche Glieder und eine altersgerechte Kondition. Sie brauchen weder Aufwärm- noch Konditionsübungen. Auch das Erlernen fußballspezifischer Techniken wäre für sie langweilig. Wir bringen ihnen vielmehr den spielerischen Umgang mit dem Fußball nahe. Sie üben zum Beispiel, den Ball zu dribbeln, ohne Hilfe der Hände anzuhalten, Tore zu schießen oder abzuwehren. Wir setzen auch andere Formen des Bewegungsspiels ein, die den Kindern Spaß machen. Damit üben sie so nebenbei auch soziale Verhaltensweisen ein, zum Beispiel, sich in einer Gruppe zurechtzufinden, mit ihrer Mannschaft ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, Gegenspieler zu respektieren oder vereinbarte Regeln einzuhalten. Ich finde, das ist eine ganze Menge Übung für die Kleinen, und wenn sie davon etwas für ihr Leben mitnehmen, ist das auch für ihre Betreuer ein gutes Gefühl." Fußballturniere Ich erkundigte mich dann, ob die Kleinen auch schon gegen andere Mannschaften spielen. Und Frank sagte: „Aber ja. Im Fußball ist alles sehr ordentlich, ja fast bürokratisch geregelt. Auch die Bambini bekommen schon ihren Spielerpass, der sie zur Teilnahme an Wettkämpfen autorisiert. Bei der Anmeldung wird sogar beim Verband erfasst, für welches Land sie spielen. Es gibt eine Kreisliga, einen Spielplan und eine Tabelle. Ich muss auch jedes Mal einen Spielbericht abgeben, selbst wenn ein Spiel ausfällt. Aber bei den Kleinen hält sich unser Ehrgeiz in Grenzen. Es geht uns nicht darum, möglichst viele Spiele zu gewinnen. Wir möchten vielmehr, dass sich alle Kinder beteiligen können und Spaß am Spiel entwickeln. Kinder in diesem Alter halten sich noch nicht an zugewiesene Positionen oder Taktiken. Sie orientieren sich eher selber und bekommen von uns nur kleine Hilfestellungen. Sie wären sonst überfordert. Aber natürlich freuen sie sich auch, wenn ihnen ein Tor gelingt." Sieg und Niederlage Und Frank erklärt weiter: "Erfahrungen im Umgang mit Siegen und Niederlagen sollen die Mini-Kicker auch sammeln. Aber bei ihnen sind die Emotionen nicht so groß. Bei Niederlagen sind sie natürlich zuerst etwas traurig, aber spätestens nach einer halben Stunde haben sie das schon vergessen und weggesteckt. Problematischer sind da schon ehrgeizige Eltern, die vom Rand des Spielfeldes aus ihren Sprösslingen lautstark ihre Anweisungen mitteilen. Das sehen wir nicht gern, denn es irritiert und verunsichert die Kinder und bringt die ganze Gruppe durcheinander. Da hilft oft nur, das betroffene Kind auszuwechseln, um wieder Ruhe in den Spielfluss zu bekommen Sieg und Niederlagen verbinden aber auch die Mannschaft und so haben wir im Laufe der Zeit eine sehr nette Gemeinschaft entwickelt, die ich gerne weiter betreue, bis sie in die höheren Juniorenklassen wechselt." 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