Die Arbeitsgruppe stellt sich vor
- Brigitte Trojahn, Neu-Ulm -
 


Heimat und Fremde in meinem Leben

1945 mußte ich aus meiner Geburtsstadt Kolberg in Pommern mit meinen Eltern flüchten. Wir kamen nach Schleswig-Holstein in das Ostseebad Eckernförde, wo ich meine Kindheit und Jugendzeit verlebte, liebe Freunde fand, viele Aktivitäten hatte. Für mich wurde diese Stadt zur Heimat. Anfang der sechziger Jahre wurde mein Mann von seiner Firma nach München versetzt, weitere vier Ortswechsel schlossen sich an. Das bedeutete jedesmal, eine "neue Heimat" zu finden, was uns auch immer gut gelungen ist. Seit über 25 Jahren ist uns Ulm Heimat, aber die Zeit in anderen "Heimaten" ist durchaus keine "Fremde"!
 

Fragebogen zum Thema Heimat
  1. Was ist für Sie Heimat (Geburtsort? Wohnort? Wohnort der Eltern? Sonstiges? Und warum?) 
    Mein Geburtsort konnte für mich nicht zur Heimat werden, die Erinnerungen an die Zeit, die ich hier verleben konnte, gingen verloren. Heimat wurde für mich der Ort, an dem ich in der Geborgenheit der Familie meine Kindheit und Jugendzeit mit Freunden verbringen konnte.

  2. Haben Sie sich schon einmal über den Begriff Heimat unterhalten oder Gedanken gemacht, und wie ist dabei argumentiert worden?  
    Durch berufliche Veränderungen, durch Reisen, durch Begegnungen mit anderen Kulturen hat sich auch der Begriff "Heimat" gewandelt: Dort, wo ich gerade arbeite, lebe, meine Freunde habe, mich wohlfühle, dort ist auch meine Heimat.

  3. Welche Rolle kann Ihrer Meinung nach bei dem Begriff Heimat die Sprache oder der Dialekt spielen? 
    Erst wenn ich die Sprache eines Landes spreche und verstehe und den Dialekt einer Region auch verstehe, bin ich eingebunden und stehe nicht abseits, kann mich also heimisch fühlen.

  4. Wie ist Ihre Meinung zu der Ansicht, dass jemand zwei Heimaten haben kann? 
    Für mich gibt es mindestens zwei Heimaten, dort wo ich aufgewachsen bin und dort, wo ich mit meinem Mann und meinem Sohn gelebt und Freunde und Aufgaben habe.

  5. In welchem Zusammenhang ist Ihnen der Begriff Heimat in Büchern, Presse, Funk etc. schon begegnet, und wie wurde er dort verwendet? Welche Verwendungsweisen schienen Ihnen sinnvoll welche nicht? 
    Im Krieg wurde mit dem Begriff "Heimat" Mißbrauch betrieben. In Liedern und Filmen wird er oft arg strapaziert. Doch in der Literatur findet man viele Beispiele einfühlsamen Umgangs mit "Heimat".

  6. Kann es Ihrer Meinung nach sein, dass die Kinder und Enkel eine andere Vorstellung von Heimat haben, und wie unterscheidet diese sich von der Meinung der Eltern bzw. Großeltern? 
    Unsere Kinder haben heute eine andere Vorstellung von "Heimat". Sie sind in ihrem Berufsleben sehr flexibel, nehmen Ortswechsel und auch den Wechsel in andere Kulturen und Länder gerne als Bereicherung wahr. Für sie sind Freundschaften, Partner, Gruppen, in denen man sich geborgen fühlen kann, wichtiger als Orte, Regionen usw. und hier sehen sie auch ihre Heimat.

  7. Was kann Ihrer Meinung nach bei der Feststellung: HIER IST MEINE HEIMAT alles eine Rolle spielen?Wichtig sind vor allem die Menschen, die diese "Heimat" mit uns teilen, vor allem natürlich die Familie, Freunde, Gruppen. Hier sollte das "Heimatgefühl" entstehen können, wenn unsere Gedanken dort weilen. Das muß nicht nur e i n Ort sein!

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