|
|
Antworten
Wir haben die Besucher unserer Website gebeten, in einem kleinen Fragebogen darauf zu antworten, was Heimat und Fremde für sie bedeuten. Es haben sich beteilgt:
Heimat ist nichts anderes als ein " Kunstgebilde" des Menschen, um sich in seiner natürlichen Umgebung zurechtzufinden. Je weniger sich der Mensch mit seiner Umgebung und seinen Mitmenschen gleicher und anderer Kulturen und Sprachen auseinandersetzt, desto kleiner wird der Begriff Heimat definiert. So ist Heimat für den einen das Dorf/ die Stadt in der er /sie aufgewachsen ist, für den anderen ist es das Bundesland, das Land oder der Kontinent. Dem Begriff Heimat wurde dadurch eine fatale Wirkung zu eigen, indem er andere Menschen, Kulturen, Religionen von seiner Heimat ausgrenzt, was nicht selten zu schweren ( und unsinnigen) kriegerischen Auseinandersetzungen führte. Nur wenige haben bisher erkannt, dass es eigentlich nur einen Begriff der Heimat geben kann, nämlich den gesamten wunderschönen blauen Planeten auf dem wir uns alle befinden, der Erde in Ihrer Gesamtheit. Nur leider denken wir Menschen hierfür viel zu engstirnig, egoistisch und zu kleinkariert. Zwar laufen mit EU , Nafta und vor allem der UNO Projekte in die richtige globalisierte Richtung, doch wird diese immer noch von zu wenigen mit getragen und durch kleinstädtisches Denken eine echte Einheit aller Länder verhindert. Ja, siehe oben. Heimat ist ein Produkt der Denkweise des Menschen, je weiter er sich von kleinen Strukturen entfernt und je mehr er sich mit "fremden", desto größer wird seine Heimat. Die Sprache schafft eine direkte Verbindung, aber auch eine direkte Trennung zwischen den Menschen. Somit ist eine Sprachbarriere eine direkte Eingrenzung der Heimat, zumindest für diejenigen, die keine weitere Sprache verstehen. In Gegenden, wo der Dialekt so stark ist, dass er von anderen Mitmenschen kaum noch verstanden wird, engt dieser zusätzlich ein und verhindert ein Gemeinschaftsgefühl. Dieses ist aber eines der Hauptpunkte für den Begriff Heimat. So ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade die "Bauherren einer großen Heimat" wie Europa, Nafta, Uno in aller Regel mehrere Sprachen beherrschen bzw. zumindest verstehen. Das ist immer eine Sache der Definition. Da für mich die Heimat unser Globus ist, kann es keine zwei Heimaten geben, äh sei denn wir hätten irgendwann die Möglichkeit das All zu kolonialisieren. Somit kann man höchstens ein oder mehrere Wohnorte haben, die sich in fremden Kultur-, Sprach-, oder Staatskreisen befinden. Die Bezeichnung Heimat findet man überwiegend für Regionen oder einzelne Staaten. Mir ist dieser Begriff aber zu engstirnig und eine der Hauptursachen für die negativen Erscheinungen unserer Tage ( Rassismus, Glaubenskriege usw.) Wir sollten lernen, dass wir alle auf ein und dem selben Planeten leben und diesen förderalistisch und demokratisch zu regieren. Die UNO könnte hier einmal so etwas wie eine Weltregierung werden. Würden sich dann auch noch die großen Religionen wieder annähern und ein gemeinsames Dach der Religion schaffen, wären wir viele Problem und Konflikte auf der Erde los. Denn auch die Religionen haben alle einen kleinsten Gemeinsamen Nenner: "Die Regeln, wie wir auf Erden leben sollen und Weisheiten, wie das Leben gesünder, angenehmer und vor allem verträglicher gelebt werden kann." Ich hoffe es, denn der Begriff Heimat in seiner engeren Definition verhindert die Integration und das Zusammenleben der Kulturen, gerade dies können wir in einer globalisierten Welt aber am wenigsten gebrauchen. Wir brauchen Menschen, für die der Afrikaner, der Asiate, der Australier usw. Mitbürger ein und der selben Heimat sind, sozusagen Landsleute, mit anderer Sprache und Kultur die mit dieser unsere Kultur und unsere Denkweise bereichern zum Wohle aller Menschen auf dem Globus. Sprache, Dialekt, Ort, Region, Land, Kontinent, politisches System, Religion, Kultur.
Für mich ist "Heimat" im mehr abstrakten Sinn der Landstrich in Deutschland, in dem ich aufgewachsen bin, wo ich meine Muttersprache erlernt habe, wo ich meine "Jugendjahre" bis zum 20. Lebensjahr verbrachte. Der Grund dafür ist wohl, dass ich glaube, dass dort der Grundstock für meine Persönlichkeit gelegt wurde. Im praktischen Sinn verbinde ich mit "daheim sein" meinen momentanen Lebensmittelpunkt, den Ort an dem ich mit meinem Lebensgefährten lebe, wo wir uns eine Existenz aufgebaut haben, wo ich Arbeit habe, wo ich momentan am liebsten lebe. Ich lebe seit gut 5 Jahren im Ausland und da macht man sich natürlich Gedanken über diesen Begriff und spricht vielleicht auch mit anderen darüber. Die Hauptfrage ist da meistens, wie man für sich selbst den Begriff "Heimat" definiert. Sachargumente kann man da schlecht anwenden, meist läuft es darauf hinaus, jedem seine eigene, persönliche, auf Gefühlen basierende Meinung zuzugestehen. Sprache und Dialekt sind meiner Meinung nach "ein Stück Heimat"! Hätte ich keine Möglichkeit, an meinem jetzigen Wohnort meine Muttersprache zu sprechen, würde ich "Heimweh" bekommen! Dialekt kann man sich vielleicht mit der Zeit abgewöhnen bzw. bei mir ist er verschiedenen Einflüssen ausgesetzt worden, aber die Muttersprache an sich ist wie gesagt sehr wichtig für mich. Wie ich schon angedeutet habe, halte ich das nicht für ein Problem. Meine "abstrakte Heimat" wird, zumindest solange meine Eltern leben, immer das Gebiet sein, in dem diese wohnen und in dem ich aufgewachsen bin. Trotzdem habe ich eine tiefe Bindung zu dem Land entwickelt, in dem ich jetzt lebe. Praktisch sehe ich es als meine "jetzige Heimat". Ich habe zwar darüber noch nicht so viel nachgedacht, aber spontan glaube ich, dass mir in diesen Zusammenhängen der Begriff "Heimat" nur in "kitschiger" Form untergekommen ist. Ich denke, das ist irgendwie logisch, schließlich ist der Begriff ja eher gefühlsbetont, bietet sich in diesen Zusammenhängen also an. Absolut! Nachdem in der heutigen Gesellschaft immer mehr Flexibilität gefordert ist, wird sich vielleicht ein solches Gefühl bei den Jugendlichen gar nicht mehr richtig entwickeln können. Elternhaus, Muttersprache, Klima, Kultur
Heimat war für mich (65) 5 Jahrzehnte lang der Platz, wo ich zu Abend esse und gleich schlafen werde (ich bin 36 x umgezogen, davon 14 große Umzüge). Nur wenn ich in das Maintal bei Würzburg kam, hatte ich das Gefühl, mein Herz wird weit, ich bin zuhause. Das erstemal war das bei einer Radtour von Osnabrück aus. Heimat meiner Eltern ist der Ort, wo die ihre meisten Verwandten leben haben. Jetzt habe ich mich hier ein wenig fester angesiedelt, was nicht heißt, daß ich nicht noch mal umziehen werde, z.B. wenn berufliche Gründe meiner Frau dazu führen würden. Ich habe öfter vor den Argumenten von "Vertriebenen der 2. Generation" den Kopf geschüttelt. Ich habe mich oft mit befreundeten Ausländern unterhalten. Und ich bin selbst für mich achtsam, wenn ich Ausländer bin. Da merke ich, wie mir wohler wird, wenn ich in deutschsprachige Gefilde zurückkomme. Mir scheint, Heimat, das meint die Sicherheit einer Umgebung. Sprache, insbesondere Dialekt sind Ausdruck solcher Sicherheit. Mit denselben Worten haben wir auch dieselben Definitionen und dasselbe Wertesystem. Ich muß nicht extra fragen, wovon redest Du jetzt. Ich glaube es wegen der Sprache zu wissen. Glaube das! Klar, ich habe viele. Heimat in Gedichten ist mir suspekt; Blut- und Boden-Romantik assoziiere ich da. In den Medien geht es in solchem Heimat-Kontext um Ausländer, Leitkultur oder ähnliche Abgrenzungen. Sicher. Kinder, Enkel haben ihr Leben und nicht meines. Damit haben sie ihre Bezugssysteme, die mit meinen nicht ähnlich sein können und sollen. Eine Abgrenzug gegen das Unheimliche, eine Besitzerklärung, eine Rollenbeschreibung, ein Seufzer über eine Inanspruchnahme.
Heimat ist für mich ein flexibler, fliessender Begriff, der die gesamte Mutter Erde umfasst - es ist ein Ort, an dem ich mich wohlfühle, es mir durch mein eigenes Zutun gut geht, wo ich mich "heimisch" fühlen kann. Allein die Redewendung "jemand ist in die ewige Heimat abberufen worden, er ist h e i m g e g a n g en" zeigt, wie vielschichtig und umfassend dieses Wort sein kann. "Recht auf Heimat"- ein gern ge- und vorallem missbrauchter Ausdruck ist für mich imaginär, gefährlich und umstritten. Was heute als meine Heimat gilt, der ich mich zugehörig fühle, kann morgen schon eines anderen Heimat werden, mit den gleichen sogenannten Rechten auf diese. Eine katastrophale. Sie oder er trennt die Menschen, spaltet sie, macht sie minderwertig, verfremdet den Einzelnen. In meinem Sinne sollten wir Menschen nur eine einzige Sprache haben: Die der Menschlichkeit, Toleranz und gegenseitigen Freiheit - mit all ihren Beschränkungen. Wenn schon, dann kann ich mehrere Heimaten haben in meinem individuellen Leben , nämlich (s.oben) überall dort, wo ich mich wohlfühle, wo es mir gut geht als ganzer Mensch. Oft in einen mir nicht zugänglichen und unverständlichen Rahmen. Nur, wenn er in etwa meinen Vorstellungen entspricht, lasse ich "Heimat" gelten. Das ist ja gerade der springende Punkt! Die Generationen vor uns waren nationalistischer erzogen als wir und kämpften sogar um ihre Heimat. Wir und noch weniger unsere Kinder und Kindeskinder sind Gott sei Dank von solchen Vorstellungen weniger betroffen, sie sind uns nicht mehr so geläufig und das ist sehr gut so! Meine innere Verfassung, die äussere Umgebung, die Sprache, das Klima und vieles andere mehr.
Heimat ist für mich der jeweilige Wohnort, dort habe ich meine FreundInnen / Bezugspersonen. Im Rahmen einer kleinen Forschungsarbeit habe ich mich mit Menschen unterhalten, die nach 1945 geflüchtet waren oder vertrieben worden sind. Die Antworten waren höchst unterschiedlich, überwiegend wurde der Geburtsort als Heimat genannt und auch der Ort an dem die Jugendjahre verbracht wurden. Sprache und Dialekt zeigen mir, in welcher Gegend jemand aufgewachsen ist, oder wie die Eltern in der Erziehungszeit mit den Kindern gesprochen haben. Gleiche Sprache kann an einem entfernten Ort ein Gefühl der Verbundenheit auslösen. Zwei Heimaten können z.B. Vertriebene haben. Ich selbst entwickle ein heimatliches Gefühl an Urlaubsorten, in denen ich mich sehr wohl fühle, und in denen ich mich wiederholt aufhalte. Der Begriff Heimat ist mir natürlich oft in Büchern zu meinem Thema begegnet, außerdem früher in der Kinderliteratur, nachträglich finde ich die Verwendung dort sehr kitschig, und heute überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Zur Presse und zu Fersehsendungen kann ich nichts sagen, eher fällt mir eine Rundfunksendung ein, in der über meinen Kindheitsort berichtet wurde und zwar über einen "Fund" der dokumentiert, wie französische Soldaten zum Ende des Krieges dort gelebt haben. Unterschiedliche Generationen haben mit Sicherheit dann eine unterschiedliche Auffassung von Heimat, wenn sie in verschiedenen Orten und sogar unterschiedlichen Kulturkreisen aufgewachsen sind. Unter der ländlichen Bevölkerung mag es noch gleiche Meinungen über den Begriff Heimat geben, wenn sie seit Generationen beieinander leben. Für mich gehören zum Heimatgefühl: Bezugspersonen, Haus und Garten nach meinem Geschmack, eine nahe grüne Umgebung, Nähe zum Meer, ausreichende Bildungsmöglichkeiten und nicht zuletzt ein gutes Klima (frischer Wind).
Heimat ist für mich der Ort , wo ich aufgewachsen bin, meine Entwicklungsjahre verbracht habe, die ja auch am stärksten prägen Heimat ist auch die Landschaft, die sofort in meiner Erinnerung präsent ist, wenn ich "Heimat" höre oder denke. Im Zusammenhang mit der Integration von Zuwanderern ist darüber gesprochen worden. Man war sich einig, daß nur jeder einzelne von ihnen, diese Frage beantworten kann: ist Heimat Deutschland, wo sie aufgewachsen sind oder ist für sie Heimat, wo ihre Eltern herkommen. Die Sprache spielt eine ganz entscheidende Rolle, da sie aus der Kultur eines Landes entstanden ist. Je nach Wichtigkeit sind zu verschiedenen Themen verschieden viel Ausdrucksmöglichkeit vorhanden. Für den Dialekt gilt in kleinerem Maßstab dasselbe Heimaten gibt es nicht. Daß man sich in 2 Kulturkreisen gleich wohlfühlen kann, das wohl. Der Begriff begegnet mir hauptsächlich in Liedern, die man hört, in Büchern, weniger in sonstigen Sendungen. Positiv erscheint mir, wenn die Erwähnung dazu beiträgt, ein Beziehungsgeflecht intensiver und herzlicher zu gestalten, negativ, wenn damit politisiert wird. Da meiner Meinung nach der Begriff Heimat individuell empfunden wird, ist es durchaus möglich, daß in einer Familie unterschiedliche Vorstellungen herrrschen. Die Unterschiede liegen darin, daß oft nicht das gleiche Land oder Stadt, gleiche Umgangssprache für Großeltern, Eltern und Kinder erlebt werden. s. Nr. 1
Heimat ist für mich nicht der Geburtsort (Meine Eltern sind mit mir im Alter von 9 Monaten umgezogen), Heimat ist für mich das Gebiet, in dem ich in meiner Kindheit und Jugendzeit aufgewachsen bin. Natürlich gibt es auch andere Meinungen zu diesem Thema, die ebenso richtig sind und auch von mir akzeptiert werden, auch das Gebiet, in dem die Vorfahren immer gelebt haben (Beispiel Sudetenland) kann als Heimat angesehen werden, obwohl man selbst u.U. gar nicht persönlich dort gelebt hat (weil erst später geboren), aber die Vorfahren, auch Eltern sind von der Heimat geprägt worden, was selbstverständlich auch auf die Kinder übertragen worden ist. Sprache und Dialekt unterstreichen sicher das Heimatgefühl, sind aber nicht ausschlaggebend. Wenn zwei Gebiet als Heimat einen Menschen geprägt haben, so sind sicher beide Gebiete als Heimat anzusehen (Mein Beispiel: Kindheit und 1. Jugendzeit, anschliessend 2. Jugendzeit in anderem Gebiet). Nur in üblichem Sinn, keine Besonderheiten! Die enge Bodenständigkeit "unserer" Eltern ist sicher inzwischen teilweise verloren gegangen, heute sind die jüngeren Menschen nicht mehr so bodenständig, viel beweglicher und haben sicher daher auch andere Vorstellungen von Heimat. Das frühere Leben, die persönliche Prägung, heutige Bodenständigkeit.
Es ist der Ort des Geborgenseins im Vertrauten. Heimat ist für mich das Lebensumfeld geworden, in dem ich jetzt zu Hause bin, weil Geborgenheit und Vertrautsein mit Menschen, deren Denk- und Lebensweisen, Landschaft, Haus und Garten untrennbar mit mir verbunden sind. In der Kindheit und Jugend war dies der Geburts- und Wohnort. Neben diesem geographischen Ort gibt es für mich den geistigen Ort. Mein Heimatbegriff ist zu liberal. Das etwas zur Heimat wird, setzt Offenheit dem Fremden gegenüber und eigenes Bemühen zum Verständnis des Anderen voraus. Auch für Heimat gilt: ...erwirb es, um es zu besitzen. Gelingt das nicht, bleibe ich in Erinnerungen hängen oder bin ehrlicher gesagt, heimatlos. Sprache ist im frühen Entwicklungsstadium des Menschen eine entscheidende Orientierung für Geborgenheit und Vertrautsein. Das bleibt so. Der Dialekt sorgt für noch mehr Abgrenzung gegenüber Fremdem. Siehe Antworten 1 und 2. Die alten Heimaten, Kindheit, Jugend ...sind Heimaten, die Prägungen hinterlassen haben und erinnert werden. Sie gilt es zu transferieren in die neue Heimat der Jetztzeit. Der deutsche Heimatfilm nach dem Kriege bediente die Sehnsucht nach diesem (Gefühls-)Ort der Geborgenheit und des Vertrauseins. Musikantenstadl, Festival der Volksmusik... bedienen auf ähnliche Weise. Beispiele für Heimat als Konsumprodukt, gestern und heute. Heimatvereine, Trachtengruppen, regionale Traditionsfeste, von denen in den Regionalsendern berichtet wird, verweisen auf Möglichkeiten, wie Heimat erlebt und gelebt werden kann. Siehe Antwort 2. Der Mensch wird sich von Heimaten lösen müssen, um neue zu erwerben. Viele Menschen werden mit ihrer Existenz Heimatbiographien schreiben. "Stolz, ein Deutscher zu sein", hier zeigt sich wie gestrig gedacht und die sich ändernde Gesellschaft nicht im Blick ist. Zu recht wird eine Debatte über Heimat gefordert. Als Oberbegriffe Geborgenheit und Vertrautheit. Das kann sich zeigen an: Körpergestalt und Aussehen, Sprache, Bekanntsein mit den Menschen, Bekleidung, Verhaltensweisen gegenüber Menschen, Ernährungs- und Essgewohnheiten, Rituale aller Art und Brauchtum, Religionszugehörigkeit, Landschaft, vorherrschende Architektur. Madeleine Dauteuille mit Colette, Jeanie, Monique und Chantal (Lyon)
Wir sind eine kleine Arbeitsgruppe von 5 Deutschlehrerinnen aus Lyon (unter ihnen sind 4 pensioniert) zwischen 50 und 68, die zusammen Deutsch machen, als Hobbyaktivität, sozusagen.
Seitenanfang
Zurück
Wenn Sie Fragen haben: E-Mail an Madeleine DauteuilleNachdem ich meinen Standpunkt über das Thema "Heimat" gegeben hatte, habe ich meine Freundinnen um ihre Meinung darüber gebeten. Der Fragebogen war Ausgangspunkt eines lebhaften Gesprächs, das ich hier kurz zusammenfassen will. Absichtlich haben wir davon abgelassen, die Webseite über das betreffende Thema zu lesen, um uns nicht beeinflussen zu lassen. Sowieso handelt es sich bei den nachstehenden Überlegungen um keine gründliche Arbeit wie Ihre, sondern einfach um die persönlichen Betrachtungen von Französinnen, die sich ihr Leben lang für Deutsch und Deutschland interessiert haben, die Land und Leute kennen und gern mögen. Jedesmal haben wir versucht, möglichst neutral zu bleiben, aber gleichzeitig aufrichtig. Wir würden uns über Ihre Reaktionen auf unsere Äusserungen freuen und wir danken Ihnen im voraus dafür. Haben Sie bitte Nachsicht für unsere Sprachfehler : sie gehören einfach dazu und sollen Ihnen Lokalkolorit vermitteln!
Auf die Frage, ob Heimat unser Geburtsort ist, haben wir einstimmig geantwortet : "nicht unbedingt !", denn oft verdanken wir nur dem Zufall unseren Geburtsort und in der Zukunft wird es immer mehr der Fall sein . Geburtsort der Eltern ? noch fraglicher ! Dennoch waren wir alle darüber einig, dass die Heimat oft mit einem Familienheim verbunden ist, das voller Kindheits-Erinnerungen ist : in Frankreich dienen diese Familienheime, die manche Leute geerbt haben, als Zweitwohnung : dann wird dieses Stückchen Heimat Treffpunkt der ganzen Familie im Sommer (vorausgesetzt, es besitzt einen Swimmingpool , der eine noch sicherere Attraktion ist als jede Heimatliebe ...sonst macht sich die junge Generation wenig aus der geerbten "Heimat" !) Ja, Heimat und Heim sind untrennbar und doch merke ich, dass ich in meinem Beitrag (A22) gar kein Haus erwähnt habe, als Symbol für Heimat. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich die schönsten Stunden meiner Kindheit, ob bei den Eltern, im Kindergarten oder bei den Grosseltern in einem Garten verbracht habe . Ein Haus kann man sich wie ein Nest , wie eine Enklave, wie eine tragbare Heimat überall einrichten. Ein Garten steht im Einklang mit einer Landschaft und spricht uns besser als Heimat an, so meine ich aus eigener Erfahrung. A propos KINDHEIT : Unmöglich von Heimat zu sprechen, ohne diese schöne Zeit des Lebens zu erwähnen : damit waren wir alle fünf sofort einverstanden. Kindheit, Jugend haben in uns dieses wunderbare Zugehörigkeitsgefühl zu einem Eckchen Erde geweckt, für die die deutsche Sprache das schöne Wort "Heimat" birgt. Die Anhänglichkeit an eine Heimat setzt eine Geschichte zwischen uns und einem Ort voraus (da wo wir aufgewachsen sind, z.B.) und sogar schon zwischen unseren Vorfahren und einer Stelle, die wir dann als Wiege der Familie betrachten können. Denn nicht von heute auf morgen kann man feste, langlebige Bande mit einem Stückchen Land knüpfen. Es muss vor unserer Geburt, womöglich als Mutterboden, in unserem Herzen vorhanden sein und dann mit uns zusammenwachsen. Deshalb ist es gar nicht gesagt, dass unser Wohnort zu einer Heimat wird. Die meisten von uns wohnen da, wo sie Arbeit oder einen Lebensgefährten gefunden haben oder aus irgendeinem Grund, der nichts zu tun hat mit Heimat. Zum Glück kann oft unser Wohnort zu einer Wahlheimat werden (siehe Frage 4). Die Anpassungsfähigkeit des Menschen bringt es ja zustande. Doch wohnt dieser Wahlheimat nie die tiefsitzende Liebe inne wie der natürlichen Heimat, oder ? Als Beispiel dafür erzählte eine von uns, die seit Jahren in Lyon wohnt und sich dort eigentlich ziemlich wohl fühlt, dass sie manchmal das dringende Bedürfnis empfindet, in den Alpen, da wo sie aufgewachsen ist, neue Kräfte zu schöpfen : und siehe ! nach ein paar Tagen ist es soweit, sie hat "vollgetankt" und kann sozusagen wieder in das fremde Element "Lyon" ohne Atemgerät, sozusagen eine Zeitlang tauchen. Niemals ! Und es ging so weit, dass einige unter uns diesem Thema keine ganze Arbeitssitzung widmen wollten: "Was gibt es schon so viel darüber zu sagen? In einer halben Stunde sind wir schon damit fertig!" (Da ich schon gesehen hatte, wie umfangreich die diesbezüglichen Seiten Ihrer Website sind, war ich doch voller Hoffnung über den Ausgang der Arbeitssitzung.) Tatsächlich staunten wir ganz schnell über den Reichtum des Stoffes: Jede hatte eine Anekdote bereit, jede erwähnte ihre Heimat mit Begeisterung und Sehnsucht, jede schüttete ihr Herz aus! Dass wir uns noch nie über dieses Thema unterhalten hatten, sagt vielleicht viel aus über die Problemlosigkeit des Begriffs "Heimat" für uns Franzosen ? Natürlich hatten wir uns schon Gedanken darüber gemacht, entweder weil wir mit einem persönlichen Problem auf diesem Gebiet konfrontiert worden waren oder auch durch die internationalen Nachrichten : dann war es aber private oder politische Sache, keine philosophische, wie es für Deutsche zu sein scheint. Einstimmig haben wir geantwortet: eine erstrangige Rolle! Selbstverständlich meinten wir unter "Sprache" "Muttersprache": über sie wurde uns wie bei einer Infusion die Heimatliebe übertragen. Im Französischen sagt man "Das haben wir mit der Milch unserer Mutter aufgenommen". Jede andere Sprache, selbst nur eine dialektale Variante von der Muttersprache wird als "Fremdsprache" empfunden, bedeutet schon "Fremde" für uns. Jede von uns hatte es erlebt, wie angenehm vertraut uns ein gewisser Tonfall klingt, ja ein besonderer Akzent (der sich schon bei der 2. Silbe verrät), sogar ein "netter" Sprachfehler von jemand, der aus unserer "Ecke" stammt. Wie eine "Parole" eröffnet uns diese Mundart die Tore zum Paradies unserer Kindheit, unserer Heimat. Im Gegenteil fühlen sich unsere Ohren durch eine fremde Mundart wie verletzt. (wir gestehen es gern : Hier haben wir mit einem kindischen - aber harmlosen - Chauvinismus zu tun!) ...Heutzutage sind manche Kinder, dadurch, dass ihre Eltern zwei verschiedene Staatsangehörigkeiten haben, zweisprachig. Ob sie deswegen zwei Heimaten im Kopf haben? Als Germanistinnen wissen wir, wie wichtig die Sprache ist: erst als wir begonnen haben, die deutsche Sprache besser zu verstehen und zu sprechen, ist uns Deutschland ans Herz gewachsen (eine Art seelischer "Beheimatungsprozess", der kein Ende nimmt!) Noch etwas über die Sprache, als Heimatbestandteil: Wir meinen, die Musik spielt für die Musiker die Rolle einer Muttersprache: sie ist natürliches Bindeglied zwischen den Musikern aller Ländern: ist Sprache nicht sowieso eine Musik an sich? Da es Bestandteil unseres modernen Lebens ist, zwei oder mehr Heimaten zu haben, sollten wir diese Not als Glück begrüssen : ist es nicht die Gelegenheit, sich wie die Schlange zu häuten, oder wie die deutsche Sprache es so schön ausdrückt "aus unseren Kleidern herauszuwachsen", nicht mehr "in den Kinderschuhen zu stecken", oder "den Rock der Mutter loszulassen" wie wir sagen? Sich eine zweite Heimat zu eigen zu machen, manchmal zu erringen, kann sich als sehr positiv erweisen, vorausgesetzt aber, wir haben tief im Herzen eine erste, natürliche Heimat stecken, die der zweiten Heimat als Keim dient: sonst laufen wir Gefahr, ein Leben lang ungebunden, heimatlos herumzuirren. Eine von unserer Gruppe betonte, dass eine zweite Heimat keine Selbstverständlichkeit sei: dazu gehöre Willen, Geduld, Ausdauer, Optimismus und der Weg dazu sähe aus wie ein Hürdenlauf (nicht unbedingt, meinte ich). Eine zweite Heimat, das könnte (oder könne) nur im Ausland sein, so meinten die meisten von uns, die ganz Frankreich spontan als erste Heimat betrachten. ...Ganz Frankreich nicht, alle waren der Meinung, dass Südfrankreich eine Ausnahme bildet: Ja, diese Gegend, Lieblingsreiseziel von vielen Franzosen und Wahlwohnort von vielen reichen Rentnern, kommt uns irgendwie fremd vor. Dort ist nämlich alles anders: Mentalität, Gewohnheiten, Landschaft, Vegetation, Licht vor allem, ein unerbittliches Licht (eine sprach sogar von einer tragischen Kulisse - dunkelblauer Himmel, schwarze Zypressen, glattes Meer - wie bei dem griechischen Theater): Ja, Südfrankreich ist allen anderen Mittelmeerländern näher als dem übrigen Frankreich. Wie gesagt kann keiner, der sich für die internationalen Nachrichten interessiert, wie sie die Medien vermitteln, an dem politischen Problem Heimat vorbeigehen. Keiner darf es, denn es geht uns alle an. Unter diesen Medien ist das Fernsehen als erstes zu nennen, denn es bringt uns das Thema ganz konkret, oft tragisch ins Haus: es zeigt uns nämlich ganze Bevölkerungsgruppen, die durch Kriege oder politische Krisen heimatlos werden: diese Kolonnen von Vertriebenen auf dem Wege zum Exil, diese Boatpeople auf der Suche nach einer vorübergehenden Heimat, diese Hungerstreikenden, die sich auf diese Weise eine Aufenthaltsgenehmigung erringen, die Kämpfe zwischen Palästinensern und Israelis um einen Morgen Land, das alles veranschaulicht auf brutale Weise einen Begriff, der nicht nur Stoff für mondäne Gespräche ist, sondern ein brennendes, lebenswichtiges Thema bleibt für Millionen von Menschen. Aber nicht nur die Medien, sondern auch die Geschichte unserer beiden Länder hat uns mit dem Thema Heimat konfrontiert. Die Reisen oder die persönlichen Erlebnisse bringen uns den Begriff Heimat nahe. Auch die Literatur, die vielen Volkslieder, Schlager und Chansons sind voll von diesem Thema. Nein, es kann nicht sein, es ist schon Tatsache! Und aus dem guten Grunde, dass der Begriff Heimat selbst sich verwandelt hat: Die kleine, gemütliche, beschränkte Heimat unserer Kindheit, einer Zeit, in der wir keinen Wagen zur Verfügung hatten und wir unser "Reich Heimat", kreuz und quer zu Fuss durchzogen haben und deshalb in- und auswendig kannten, in der der Nachbar oft mit uns verwandt war: diese Heimat ist endgültig verschwunden. Was Familien- und Bekanntenkreis betrifft, sind viele Veränderungen aufgetreten: durch die Beweglichkeit der Arbeitsstellen können wir nicht mehr an einen Ort gebunden sein. Die Familienmitglieder wohnen nun meistens weit voneinander. Dazu kommen die zahlreichen Scheidungen, die die davon betroffenen Kinder zu einem dauernden "Pendelverkehr" zwischen den Eltern zwingen und am Wochenende von ihren Schulfreunden und von der Hälfte der Familie trennen. Das alles führt zum Verschwinden der altherkömmlichen "Sippe", als Schmelztiegel der mündlichen Tradition: in diesem Familienkochtopf hatte generationenlang - über das Erzählen der Familien- und Dorflegenden - der Zaubertrank "Heimat" geschmort. Aber nicht nur die Familienzelle ist zersplittert, sondern auch das gemütliche Dorf- und Stadtviertelleben sind zum Tode verurteilt: die Tante-Emma-Läden, früher Lieblingstreffpunkt der Nachbarschaft, haben fast alle dicht gemacht zugunsten von Riesensupermärkten, die man bald durchrollern muss. Jeder fährt zur Arbeit oder in Urlaub in seiner modernen Sänfte, sprich Personenwagen, so abgeschirmt also von seinen Mitmenschen, dem Fussvolk, wie früher der König. Wir sehen heutzutage, wie viele sich ein privates Freibad leisten und somit einen weiteren Treffpunkt der Gemeindekinder zum Verschwinden bringen. Anstelle des Stadtviertelkinos, das der Familienvater jeden Samstag mit Kind und Kegel besuchte, gibt es riesige Kinokomplexe, in denen die Stars der ganzen Welt den Himmel unserer Enkel "bestirnen"! (um von dem Heimkino zu schweigen) Viele "unrentable" Schulen, "unrentable" Entbindungsheime schliessen, "unrentable" Lokalbahnlinien werden stillgelegt, der Dorfplatz, mit der Bank unter der Linde (!), wo sich früher Alt und Jung treffen konnten, ist schon lange von zweckmässigen Jugend- und Altersheimen ersetzt worden (jede Kategorie bekommt eine Schublade zugewiesen), der Schulbus hat das ewige "Hin- und Her Nachhausebringen" der Schulkameraden unserer Zeit ersetzt, der Friedhof hat längst das Kirchgelände verlassen, und den Tod abseits der Stadtmitte verdrängt. Der Briefträger, vor kurzem noch das nette "Internet" der älteren Dorfbewohner, trägt die Post in Mittelpunktbriefkästen aus, während der Pfarrer seinerseits Gott sozusagen in "Mittelpunktkirchen" austrägt. Die private Heimat von früher wird zu einer "Mittelpunktheimat"! Kurz und gut: ohne ein Minimum an alltäglichem Sozialleben ist der Begriff Heimat nur noch die stehengebliebene Fassade eines ausgebombten Hauses. Um die natürliche Umwelt ist es nicht besser bestellt: bei der Verstädterung des Landes verlieren wir die Abgrenzungen der geographischen Einheiten, die das Naturgesetz in jeder Hinsicht beachtete und deshalb den schönen Namen "Heimat" verdienten: Der intensive Bau bzw. Ausbau von Autobahnen und Schnellzuglinien zielte angeblich die Eröffnung und Entwicklung abgelegener, deshalb rückständiger Regionen an. Leider hatte es die traurige Banalisierung dieser urwüchsigen Fluren zur Folge, die in eine malerische Operettenkulisse für Touristen verwandelt worden sind: Der Generation unserer Eltern, unserer Generation noch, wurde eine richtige Heimat beschieden, der unserer Enkel wird ein Freilichtmuseum namens "Heimat" mit allem drum und dran aufgetischt.(Ja, als fadenscheiniger Ausgleich der allgemeinen "Macdonaldisierung" wird ihnen eine "Verheimatlisierung" ihres modernen Vaterlandes angedreht, bei der das Image "Heimat", aufgeputzt wie eine Hure, für das Gedeihen der Fremdenverkehrsindustrie sorgt!) Aber vielleicht müssen wir diese kafkaische Verwandlung unserer geliebten Heimat hinnehmen, als Preis für die Erweiterung unseres Horizonts: unsere Enkel würden sich in der Heimat unserer Kindheit beengt fühlen, und den Sonntagsspaziergang um die Kirche als einen Horrorfilm erleben... Ehrlich gesagt, das war es auch für uns, und nur mit der Zeit bewirkt die Sehnsucht nach der Kindheit, nach der Jugend, nach der Geborgenheit des Familienlebens eine Verschönerung, ja eine Verherrlichung einer Heimat, die es in Wirklichkeit nur in unsem Herzen gegeben hat. Unseren Enkeln sollten wir vertrauen, auch sie werden sich, wie wir, eine Heimat zusammenbasteln, die in 50 Jahren mit dem Nimbus der "guten, alten Zeit" umgeben wird, wie unsere und die unserer Eltern. Statt Ewiggestrige zu sein, sollten wir lieber unseren Enkeln einerseits ein Stückchen unserer Heimat vermitteln, in Form von ... was weiss ich? Spaziergänge und Märchenlesungen mit Omama, Gartenarbeit und Angelparties mit Opapa, aber anderseits sollten wir auch versuchen, uns an ihre moderne Vorstellung von Heimat (also von glücklicher Kindheit) anzupassen: das tun wir ja, wenn wir zusammen mit ihnen unsere gemeinsame Neuheimat mit dem Internet durchsurfen. Unseren Enkeln verleiht die Zauberformel "www" Flügel, mit denen sie aus einer zu eng gewordenen Heimat entfliehen können ... Andere Zeiten, andere Sitten: Die Sehnsucht nach der alten Heimat "beflügelte" Eichendorff zur Dichtung:
weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus." Ein weites Feld! Vieles spielt nämlich eine Rolle dabei, denn das Rezept des Leckerbissens "HEIMAT" setzt sich aus vielen Zutaten, nicht zuletzt aus feinen Gewürzen und Kräutern, zusammen. "Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen ..." Mehr als sieben Sachen brauchen wir für den Kuchen Heimat! Ein Luxus, den die wenigsten sich leisten können. Aber als Stockfranzösinnen waren wir schon mit dem "täglich Brot", sprich Frankreich zufrieden: es ist und bleibt die Heimat schlechthin, wenn es auch eine kleinere verbirgt (wie die russischen Puppen), das Dorf, das Stadtviertel, die Landschaft unseres Herzens. Ob wir uns davor schämen sollten? Nein, denn diese Vaterlandsliebe ist kein Chauvinismus im schlechten Sinn des Wortes, ist auch sicher kein Fremdenhass: im Gegenteil, sie ist Voraussetzung für unsere Auslandsliebe gewesen. Was noch? Von 5 antworteten 2: "Heimat, das sind für uns vor allem die Menschen, die wir lieben, sie spielen für uns die Hauptrolle! Wo wir gute Menschenkontakte haben, da ist unsere Heimat." (Ich bin anderer Meinung: liebenswürdige Menschen trifft man überall, eine Heimat ist mehr, es ist das glückliche Treffen zwischen einem Menschen und einem Land, eine gewisse Harmonie, manchmal sogar eine Liebesgeschichte zwischen ihnen - vgl. das Buch von Camus über Algerien "Noces".) Drei von uns haben übrigens die natürliche Umwelt als wichtigsten Bestandteil des Begriffs Heimat genannt, und zwar die Landschaft, das Klima, die Vegetation, das Licht, vor allem das Licht, die Himmelsfarbe. Die Umwelt in manchen Gegenden, wie in der Bretagne oder in den Alpen, ist stärker geprägt als anderswo und macht die Einheimischen fürs Leben "heimatsüchtig". Diese natürlichen Verhältnisse schlagen sich in vielen anderen Aspekten einer Gegend nieder: wir denken dabei z.B. an die Architektur und an die Baumaterialien, an das Essen usw. (Als Schulkind lernten wir "es gibt das Frankreich der Ziegel und das des Schiefers, das des Steines und das des Backsteines, das des Weines und das des Bieres, das der Butter und das des Öls, das der Kornfelder und das der Weinberge... usw. usw. ..." ...ja, damals reisten wir kaum, kannten aber - in der Theorie, versteht sich - unser Frankreich wie unsere Westentasche: Geschichte und Landeskunde hatten keine Geheimnisse für uns. Dagegen ist für unsere Enkel Frankreich eine surrealistische "Collage" aus ihrem Lieblings-Sommerstrand und -Wintersportort, aus Napoleon und De Gaulle, eine Art Patchwork, in der die Vorstellung von Raum und Zeit Einstein selbst befremden würde! Das Chanson vom kanadischen Sänger Gilles Vignault veranschaulicht die Rolle, die das Klima bei der Heimatliebe spielt: "Mon pays, ce n'est pas un pays, c'est l'hiver." / "Meine Heimat ist keine Heimat sondern der Winter." Ein Fluss kann schon den Inbegriff von Heimat bedeuten: denken wir an das Gedicht von Charles Peguy, in dem Jeanne d'Arc sich von ihrem Lothringen verabschiedet, und die Maas so anspricht: "Adieu, Meuse endormeuse et chère à mon enfance." / "Ade, Du träge Maas, Du geliebte Maas meiner Kindheit." Die Beispiele aus der Literatur würden kein Ende nehmen. Meistens sind wir unfähig zu sagen, was alles bei unserer Heimatliebe eine Rolle spielt: Als ein russischer Freund zu mir sagte, er habe mal geplant auszuwandern, fragte ich ihn "was hättest Du dann von Deiner Heimat am meisten vermisst?" Er überlegte sich und antwortete: "Russland!" Der Begriff "Heimat" ist also schwer zu umreissen. Aber eines steht fest für uns: immer ist er mit dem Boden verbunden. (Diesbezüglich haben wir das Beispiel von Tignes, einem Dorf in den Alpen, erwähnt, das bei dem Bau eines Stauwerks vor Jahren überflutet wurde und wir haben gesagt, wie sehr wir mit dessen Einwohnern Mitleid hatten, die alles verloren hatten, und untröstlich geblieben waren, auch wenn sie ein paar Kilometern von ihrer Heimat eine schönere Wohnung - als Entschädignung - bekommen hatten.) Denn Heimat ist ein ganz kleines Eckchen, egal ob Dorf oder Stadtviertel, es ist einfach der Platz, wo wir unser tägliches Leben verbringen, etwas Gemütliches also. (Ja, "Heimat" und "Gemütlich" sind unserer Meinung nach untrennbar: kein Wunder also, dass beide Wörter nicht zu übersetzen sind.) Unsere Liebe zur Heimat macht uns manchmal parteiisch: was uns im Ausland schlecht, hässlich, unerträglich vorkommen würde, akzeptieren wir im eigenen Land ohne weiteres: "Froschkönig" Franzose (der "Froggy" der Engländer) kann kaum verstehen, dass die Japaner rohen Fisch essen! Auch auffällige Widersprüche schrecken uns nicht ab: z.B. wir Franzosen feiern mit grossem Prunk das 200. Jubiläum der Revolution und stolzieren in all unseren Königsschlössern an der Loire oder noch in Versailles ohne Bedenken! Dennoch sind wir uns dieses kindischen Chauvinismus bewusst und reagieren, bei all unserer Heimatliebe, Frankreich gegenüber oft sehr kritisch: nicht umsonst spricht man von der französischen Nörgelei. HEIMAT: ein Produkt "made in Germany" ? Bei unserer Arbeitssitzung zu 5. habe ich bestätigt bekommen, was ich in meinem Beitrag behauptet hatte über die französische Zentralisierung, die in uns Franzosen die Liebe zu einer kleinen Heimat (auf Region Ebene) erstickt hatte. Übereinstimmend meinten wir, dass alles, was mit Heimatkultur, Folklore verbunden ist, in Frankreich schnell verdächtig ist und mit einer gewissen Herablassung beurteilt bzw. verurteilt wird (Trachtengruppen sind gut genug für lokale Festlichkeiten, z.B. und wehe dem Autor, der als "Heimatdichter" abgestempelt wird!) Zweitrangige Kultur, so ist es, so war es wenigstens, denn, Gott sei Dank, und das hatte ich auch schon betont: es zeichnet sich im heutigen Frankreich eine Tendenz ab, die der Heimatkultur günstiger ist (ein Beweis dafür ist "La journée du Patrimoine" / Tag des kulturellen Erbes) Frankreichs: an diesem Tag der offenen Türen sind in jeder Gemeinde dem grossen Publikum alle "kulturellen Schätze" Frankreichs frei zugänglich ... ein Kapitel für sich eigentlich, denn die Heimat ist damit zu einer Art "Indianerreserve" geworden, die man einmal im Jahr besucht, statt sie tagtäglich zu geniessen, mitzugestalten. Aber Schluss mit der bösen Kritik!, sagen wir, es ist "besser als nichts". Heimat bleibt trotz aller offiziellen Bemühungen Fremdkörper im Organismus Frankreichs. Wir glauben, dass der Begriff "Heimat" typisch deutsch ist und im Kopf der meisten Franzosen leider der Karikatur "Lederhose und Tirolerhut" gleichgesetzt wird. (In unseren Köpfen von Deutschlehrerinnen hat auch diese Karikatur ein zähes Leben, obwohl wir ein Leben lang bei unseren Schülern dagegen gekämpft haben, mussten wir uns gestehen! Denn das Wort "Heimat" ruft bei jeder von uns unwiderstehlich Bayern, das gemütliche Bayern hervor: dumm, nicht wahr ... aber so ist es doch! Natürlich wissen wir ganz genau, dass diese Vorstellung von Deutschland falsch ist.) Merkwürdigerweise beneiden wir Sie, Deutsche, gerade um das, was wir, wie gesagt, harmlos verspotten: ja, wir beneiden Sie, so "heimatlich" denken, feiern zu können, wir beneiden Sie, ohne Komplexe, ohne sterilen, spielverderbenden Abstand, z.B. im Bierzelt zu "schunkeln" denn dieses einfache volkstümliche Vergnügen ist bei uns als "Folklore" sehr lange verpönt worden, mindestens in unseren Milieus und also verboten. Wir beneiden die Deutschen um den Fortbestand Ihrer Traditionen, um die Gemûtlichkeit Ihrer ganzen Lebensart, kurz und gut um Ihren patentierten Begriff HEIMAT, den Sie "verhätscheln" (Ihre Website ist ein Beweis dafür). Wahrscheinlich sind wir, Franzosen, von der Geschichte und von der natürlichen Umwelt zu sehr verwöhnt worden, als dass wir uns je bemüht haben, die "Heimat" unter Denkmalschutz zu stellen? Schade: so haben wir unsere Landschaft verschmutzen (an der Küste z.B.), unsere Städte mit hässlichen Betontürmen entstellen lassen. Zu lange sind wir passiv geblieben: Hoffentlich sorgt die junge Generation für die Rettung unserer Landschaften und unserer Lebenskunst, sonst erkennen wir bald die geliebte Heimat unserer Jugend nicht mehr: Wir denken dabei aber nicht nur an Frankreich oder an unserer Eckchen in Frankreich, sondern an das Planetendorf überhaupt, unser aller gefährdete Heimat! Lyon, April 2001
Heimat setzt sich für mich aus einer Hierarchie von Begriffen zusammen: Als erstes denke ich an Deutschland als meine Heimat. In Deutschland liegen meine Wurzeln seit Generationen. Meine Mentalität, meine Denkweise, meine Sprache ist deutsch. Als meine eigentliche Heimat, wo ich mich wirklich zu Hause fühle, betrachte ich meinen jetzigen Wohnort Tettnang und die Bodenseelandschaft mit ihrem Hinterland. Hier lebe ich mit meiner Familie seit vierzig Jahren. Hier wohnen die meisten unserer Freunde. Hier bin ich sozial integriert. Ein Heimatgefühl bringe ich auch meinem Geburtsort Magdeburg und der Landschaft in der er liegt entgegen. Dort habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht. Automatisch habe ich alle Orte, an denen ich später gelebt habe, mit meinem Geburtsort verglichen. Es spielt keine Rolle ob der Vergleich positiv oder negativ für den Geburtsort ausgefallen ist. Die Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend sind unauslöschlich. Ausführliche Gespräche über Heimat hat es mit meiner Mutter gegeben, die aus Schlesien stammte. Obwohl sie seit 1936 in Mitteldeutschland lebte, betrachtete sie Schlesien als ihre Heimat und fuhr auch regelmäßig dorthin zu Besuch. Sie konnte sich nie damit abfinden, dass ihre Heimat nach dem Kriege nicht mehr zu Deutschland gehört. Sie wäre nie nach Schlesien zurückgegangen, aber die verlorene Heimat wurde dadurch, dass sie verloren war, besonders wertvoll. Sprache spielt meiner Meinung nach eine ganz entscheidende Rolle für den Begriff Heimat. Nicht umsonst haben Schriftsteller in der Emigration gesagt, ihre Sprache ist ihre Heimat. Dialekt spielt für das Heimatgefühl und die Identität eines Menschen bis in unsere Zeit eine große Rolle. Der Dialekt kann Eigenheiten, Denkweisen, Verhaltensweisen oft viel treffender ausdrücken und beschreiben als es die Hochsprache das kann. Ob das auch für kommende Generationen so sein wird bezweifle ich. In vielen Gegenden Deutschlands wird der Dialekt zurückgedrängt. Der passive Dialekt - Wortschatz z.B. der Generation die heute ca. 60 Jahre ist, ist schon größer als der aktive. Und für die Kinder dieser Generation ist ein Teil des aktiven Dialekt - Wortschatzes der Eltern heute schon fast nicht einmal mehr passiver Wortschatz. Ein schwäbischer Schriftsteller, Arnold Stadler, Jahrgang 1954, sagte in einem Interview: Heimat wird immer weniger, weil die Sprache, der Dialekt, immer weniger gesprochen wird. Ich kann mir für mich nicht vorstellen, dass ein Land außer Deutschland für mich wirklich zur Heimat werden kann. Es ist durchaus möglich, dass ich mich in einem fremden Land wohlfühle, gerne dort lebe, die Sprache vielleicht sogar gut beherrsche, aber Heimat würde es für mich wahrscheinlich nicht werden. 1. Heimatbegriff in Büchern: Kurt Tucholsky schreibt 1929 in einem Essay mit dem Titel: Heimat ...... ja sagen zu dem Land Deutschland, in dem wir geboren sind und dessen Sprache wir sprechen. ...... warum lieben wir unsere Heimat, gerade sie. Warum nicht eins von den anderen Ländern? Es gibt so schöne. - Ja, aber unser Herz spricht dort nicht. Und wenn es doch spricht, dann spricht es in einer anderen Sprache. ....... wer gar nichts anderes spürt als dass er zu Hause ist; dass das da sein Land ist, sein Berg, sein See, auch wenn er nicht einen Fuß des Bodens besitzt ..... .....Es gibt ein Gefühl jenseits aller Politik, und aus dem Gefühl heraus lieben wir dieses Land. Wir lieben es weil die Luft so durch die Gassen fließt und nicht anders, der uns gewohnten Lichtwirkung wegen, aus tausend Gründen die man nicht aufzählen kann, die uns nicht einmal bewusst sind und die doch tief im Blut sitzen. Ende des Zitates. Für mich ist das eine gelungene Beschreibung des Begriffs Heimatgefühl. 2. Heimatbegriff in Presse, Funk und Fernsehen Sehr zweifelhaft ist für mich der Begriff Heimat geworden durch die Berufs - Heimatvertriebenen. Ich kann verstehen, dass Menschen die ihre Heimat als Kriegsfolge verloren haben, die Erinnerung an ihre Heimat wach halten wollen und sich zu diesem Zwecke auch organisieren. Aber dass die Forderungen die von den Funktionären dieser Gruppierungen gestellt werden nicht erfüllbar sind, sollte allmählich jedem klar sein. Diese Forderungen - Recht auf Heimat u.ä. schaffen nur böses Blut bei den Menschen die heute in diesen Gebieten leben und die z.T. auch nicht freiwillig dorthin gezogen sind. Zumal die Generation, die wirklich noch sagen kann, dass die verlorenen Gebiete ihre Heimat waren, ein Alter erreicht hat, in dem sie wirklich nicht mehr dorthin zurückgehen würde. Außerdem ist es heute doch wieder möglich, die "alte Heimat" zu besuchen. Ich habe meine Kinder und Enkel zu ihrer Meinung über den Begriff Heimat befragt . Sie haben wie folgt geantwortet: Die Kinder - Sohn und Schwiegertochter - 36 Jahre alt. Für den Sohn ist Deutschland seine Heimat, wo er sich sicher fühlt. Er kennt die Gesetze, kennt seine Rechte, weiß wie er vorgehen muss um etwas zu erreichen. Seine Geburtsstadt, Tettnang, ist für ihn nicht mehr Heimat, weil sie sich inzwischen sehr verändert hat und auch seine Freunde nicht mehr dort wohnen und weil er, außer zu seinen Eltern, keine Kontakte mehr dort hat. Für die Schwiegertochter ist die Landschaft, die von Bergen und Tälern geprägt ist, als Heimat wichtig. Sie kann sich nur dort wohlfühlen, niemals in einer flachen Landschaft, wie sie z. B. in Norddeutschland vorherrscht. Heimat ist für sie da, wo ihre Familie ist. Ihre Geburtsstadt, München, betrachtet sie nicht mehr als Heimat, weil sie sich so sehr verändert hat, dass sie ihre Heimatstadt darin nicht mehr erkennen kann. Die Enkelkinder - zwei Jungen - 7 und 8 Jahre alt. Heimat ist ein anderer Begriff für Wohnort oder für meine eigenen vier Wände. Heimat ist auch das Land, Deutschland, in dem ich lebe, weil man da so spricht wie wir und weil uns alle verstehen und wir alle verstehen. Hier fühle ich mich wohl. Dieses Land, diese Landschaft, ihre Kultur, ihre Geschichte sind meine Landschaft, meine Kultur und meine Geschichte. Hier bin ich in Traditionen, Denkweisen, Gebräuchen zu Hause. Hier habe ich meine Familie, meine Freunde. Hier ist meine geistige Heimat. Hier kenne ich die Gesetze, Rechte und Pflichten, hier fühle ich mich sicher.
Dort, wo ich mich wohlfühle. Wichtig ist für mich, dass ich mit meiner Heimatsprache und meiner gewohnten Kultur umgeben bin, also deutsche Literatur, klassische Konzerte, Theater, Oper etc. Ja. Die Argumente waren äußerst unterschiedlich. Es wurden die Essgewohnheiten, die Sprache, der Geburtsort, das Bundesland und das Elternhaus genannt. Für mich spielt die Muttersprache in Verbindung mit dem Begriff Heimat eine der größten Rollen. Ich komme ursprünglich aus Norddeutschland, habe aber selber nie einen Dialekt gesprochen. Trotzdem geht mir das Herz auf, wenn ich die norddeutsche Mundart höre. Wenn ich jahrelang im Ausland lebe, aber eine Gruppe deutschsprechender Freunde und meine gewohnte Kultur um mich habe, so kann sich auch ein leichtes Gefühl der Heimat wieder zur anderen Sprache hinwenden. Anders wird es evtl. aussehen, wenn ich in einem anderen Land eine Familie gründe, meine Kinder in diesem Land aufwachsen sehe und mit meinem Partner die dortige Landessprache spreche. Vielleicht kann es dann doch die zweite Heimat werden??? Bei Goethe, Fontane, Böll und Heine z.B. Bei Büchern, die in einem bestimmten Teil meiner Heimat ihre Handlung haben. Schwierigkeiten habe ich nach einem schweren Unglück mit dem Hinweis im Rundfunk: "Deutsche sind nicht unter den Opfern". Das hat in meinen Augen nichts mit Heimat zu tun, denn Manschen sind Menschen, egal wo sie leben bzw. ihre Heimat haben. Ja, das beginnt schon bei den Kindern. Aufgrund der politischen Entwicklung nach dem Kriege in Deutschland und der Entwicklung von Europa fühlen sich manche aus der Nachkriegsgeneration als Europäer und sehen Europa als ihre Heimat an. Siehe Punkte 1 - 6.
Der Ort, die Gegend, wo ich wohne, wo mein Umfeld ist, meine Freunde, Familie. Einfach da, wo ich mich wohlfühle. Mein Geburtsort ist mir fremd, kenne ich nur vom erzählen.... Ja - mit sehr unterschiedlichen Meinungen. M.E. spielt die Sprache eine sehr grosse Rolle. Wenn ich nicht verstanden werde, fühle ich mich automatisch fremd, nicht dazugehörend. Ist für mich sehr wichtig und wäre auch ein Grund, nicht ohne Sprachkenntnisse in einem anderen Land zu leben. Kann ich mir vorstellen. Hat mit wohlfühlen zu tun. Ich komme z. B. aus Berlin, fühle mich dort wohl und heimisch und lebe seit 27 Jahren in Ulm und da fühle ich mich auch heimisch, sehr sogar. Ähnlich wie ich es beschreibe. Ja, kann ich mir vorstellen. Meine Kinder denken ähnlich wie ich, fühlen sich wohl in ihrem Umfeld, sehnen sich nicht nach dem Geburtsort, meine Enkelkinder sind noch zu klein, ich werde demnächst Gelegenheit haben, doch mal zu fragen (die Großen sind 8 und 6 Jahre alt), ist bestimmt interessant. Sprache, Gegend/Landschaft, Arbeitsstelle, Familie, Freunde, Aktivitäten, Sportmöglichkeiten, kulturelle Möglichkeiten, Verein ...
Dieter Böckmann übermittelte uns diesen Fragebogen seiner kanadischen Mail-Freundin. Er hat ihn auch aus dem Französischen übersetzt.
Seitenanfang
Zurück
Wenn Sie Fragen haben: E-Mail an Dieter Böckmann
Wie Annick, würde ich sagen, dass ein geographischer Ort, dessen Grenzen sich aus der gesellschaftlichen/sozialen Zugehörigkeit ergeben, die Bezeichnung "Pays d'origine" (deutsch = Herkunftsland) oder HEIMAT verdient. Daraus werden auch Inhalt und Ziele des späteren Lebens geformt. Der Sinn kann von einem Menschen zum anderen variieren, entsprechend der Bildung, der Kultur und der sozialen Stellung. Dieses grundlegende Instrument der Kommunikation hat entscheidende Bedeutung, wenn es darum geht, seine Heimat zu bezeichnen. Erst recht wenn alle ihre Sprache in ihrem ganzen Reichtum des Ausdrucks beherrschen. Dann führt sie zur Harmonie in den Familien, den Gemeinden, den Regionen und dem Land. Ja, warum nicht ? Man ändert ja den Wohnort im Laufe des Lebens. Man kann Kanadierin sein und in einem anderen Land den anerkannten Status des Emigranten haben. Und dann muss man sich anpassen auf verschiedenen Ebenen: in Sprache, Gebräuchen, Nahrung, Religion... Hier, In QUEBEC, lebt man gegenwärtig in einer ständigen Auseinandersetzung zwischen KANADA und PROVINZ. Kann Québec sich als unabhängigen Staat ansehen? Ich meine, dass zuviel Zeit und Energie für die Frage der Regierung aufgewendet wird. Oft gehen die Journalisten zu weit, fordern drastische Veränderungen und sehen dabei nicht mehr den Wert des Landes KANADA: Wie kann denn eine kleine Schar Menschen noch in der Welt zurecht kommen? Ich meine, KANADA hat seinen Platz in der Welt und wir müssen es bewahren, um nicht alles zu verlieren. Aber vielleicht hängt die Einstellung zum Bundesstaat auch vom Alter ab? Wenn Kinder nicht mehr den Sinn der traditionellen Familie kennen (und Vater und Mutter und Großeltern) und sich zu ihr bekennen können, wie sollen sie sich dann mit einer Nation, einem Volk, identifizieren können? Vor allem wenn die verschiedenen Ethnien die eigentliche Bezugs-Basis bilden? Und welches ist dann die Nation, das Volk, das die verschiedenen kulturellen Einstellungen zusammenführt? Ich stelle mir diese Fragen oft, aber manchmal komme ich mir da ein bisschen verloren vor... Der Geburtsort (Stadt, Gebiet, Provinz, Land) und die wesentlichen Werte (geistige und aus Erziehung), die man pflegt und für die man sich während seines so kurzen Lebens in dieser Welt einsetzt. Nachtrag: Hier möchte ich noch ein bisschen nuancieren, vor allem wenn ich von Spiritualität (Geistigkeit) spreche: man muss sich die Freiheit zu seinem Glauben und zu seiner Verbindung mit Gott bewahren. Ich meine, dass mein Land dies seinen Bürgern immer möglich gemacht hat. Und dass soll auch so bleiben. Eine Teilnehmerin des Workshops Bad Urach
Geburtsort, weil ich aus Ostpreußen vertrieben wurde im Alter von 4 1/2 Jahren. Ja. Was ist Heimat? Man soll aber seine Heimat lieben! Verbundenheit, Ursprungswurzel, sprachliches und soziales Verstehen. Das geht - denn Heimat kann auch ein neuer Wohnsitz sein, wo man gerne lebt. In Verbindung mit "auf's Gefühl klopfen", wenn es um den Ursprung/die Herkunft geht. Ja. Unterschied könnte in der Betrachtungsweise sein. Eigentum an Haus und Grund. Verbundenheit zur Landschaft. Persönliche Wirkungsstätte. Hier lebten die Eltern und Großeltern.
Geburtsort Als Großstadtmensch liebe ich mein herrliches verrücktes Köln, lustige, unkomplizierte Mitmenschen. Heimat ist ein Gefühl !!! Sehr wichtig! Der Dialekt ist ein Spiegel der Mentalität, sollte auf jeden Fall gepflegt werden. Galt leider lange Zeit als "unfein", nach meinem Empfinden jedoch auch ein Teil Kultur. Aus meiner Sicht unbedingt möglich. Einmal dort wo meine Wurzeln sind, zum anderen eine zweite Heimat durch Beruf, Partnerwahl, politische Gründe oder Abneigung der ursprünglichen Heimat gegenüber, egal warum auch immer. Leider viel zu oft sehr kitschig besetzt, am Kern des doch wertvollen Begriffs vorbeigehend. Auf jeden Fall abhängig von der Grundeinstellung der Erwachsenen und dem gesamten Umfeld, jedoch wächst die Jugend - besonders in einer Großstadt viel multikultureller auf und kann eher eine zweite Heimat akzeptieren. In erster Linie die Mentaliät, die Sprache, Bezugspersonen, Freunde, selbst Gebäude und sogar Gerüche.
Heimat ist für mich da, wo ich mich wohlfühle und geborgen. Das kann der Geburtsort sowie der spätere Wohnort sein. Heimat kann für mich auch in der Fremde sein. Ich habe so gute Erinnerungen an die Fremde (für mich London), so dass ich die Fremde wirklich als 2.Heimat betrachte, aber auch nur deswegen als 2. Heimat, da man mich auslachen würde, wenn ich diese als meine Heimat betrachten würde. Ich muss die Sprache lieben und lernen zu verstehen. Kann ich gut nachvollziehen. Wenn man sich an verschiedenen Orten oder Ländern so wohl gefühlt hat, dann kann man beide zur Heimat machen. Heimat wird oft für vergangene Zeiten symbolisiert, ob gute oder schlechte Zeiten, man hat dort viel erlebt und meistens ist es der Geburtsort. In Büchern wird uns oft vermittelt, dort wo man die Kindheit verbracht hat, dass dieses auch gleichzeitig die Heimat ist. Sinnvoll scheint mir die Kindheitsvariante. Das kommt darauf an, wo sich die Kinder oder Enkel am wohlsten gefühlt haben, dort werden sie sich auch heimatverbunden fühlen. Das kann natürlich von dem Heimatgefühl der Eltern total abweichen. Geborgenheit, Liebe, Vertrauen, Verwandte, Freunde, viele Erlebnisse, die einem im Gedächtnis bleiben.
In der Reihenfolge der Wichtigkeit: 1. wo ich Freunde habe 2. wo Wurzeln von mit liegen Ich habe also mehrere "Heimaten": Eine, die meinem langjährigen Wohnsitz entspricht, und ein paar aus der Vergangenheit, denen immer noch ein Stückchen Sehnsucht gilt. Es gibt da eine Diskussion zwischen meiner Frau und mir, in der unterschiedliche Modelle von "Heimat" eine Rolle spielen: In der Frage, wo wir die letzten Jahre unseres Lebens verbringen wollen, vertritt sie die Meinung, dies soll in der Nähe eines unserer Kinder geschehen (die an uns nicht vertrauten Orten wohnen), während ich die Einbettung in das gewachsene Netz unseres Wohnortes nicht aufgeben möchte. Eine beachtliche: Zwei unserer Kinder leben in England, und wir würden trotz guter Sprachkenntnisse nie dorthin ziehen. Sehr wohl (vgl. 1.), allerdings mit unterschiedlichen Wichtungen. Der Begriff "Heimat" wird in der Öffentlichkeit wenig verwendet, weil er stark emotional belegt ist. Indirekt spielt er allerdings durchaus eine Rolle: 1. Heimat hat etwas mit Nation zu tun, und diese Assoziation macht uns Deutschen den Begriff verdächtig. 2. Wer das Wort "Heimat" hört wird die Assoziation "Schnulze" kaum verhindern können. 3. Ich hege den Verdacht, dass gerade der von seiner Heimat schwärmt, der seinen Horizont nicht weiter zu ziehen vermag. Das Gefühl, irgendwo hin zu gehören, wird sich nicht wandeln, weil es gewiss zu unserer genetischen Ausstattung gehört. Die praktische Ausprägung aber ist im Wandel begriffen: - Unsere Eltern wechselten kaum je den Wohnsitz (Kriegseinflüsse ausgenommen) - Unsere Generation hat ihren Radius auf Deutschland ausgedehnt - Unseren Kindern (s. 3.) steht die Welt offen. Starke Emotionen, verknüpft mit Erinnerungen, Freunden, Bildern, Gerüchen (!), Erlebnissen usw.
Für mich bedeutet Heimat einmal den Geburtsort, dort wo ich innerhalb der Familie meine Erstsozialisation durchgemacht habe. Zweitens ist es der Ort, wo ich meine weitere Sozialisation durch die Schule und mein neues Umfeld erlebt habe. Drittens ist es die Stadt, in der ich seit 48 Jahren lebe. Sollte man hier vielleicht nicht sagen, mit wem die Diskussion erfolgt ist? Ist sie nicht unterschiedlich ob ich das Thema Heimat mit der Familie, Freunden oder Fremden diskutiere? Die Sprache bzw. der Dialekt ist sicherlich Teil des Heimatgefühls. Warum sollte er nicht? Es gibt Heimatfeste, Heimattrachten, Heimatbräuche, Heimatlieder usw. Im Gegensatz zu früher, wo die Heimat der Geburtsort war, auf den man in Notzeiten zurückgreifen konnte (Versorgung) ist nach meiner Auffassung Heimat heute emotional besetzt. Da Heimat auch immer etwas mit ersten Lebenserfahrungen (Sozialisation) zu tun hat, kann der Begriff Heimat bei den einzelnen Generationen schon sehr unterschiedlich sein. Familie, Sprache, Landschaft, Freunde, Auskommen.
Da wo ich lebe. Das Heimatgefühl ist wichtiger Bestandteil des Lebens. In der Heimat kommt man ohne Dialekt nicht aus. Man kann durchaus mehrere Heimaten haben. In vielen Publikationen in der Literatur und der Presse mit positiver Wertung. Die Heimatverbundenheit ist bei den Kindern und Enkeln deutlich geringer als bei den Eltern. Familie, Freunde und Erlebnisse.
Ich bin geboren und lebe in einem kleinen Land (Niederlande). Deshalb ist "Heimat" für mich der größte Teil von Holland. In der Zeit der Globalisierung wird Heimat weniger wichtig werden. Eine sehr wichtige Rolle. Sprache/Dialekt ist ein sehr verbindender Faktor. Es ist schwierig aber möglich. Die Gegend wo jemand schon 18 Jahre glücklich lebt, kann zu Heimat werden neben der Geburts-Stadt/Region. In den Niederlanden ist das Wort Heimat mehr oder weniger ein Reizwort. Es tendiert zu Nationalismus und Hooliganismus. Ja. Ältere Menschen fühlen eine stärkere Bindung an ihre Stadt/Dorf/Region. Viele jüngere Menschen betrachten die "ganze Welt" als ihre Heimat. Sprache, soziale Kontakte, Klima und andere Faktoren, die einen glücklich machen.
Heimat hat für mich sehr viel mit Geschichte zu tun. Heimat ist für mich der Raum meiner eigenen Geschichte. Heimat ist Wohlfühlen, Kontakt zu Eltern, Verwandten und Freunden. Heimat kann für mich kein Land, keine Stadt oder kein Ort sein. Heimat ist das persönliche Lebensgefühl zwischen mir als Person und meiner Umwelt. In Gesprächen mit älteren Menschen fällt der Begriff "Heimat" sehr oft. Ich erinnere mich an ein Gedicht mit dem Titel "Doheem dat is dat schönste Wort, dat schönste op d´r Welt" (aus dem Oberbergischen), dass ich auf einem Geburtstag bei meinem Großvater vorgetragen habe. Heimat ist bei vielen älteren Menschen auch Heimatforschung oder Heimatkunde, die Überalterung der Geschichtsvereine zeigt, dass sich junge Menschen nur wenig mit der Geschichte ihrer Heimat (Wohnort) auseinandersetzen. Dialekt kann eine große Rolle zur Identifikation mit dem eigenen (Sprach)-Raum sein. Diese Ansicht finde ich völlig zutreffend. Heimat ist in den Medien besonders in der lokalen Berichterstattung zu finden. Davon gehe ich aus. Gerade in der Generation der Überlebenden/Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs findet man oft ein übersteigertes Heimatgefühl. So ist Heimat oft auch etwas Ausgrenzendes. In der heutigen Generation der Globalisierung und Vernetzung scheint mir das Besinnen auf Werte ganz allgemein, aber auch besonders Werte wie Heimat aber auch Emotionen, Gefühle vielfach verloren gegangen sein. Heimat drückt für jeden Menschen etwas anderes aus, der Heimatbegriff ist nur schwer zu definieren.
Heimat kann überall sein, wenn Toleranz und Menschlichkeit herrscht. Willy Brandt sagte in einer Diskussion mit den Heimatvertriebenen: "Heimat kann man verlieren, eine Heimat kann man aber auch wieder neu gewinnen". (2. Generation - keiner ist bereit zurückzukehren.) Die Verständigung oder ein Zusammenleben wird erleichtert, wenn man die vorgenannten Bedingungen beherrscht. Ist jedoch nicht die unbedingte Voraussetzung. Meine Meinung ist - die ganze Welt kann Heimat sein. Der Begriff Heimat wird hier überstrapaziert und immer verherrlicht, was in der Wirklichkeit zu falschen Schlüssen führt. Hier muss von allen Seiten Toleranz praktiziert werden. Geborgenheit, Freundschaft, Anerkennung, wirtschaftliche Sicherheit, kulturelle Einbindung, wo ich eine politische Entfaltungsmöglichkeit habe. Eine veränderte Situation kann auch das Ende dieses Heimatgefühls sein.
Heimat ist für mich der Ort, an dem ich meine Kindheit verbrachte. Da die Kindheit im Leben eine prägende Rolle spielt, sieht man die Gegend , in der man sie verbrachte, als Heimat. Die Sprache bedeutet Heimatklänge. Lebt man längere Zeit in einer Gegend, in der man sich wohl fühlt, wird man sie als 2. Heimat empfinden. Ich stamme aus dem Norden Deutschlands und freue mich über die Sendungen des NDR Das hängt weitgehend von der Einstellung der Eltern ab. Das erklären die vorhergehenden Antworten.
Heimat ist nicht, wo man ist, sondern was man macht, also auch wo man sich wohl fühlt, wo man sich selbst sein kann, sich nicht für andere verstellen muss. Nein. Sprache/Dialekt kann das Heimatgefühl verstärken. Das halte ich für machbar und es ist durchaus individuell bestimmt. In Büchern, wenn es um Schlesien oder Ostpreußen geht... die Leute die von dort vertrieben wurden, sind heimatlos. Für ältere Generationen war Heimat immer da, wo man geboren wurde; für Jüngere ist das anders, man hat zudem mehr Möglichkeiten z.B. auszuwandern... dann ist wohl dort seine Heimat. Wohnort, Sprache, Identifizierung mit anderen, Freunde, Familie. |