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Wertewandel
                                       von Erna Subklew
Alles im Leben verändert sich, so auch die Werte. Anhand der Frauenbilder des 19. und 21. Jahrhunderts möchte ich diesen Wandel in Deutschland aufzeigen. Allerdings zeichnet sich schon am Ende des 19. Jahrhunderts ein Wertewandel ab.
Je nach Zeit und Raum dominieren bestimmte Werte das Leben der Menschen.

Das Frauenbild des 19. Jahrhunderts
In seinem Vortrag in der Katholischen Hochschule Aachen sagte Dr. A. Etheber, dass es einige Grundwerte gäbe, von denen man annehmen kann, dass sie überall gültig sind. Dies sind Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Je nach dem in welchem Kulturkreis und in welcher Zeit man lebt, kommen andere Werte hinzu. So könnte ich mir vorstellen, dass zur Werteskala dieser Zeit auch noch Familie, Ehe, Wahrheit, Treue, Ehre und vielleicht noch andere Werte gehören. Welcher dieser Werte beeinflusste das Leben der Frauen in dem von mir angesprochenen Jahrhundert?

Frauenleben
Zunächst möchte ich feststellen, dass das Leben der Frauen am Anfang und Ende des 19.Jahrhunderts sehr unterschiedlich war. Lebten die Menschen am Anfang des Jahrhunderts noch weitgehend in einem vorwiegend agrarischen Land, so war am Ende bereits ein großer Schritt in das industrielle Zeitalter vollzogen.
Ziel einer jeden Frau war es, zu heiraten und Kinder zu gebären. Schon nach einem Jahr fing der Umkreis zu flüstern an, wenn noch kein Nachwuchs da war. Natürlich sollte es ein Junge sein - ein Stammhalter - der Erbe. Bei Kinderlosigkeit lag die Schuld immer bei der Frau. Die Erziehung der Kinder oblag zwar der Großfamilie, verantwortlich aber war allein die Frau. Entsprach die Entwicklung der Kinder nicht den Vorstellungen der Familie, lag die Schuld bei ihr.
Die Heirat geschah in der Vielzahl der Ehen aufgrund gegenseitiger Achtung oder aus ökonomischen Gründen, weniger aus Liebe.

Weitere Einschränkungen
Nur durch ihre Verheiratung bekam die Frau ihre Reputation. Brachte sie Vermögen in die Ehe, ging dieses in den Besitz des Mannes über. Bei seinem frühen Tod musste seine Witwe innerhalb von zwei Jahren wieder verheiratet sein oder den Betrieb einem Sohn übergeben haben, weil sonst die Grundherrschaft auf das Land überging.
Es fällt auf, dass fast keine Frau als Künstlerin in dieser Zeit in Erscheinung tritt, dass es kaum Erfindungen gibt, die von Frauen gemacht wurden. Viele der Werke, die es natürlich gab, sind unter dem Namen des Mannes veröffentlicht worden.
Einer verheirateten Frau war es nicht erlaubt, eine Arbeit außer Haus aufzunehmen, tat sie es dennoch, kam die ganze Familie in Verruf.

Unverheiratete Frauen
Wie ging es zu dieser Zeit den unverheirateten Frauen? Ihr Leben entsprach noch viel weniger den angesprochenen Grundwerten als das der verheirateten Frauen. Je nach sozialem Stand verrichtete sie die zum Leben notwendige Arbeit als Magd oder als mehr oder weniger gut gelittene, meist aber ausgenützte Tante in der Familie oder kam, wenn Vermögen vorhanden war, in ein Frauenstift.

Bildung
Die Bildung der Mädchen war am Anfang des Jahrhunderts noch sehr rudimentär. Der Schulbesuch dauerte höchstens bis zum 16. Lebensjahr. Dann kamen die jungen Mädchen, wenn überhaupt, in Institute, wo sie die Tätigkeiten lernten, die sie brauchten, um eine kompetente Mutter und Ehefrau zu werden.
Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts fingen die Frauen an, sich für ihre Belange einzusetzen. Im Geheimen wurden Frauenvereine gegründet, die sich sehr für die Bildung der Mädchen einsetzten. Der erste Verein, der an die Öffentlichkeit trat, war der von Louise Otto-Peters gegründete.
Man kämpfte für eine bessere Bildung, für das Wahlrecht, die Gleichheit bei den Menschenrechten, die Selbstständigkeit und behielt aber als wichtigsten Wert der Frau ihre Rolle als Hüterin der Familie und als Mutter bei.

Fazit
Noch im 19. Jahrhundert galt für die Frauen nicht die Freiheit, denn sie konnten nicht einmal ihren Wohnort bestimmen. Es gab auch keine Gleichberechtigung für sie, denn sie durften nicht einmal das eigene Geld verwalten. Sie durften zunächst auch keine Vereine bilden, sonst wurden sie bestraft. Wenn man also die Stellung der Frau in diesem Jahrhundert betrachtet, so sieht man, dass die Frauen keineswegs gerecht behandelt wurden.

Frauen im 21. Jahrhundert
Ist das 21. Jahrhundert weiblich? Der Zukunftsforscher Matthias Horx meint es jedenfalls in einem Interview. Gelten im Gegensatz zum 19. Jahrhundert die Grundwerte jetzt auch für die Frauen? 52% der Weltbevölkerung ist immerhin weiblich.
Die Tatsache, dass Frauen gerechter behandelt werden, hatte sich bereits im 20. Jahrhundert angebahnt. Die Industrialisierung, die verlorenen Kriege und damit das Eindringen der Frauen in die männliche Arbeitswelt, ließ sich, trotz mancher Versuche, nicht mehr gänzlich zurückdrängen. Die Frauenverbände hatten auch den Boden gut vorbereitet.

Veränderungen
Während im Jahre 1900 im Bürgerlichen Gesetzbuch noch die Dominanz des Patriarchats festgeschrieben wurde, bekamen die Frauen 1918 das Wahlrecht.
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keine nennenswerten Gesetze, die die Grundwerte auch für die Frauen öffneten.
1949 wurde das Gleichberechtigungsgesetz zwischen Mann und Frau erlassen. Dies wurde zum Anlass, dass Frauen sich vermehrt für Politik interessierten. 1961 wurde Elisabeth Schwarzkopf erstmals Ministerin, 1992 Annemarie Renger Bundestagspräsidentin, 1993 Heide Simonis Ministerpräsidentin.
Ab 1991 durften Frauen in den Sanitätsdienst und Musikdienst, 2001 in alle Dienste der Bundeswehr eintreten. Damit veränderte die Wertigkeit der Werte Gleichheit und Gerechtigkeit das Leben der Frauen in der Arbeitswelt. Heute braucht keine Frau mehr die Erlaubnis ihres Mannes, um einen Beruf auszuüben.

Andere Werte
Das sich im 18. und 19. Jahrhundert entwickelnde Schulwesen war ausschließlich auf Jungen abgestimmt. Noch zum Ende des 19. Jahrhunderts gingen Mädchen nur bis zum 16. Lebensjahr zur Schule. Ein Frauenstudium setzte erst nach dem Ersten Weltkrieg ein. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts stieg die Zahl der Mädchen, die das Abitur machten ständig. Heute sind es ungefähr 60 % die das Abitur ablegen. Ebenso sieht es mit dem Studium aus. Der Anteil an weiblichen Studierenden ist größer als der der männlichen.
Im 21. Jahrhundert müssen auch andere Regeln zwischen Mann und Frau abgestimmt werden. Die Frau muss nicht mehr bei der Eheschließung den Namen des Mannes annehmen. Der Mann darf nicht allein den Wohnort bestimmen. Die Frau darf ihr Geld und Vermögen selber verwalten.
So hat allein die Rangfolge der Grundwerte das Leben verändert. Oder sollte man besser sagen, das Leben hat die Rangfolge der Grundwerte verändert?

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Gesetze die Frauen betreffen


 
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