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Heimat und Fremde in meinem Leben
Geboren wurde ich 1932 in Marienburg, damals Westpreußen. Da mein Vater Polizeibeamter war - und nach 1933 nicht alles tat, was die "Partei" von ihm verlangte - wurde er häufig versetzt. So kam ich 1936 (?) nach Mülheim an der Ruhr, 1939/40 nach Tilsit/Ostpreußen. Dort wurden wir 1944 ausgebombt, ebenso kurze Zeit später in Königsberg. So gelangten wir nach Hermannsbad damals Warthegau (Polen). Die russische Offensive im Januar 1945 trieb uns erst mit Pferd und Wagen, dann mit der Eisenbahn über Berlin in einen Vorort von Dresden. Dort erlebten wir den Einmarsch der Russen und setzten uns im Sommer nach Oberhausen im Rheinland ab.
Hier normalisierte sich das Leben langsam wieder. Schule und eine Maschinenschlosserlehre konnten absolviert werden sowie danach das Ingenieurstudium. Aus meiner ersten Stellung wechselte ich nach zwei Jahren nach Stuttgart und von dort nach weiteren sechs Jahren an den Bodensee. Wenn ich heute darüber nachdenke, bin ich länger als 2 - 4 Jahre nur an zwei Orten gewesen. Am längsten - weit über die Hälfte meines Lebens - bin ich im jetzigen Wohnort. Und jetzt frage ich mich: hat sich deswegen bei mir kein Heimatgefühl entwickelt? Bin ich deshalb auf der Suche nach der Bedeutung des Wortes Heimat? Seitenanfang Fragebogen zum Thema Heimat
Ich weiß es nicht! Am ehesten meine Familie und meine Wohnung, Wohnort, wobei die Kinder sobald sie aus dem Haus und selbstständig sind, nur noch am Rande dazu gehören. Warum?? Auch das weiß ich nicht. Vielleicht habe ich es nie gelernt Wurzeln zu schlagen (s. Lebenslauf) und fühle mich nur wohl in meinem eigenen kleinen Blumentopf, wenn dieser da steht, wo es mir gefällt. Ja, und sobald man sich darüber unterhält, lernt man die verschiedensten Gesichtspunkte kennen. Der Geburtsort, das Dorf, das Land, mehrere Länder können es sein, da wo ich sicher bin, ich mich wohl fühle, wo ich geliebt werde, wo ich die Sprache verstehe. Die Sprache spielt eine ausschlaggebende Rolle bei dem Gefühl sich heimisch oder in der Heimat zu fühlen. Ein Dialekt ist gewöhnungsbedürftig aber kein Hindernis. Ich, der ich selbst nicht genau sagen kann was und wo meine Heimat ist, kann mir nur vorstellen, dass meine Heimat überall sein kann, wo ich mich wohlfühle. Das wäre dann nicht auf einen oder zwei Punkte oder Gebiete beschränkt. Als erstes fällt mir in dem Zusammenhang ein: Heimatromane, Heimatfilme, gleichbedeutend mit Gefühlsüberfrachtung, Gefühlsduselei, unechtem Gefühlsüberschwang bis hin zum Kitsch. Dann Heimatvereine, wo sogenannte Traditionen hochgehalten und gewaltsam wiedererweckt werden, die nur noch auf vereinzeltes Interesse stoßen. Des weiteren die verschiedenen "Flüchtlings-"Organisationen, wo mit dem Begriff "Heimat" ein garstiges politisches Spiel getrieben wird. Und schließlich die gemeinste Anwendung des Wortes im Falle der erwünschten Gewaltanwendung im (Bürger-)Krieg etc. Ja, unsere Enkel werden globaler denken und nicht in engen Räumen. Heimat wird für sie vor allem dort sein, wo sie Arbeit finden werden. Die Suche nach einer zweiten Heimat wird sich dann ergeben, wenn sie aus dem Arbeitsprozess ausscheiden. Die Sprache, der Arbeitsplatz, das Gefühl gemocht zu werden und sicher leben zu können, die Freunde und das Umfeld, die Landschaft. Dieses muss natürlich genau so auf den Partner zutreffen. Persönliche Erfahrungen und Erkenntnisgewinn aus der Arbeit am virtuellen Projekt "Heimat und Fremde" Als im August 2000 anlässlich einer Tagung in Bad Urach das virtuelle Projekt: "Heimat und Fremde im Wandel" ins Leben gerufen wurde, habe ich mich spontan dazu gemeldet. Meine Erfahrungen möchte ich in technische und thematische teilen. Während des Seminars war es leicht, in persönlicher, direkter Aussprache unsere Vorgehensweise festzulegen. Dies änderte sich jedoch in dem Moment, als jeder wieder nach Hause fuhr und der Kontakt nur noch über den PC erfolgte. Der Aufbau eines Kommunikationsnetzes mit Beitragsseite, Diskussionsforum, Mailingliste und Chatraum war hochinteressant und z. T. gewöhnungsbedürftig. Die thematische Erfahrung bestand in der Aufteilung des Themas in verschiedene Themenblöcke, was schon gleich zu Beginn lebhafte und interessante Diskussionen zur Folge hatte. Als Erkenntnisgewinn möchte ich anführen, dass die Themen in einer Vielfalt von Meinungen diskutiert wurde, die mir sehr viel Anregungen gaben, mich mit den verschiedensten Aspekten hierzu zu befassen und somit meine Kenntnisse erheblich zu erweitern. Seitenanfang Zurück Wenn Sie Fragen haben: E-Mail an Peter Joksch |