Brot in der Esskultur der
Slowakei
PhDr. Sylvia Dillnbergerová,
PhD.,U3A at Comenius University Bratislava
PhDr. Nadežda Hrapková, PhD.
U3A at Comenius University Bratislava
Brot gehört zu den ältesten
Nahrungsmitteln der Menschheit und ist auch heute noch auf den
ersten Stelle im Verbrauch von Getreideprodukten. In allen
Weltkulturen ist Brot ein wichtiger Bestandteil der Nahrung, auch
wenn dieses auf verschiedene Art und Weise zubereitet wird. Wegen
des unermesslichen Potentials, welches Brot ganze Jahrtausende in
der Nahrugskultur beibehalten hat, muss man die gute Absicht des
Projektes und ganz besonders die Zusammenstellung des Fragebogens
schätzen, da dieser zugleich auch Bestandteil eines internationalen
Projektes virtueller Seniorenbildung in mehreren europäischen
Ländern ist.
In der Slowakei wurde die
verkurzte Variante ausgewertet, an der 35 Teilnehmer (von 1000
Seniorenstudenten) im Alter von 45 bis 80 Jahren - 30 Frauen und 5
Männer - teilgenommen haben. Die Mehrzahl von ihnen hat eine
abgeschlossene Mittelschulbildung, wenige haben ein abgeschlossenes
Hochschulstudium, alle leben zur Zeit in Bratislava
.
Abb.1 |
Aus den
Antworten der Respondenten über die meist verzehrte Brotsorte
in der Vergangenheit geht hervor, dass der Brotteig in der
Slowakei aus mehreren Mehlsorten hergestellt wurde, (was wir
auch anhand einer Landkarte, den Ethnografischen Atlas der
Slowakei entnommen, demonstrieren möchten), wobei in der
Verpflegung schwarzem Roggenbrot vor weissem Weizenbrot der
Vorzug gegeben wurde. Die Form der Brotlaibe - oval oder rund
- so wie auch die Grösse stehen im Zusammenhang mit den aus
Stroh geflochtenen Körbchen (Behältern) und auch mit der
Brotschaufel, welche in der Slowakei bis in die erste Hälfte
des 20. Jahrhunderts, angewendet wurden und was wir auch durch
Bilder demonstrieren /Abb. 1, 2/. |
Abb.
2 |
In der zweite Hälfte des 20.
Jahrhunderts, hauptsächlich aber vom Anfang der 90er Jahre an, hat
sich das Angebot der Brotsorten markant vergrössert, woran das
Entstehen und Entwicklung von Grossbäckereien (der Bäckerindustrie),
so wie auch der Konkurenzkampf zwischen Unternehmern der
Nahrungsindustrie beteiligt waren.
Die Antworten betreffend
Brotgenuss in der Gegenwart ergaben, dass man auch andere
Bäckererzeugnisse konsumiert und dass jetzt eine breitere Brotskala
existiert. Sie betrifft nicht nur die Form und das Gewicht der
Laibe, sondern bezieht sich auch auf die Anwendung des Grundstoffes
für Brot, also Mehl (Weizenmehl, Roggenmehl, Maismehl, Graham,
Soja), so wie auch auf andere Zutaten (Kümmel, Buttermilch,
Kartoffeln, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne). Ganz eindeutig geht aus
der Umfrage hervor, dass dunkles Brot beliebter ist, ganz besonders
Vollkornbrot. Sie bestätigten auch, dass die Slowaken von ihrer
Tradition der Beliebheit vom dunklen Brot nicht abgewichen sind.
Diese Feststellung steht einerseits im Zusammenhang mit der
Tatsache, dass sich die Slowakei in das europäische
Schwarzbrotgebiet eingliedert, schon deswegen, weil Roggen die
Grundsubstanz für Brot war. Auf der anderen Seite ist dies ein
Beweis dafür, dass bei der gesunden Ernährung der Volksaufklärung
und den Masmedien eine unersetzbare Rolle zugeordnet ist.
Was die geschmacklichen
Angewohnheiten betrifft, so wurde durch die Umfrage bestätigt, dass
ein nach Hausart gebackenes Brot am besten schmeckt. Das ist auch
der Grund, warum man gern Brot mit auf den Weg nimmt, besonders bei
Auslandsreisen, weil Brot eine Verbindung mit der Heimat
darstellt.
Brot ist ferner ein Spezifikum,
durch welches man Länder charakterisieren kann. Es ist Träger der
Kultur, des Niveaues der Kulinarie, so wie auch ein Zeugniss der
Mannigfältigkeit der Nahrung. Nur zu oft ruft sein Aussehen, sein
Geschmack, sein Duft und seine Qualität Erinnerungen und
Reflektionen hervor. Auch Brot leistet einen bestimmten Beitrag zum
Kolorit des besuchten Landes. Bei Rundreisen durch das eigene Land,
so wie auch bei Reisen ins Ausland, wird Brot mit Vorliebe direkt
degustiert. Nicht aber jedem Slowaken schmeckt Brot, welches in
einem anderen Land gebacken wurde. Diese Behauptung wird auch durch
ethnische Stereotype bezüglich auf Brot bestätigt. Manchmal ist das
Brot anderswo für uns zu „weiss“ /Sandwich/. So das Brot der
balkanischen Halbinsel, Spaniens, oder Italiens, ein anderes mal zu
„schwarz“ /Komissbrot/. Volkornbrot aus Skandinawien scheint uns zu
„trocken“. Slowaken, welche kanadisches Brot gegessen haben, fanden
es zu „dünn“ und „übersäuert“, auch der Geschmack einer anderen
Weizensorte wurde als schlecht empfunden. Die Meinung über die
Bedeutung und die Rolle des Brotes in unserer Nahrung ist
unterschiedlich und steht im Zusammenhang mit Geschlecht und Alter,
ergibt und ergab sich aus der Erziehung und der Sozialstatus.
Unterschiede sind auch zwischen Stadt und Land, zwischen denjenigen,
die in der Industrie arbeiten und denen, die den Boden bebauen
(Bauer, Landwirte). Es ist evident, dass derjenige, der alles mit
Brot im Zusammenhang stehende produziert, Brot für gewöhnlich viel
mehr schätzt, weil er mit Brot eng verbunden war und es immer noch
ist. Derjenige, der sein Brot im Geschäft kauft, vergisst nur zu
oft, wieviel Arbeit, wie lang der Weg vom Sähen bis zum Brotlaib
ist. Der Bezug zum Brot war unterschiedlich auch zwischen
„gewöhnlichen“ Menschen und Reichen, welche Brot nur als Speise für
Arme, für das „Bauernvolk“ betrachteten. Für die Herrschaft war es
dehonestierend, ihrem Stand nicht entsprechend Brot zu essen, da sie
ja über Mitteln verfügten, die es erlaubten, auserlesenere Speisen
zu essen.
In der Vergangenheit gehörte
Brot zur Grundnahrung und war ein wertvolles Nahrungsmittel, in
extremen Fällen sogar der einzige Bestandteil der Ernährung. Auch
heute noch ist es unser tägliches Brot, so wie es im Gebet
gesprochen wird. Brot ist unersetzbar. Wenn es im Haus fehlt, fehlt
etwas gans wesentliches, wichtiges. Ohne Brot zu sein, bedeutet
Mangel an Lebensmitteln. Ein Leben ohne Brot ist unvorstellbar. Es
ist das einzige Nahrungsmittel, mit welchem man sich nicht überessen
kann. Man isst Brot gern, man kann es nach Lust und Appetit auch
mehrmals am Tag essen, für gewöhnlich zum Frühstück, oft auch zum
Abendbrot, zwischendurch; ist auch die beste Beilage zu jedem
beliebigen Gericht, insbesonders aber zu Suppen.
Aber am liebsten ißt man Brot
ohne allem. Es bedeutet unsere Rettung in Not, wenn man Hunger
leiden muss, aber auch dann, wenn nicht gekocht wurde. Brot kann
jede Speise ersetzen und sättigt.Man kann auch seine andere
Eigenschaften nicht ausser acht lassen - Anteil an Vitaminen,
Mineralien, Ernährungswert, und auch den Fakt, dass Brot ein Drittel
des Kalorienverbrauches ersetzt.
Früher, als Brot noch, von Hand
hergestellt wurde, war dies eine schwere Arbeit, nicht so wie sie
jetzt durch Maschinen und Automatisierung geworden ist. Wegen diesem
ehemaligen physischen Anteil wurde Brot hoch geschätzt, so wie jede
Arbeit in hoher Ehre stand und Unehrerbietigkeit dem Brot gegenüber
wurde als Sünde eingestuft. Dieses wurde durch strenge Erziehung (in
der Familie, Schule, durch Religion), Sparsammkeit und hohe Ethik
unterstützt. Moralnormen, Wertsystem der Menschen, regelten das
Verhältniss von Mensch zu Nahrungsmitteln und sind in der
Akzeptierung der Hochachtung von Nahrungsmitteln verankert, denn
jede Speise wurde als Gottesgeschenk angesehen. Aus diesem Grund war
auch der Umgang mit Nahrungsmitteln, auch mit dem, was bei der
Vorbereitung oder nach dem Essen übrig blieb, sehr respektvoll.
Brotreste, Brotkrümmeln, Speisereste wurden nicht weggeworfen,
sondern man fütterte damit Vögel, am Land auch Tiere im Stall.
Heiligabend- oder Osterspeisen, unter ihnen ganz besonders Brot und
Brotkrümmeln würden als Heiligtum gehalten. Das war auch der Grund,
warum man sie in die erste Furche im Frühling eingepflügt hatte,
oder wurden bei der Behandlung von Mensch oder Tier angewendet.
Hiermit wird zugleich auch bewiesen, dass die traditionelle
Landwirtschaft ein vollkommen abgeschlossenes ökologisches System
war. Weil Nahrungsmittel ein Geschenk Gottes waren, ergab sich
daraus auch die Moralnorm, die einen sparsamen Umgang mit ihnen
vorschrieb. Ohne gewichtigen Grund durfte man nichts wegwerfen,
Nahrungsmittel verschwenden oder sich ihnen gegenüber in einer
respektlosen Weise verhalten. Der jetztige Überfluss, eine gewisse
Verwöhntheit halten Brot nicht in Ehren. Man kann heute Brot in
Überfluss in Abfalltonen und Mülleimern finden, auch wenn die Bäcker
bemüht sind, dem Brot seinen Geschmack und seine Stelle in der
Wertskala zurück zu gewinnen Früher ging man mit Brot viel bedachter
um. Es war üblich, dass man aus älteren Brot Toast machte, oder eine
Brotsuppe - „Demikat“ kochte. Dazu ist allerdings noch zu sagen,
dass zu Hause gebackenes Brot nicht so schnell trocken oder
schimmelig wurde, wie es heute oft der Fall ist. Die traditionelle
Technologie ermöglichte es, einmal pro Woche Brot zu backen.Der
Vorrat davon langte für die Zeitspanne dazwischen. Das frisch
gebackene Brot wurde in ein sauberes (Tisch)Tuch gewickelt, in die
Vorratskammer oder in die Speisekammer auf ein Gestell gelegt, oder
auch in die hölzerne „stravnej“ Truhe. Heute gibt man es in den
Kühlschrank, in das Tiefkühlfach oder in einen Brotbehälter.
Angeschnittenes Brot lag früher auf dem Tisch /Abb. 3/ oder in der
Schublade des Tisches, später legte man es in den
Küchenschrank.
Abb. 3
Brot schneiden, einteilen,
Familienmittgliedern oder Gästen anbieten durften nur in hoher Ehre
stehende Familienangehörige (Bauer, Bäuerin). Die Männer bekamen
eine grössere Schnitte, welche die Anerkennung ihres grösseren
Anteiles an der physischen Arbeit symbolisierte. Vom Gesichtspunkt
der sozial - kulturellen Funktion gesehen war das gemeinsame Essen
im Sinne der Übergangstheorie von A. Gennep ein „Annahmeritual für
materielle Einheit, Heiligung des Einvernehmens“, „Belag
entstandener Einheit, welche definitiv sein kann“.
1 Der Tisch als rituales
Bestandteil des gemeinsamen Essens hatte eine Einigungsfunktion.
Durch ihn wurde die Familie beim Essen vereinigt, in Anwesenheit von
Gästen vereinigte die Familienmitglieder mit einer weiteren
Sozietät, weil „die Einheit beim Essen die ausgeprägteste
Grossfamilienbindung war“.
2 „Von einem Brot leben“, „ von
einem Brot essen“ hiess, in einem gemeinsamen Haushalt, in der
Familie zu leben. Auch diese Redewendung weisst auf die Bedeutung
des Tisches als Symbol der Familie und ihren Zusammenhalts hin. Es
war ein allgemein angewandter Brauch, dem Gast Brot und Salz
anzubieten als Zeichen für Empfang und zugleich war es auch
Ehrerbietung und ein Symbol der Gastfreundlichkeit. Dieser alte
europäische Brauch bestätigte die Existenz des Brotes als
Grundnahrungsmittel in der europäischen Kultur. Er zeugt aber auch
von der Bedeutung der landwirtschaftlichen Prosperität der
bäuerlichen Gemeinschaft. Dieses gesellschaftliche Ritual der
Begrüssung mit Brot und Salz wird in der Gegenwart in der Slowakei
nur mehr bei ofiziellen Empfängen, hauptsächlich bei Staatsbesuchen
oder bedeutenden Festlichkeiten, angewendet.
Mit dem Wort Brot, wie schon
angedeutet, bezeichnet man nicht nur dieses Nahrungsmittel, im
übertragenen Sinn auch das ganze Anwesen, Wohlstand und Fülle. Aus
diesem Grund ist Brot auch wichtig in der Magie, so wie auch bei
verschiedenen traditionellen Festlichkeiten, bei welchen es zum
Geschenk wurde. Darüber gibt es etliche ethnologische
Beweise.
Bei der Vorbereitung, so wie
auch beim Backen des täglichen, aber besonders beim Backen des
Brotes für gelegentliche, zeremonielle Zwecke, bittete man Gott das
Brot zu segnen; aus diesem Grund machte man mehrere verbale oder
Bewegungshandlungen. Dieses zeremonielle Brot war zugleich Kuchen
für die Armen. Noch heute hält sich die ältere Generation an den
Brauch, Brot vor dem ersten Schnitt auf der unteren Rinde zu
bekreuzen.
Die symbolisch - rituelle
Bedeutung des Brotes, später wird diese Rolle von Kuchen übernommen,
bei Familienfesten oder Kalenderfesten weist auf seine soziale und
auch organisatorische Funktion hin. In der sozialen Kommunikation
war Brot ein wichtiger Teil im menschlichen Leben, bei
Familienfesten oder besonderen feierlichen Ereignissen. Mit Brot
verbundene Rituale waren bis in die erste Hälfte des 20.
Jahrhunderts mit magischen Vorstellungen mit einer assoziativen,
bilderhaften Denkweise verbunden. Das Brot (Kuchen) war im
übertragenen Sinn ein Symbolbild der vegetabilen Kraft der
Getreidekörner. War das Wichtigste in der ganzjährigen Arbeit des
Bauers. Brot symbolisiert allen irdischen Wohlstand, so wie auch die
Weitergabe des Lebens in der Naturalwirtschaft und bezieht sich auf
die Selbstgenügsamkeit. Bei Taufen war Träger dieser Symbolik das
Brot (Kuchen), welches die Taufpatin in die Familie, in der das Kind
aufwachsen sollte, brachte und Segen symbolisierte. Die Taufe selbst
war ein Zeichen der Aufnahme des Kindes in die Familie. Am Ende des
Festessens wurde Brot (Kuchen) den Gästen verteilt und bestätigte
damit die Teinahme des Gastes an diesem Fest der
Kindesgeburt.
Brot (Kuchen) /Abb. 4 / war bei
Hochzeiten in ganz Europa sehr wichtig, denn es verkörperte alle
irdischen Güter, nicht nur in der Ehe, sondern auch auf dem Hof und
Anwesen. Seine Bedeutung ist in verschiedenen Formen in allen
Schlüsselmomenten der Hochzeit anwesend. Bekannt ist die
Tischzeremonie, wobei die Braut nach ihrer Ankunft im Hause des
Bräutigams den Tisch ringsherum umgehen musste und dabei die
Tischecken küsste. Sie musste dabei das Brot (Kuchen) in ihren
Händen halten, es auf jede Tischecke legen und danach um den Tisch
herum rollen (Tisch als Sitz der Geister der Vorfahren und zugleich
auch der Mittelpunkt des Hauses). In der Handlung der Braut handelte
es sich um eine Verbindung der Bedeutung von Tisch und Brot als
Opfer für die Familienahnen, aber zugleich war es auch ein magisches
Mittel, welches die Prosperität der Familie sichern sollte. Dieses
wurde durch das auf dem Tisch gelegte Brot symbolisiert. Auf der
anderen Seite handelte es sich bei diesem Ritual auch um den Einzug
der Braut in den neuen Haushalt, um die Vereinigung zweier Familien,
denn der Laib musste aus dem Elternhaus der Braut sein. Die Braut
wurde in ihrem neuen Zuhause von der Schwiegermutter mit Brot
(Kuchen) empfangen /Abb.5 /, was auf dieselbe Symbolik hindeutet. Am
Ende des Hochzeitmahles wurde Brot (Kuchen) in einer zeremonialen
Handlung unter alle Hochzeitsgäste aufgeteilt (als Zeichen des
Abschlusses des Hochzeitsfestes) und bedeutete ausser der schon
erwähnten landwirschaftlichen Prosperität im Sinne des Brauchrechtes
auch eine Bestätigung durch Zeugen, Hochzeitsgäste, die Gültigkeit
des geschlossenen Ehebundes.
Abb. 4 |
Abb. 5 |
Abb. 6
|
Ein Überrest
der europäischen Agrarritten sind auch die zeremonniellen
Brote (Kuchen) /Abb. 6,7,8, /- welche zu bedeutenden
Jahresfesten gebacken werden, zum Beispiel wird für das
Festmahl am Heiligabend ein Kuchen, genannt „kraèun“ gebacken;
zum Osterfest Osterkuchen /Abb. 9/ „paska“, welche bei
Katoliken, griechisch - katolischen Gläubigen und auch bei
Gläubigen der Ostkirche bis heute in der Kirche am
Ostersonntag geweiht werden /Abb. 10/. In der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts bekamen diese Kuchen eine neue Symbolik.
Sie wurden zu vorwiegenden, dominanten Symbole dieser Feste.
Alle Handlungen, die zur Weissagung der kommenden Ernte
führten, geschahen mit Brot (Kuchen). Es wurde zum Beispiel
der Christkuchen über den Fussboden gerollt, noch bevor man
ihn auf den Tisch legte. Auch hier handelte es sich um eine
magische Funktion des Brotes (Kuchens). In unserer Zeit haben
diese Handlungen allerdings ihre Bedeutung
verloren. |
Abb. 7
|
Abb. 8
Abb. 9 |
Abb. 10
|
Mit Brot konnte man auch Dank
für geleistete Dienste, für gut verrichtete Arbeit ausdrücken, wobei
Brot (Kuchen) zugleich eine Entlohnung war. Brot schenkte man Hirten
für das Hüten der Herde und zeigte auf diese Art und Weise die
Dankbarkeit für die geleistete Arbeit. Auf dem Heimweg trug der
Knecht den Kuchen auf seiner Schulter als Zeichen für die
Dorfgemeinschaft, dass er seinen ganzjährigen Dienst beendet hat. Im
Zusammenhang mit Arbeit spielte eine wichtige Rolle Brot aus frisch
geernteten und gemahlenen Getreide, welches beim Erntedankfest eine
wichtige Rolle zugeordnet bekam. Auch die Erstlingfrüchte hatten
diese Rolle /Abb.11/.
Abb. 11
In der sozialen Kommunikation
wurden auch andere, verborgene Bedeutungen von Brot (Kuchen), zum
Beispiel die schützende und opfernde Funktion, demonstriert. Bis in
die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Bräuche bei Beerdigungen
mit einem Aberglauben über das Leben nach dem Tod verbunden. Auch
hier spielte Brot eine Rolle, denn man legte es dem Verstorbenen mit
in den Sarg. Dieser Aberglaube ist aber schon im
Rückgang.
Es ist notwendig noch einmal zu
betonen, dass Brot (Kuchen) ein Sinnbild der Zusammengehörigkeit der
Menschen, so wie auch der Integration des Einzelnen in die Gemeinde
war. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts differenzierten sich
die Generationen im Bezug auf Brot, aber ganz abgesehen davon bleibt
Brot das universale Symbol der Arbeit des Menschen, der Erhaltung
des Lebens, der menschlichen Existens im Allgemeinen.
Am Ende möchte ich anmerken,
dass zum Trotz aller köstlichen Gerichte, aller Lekerbissen, die
auch zu der Ernährung des Menschen gehören, eine Scheibe Brot,
manchmal mit Butter, Schmalz oder Marmelade bestrichen /Abb. 12/,
das Atribut der glücklichen Kindheit mit ihren Spielen auf der
Strasse, in Höfen oder sonst wo geblieben ist. In der Ruhe des
Alters wenden wir uns unseren Erinnerungen öfters zu und sie
verwandeln sich für uns in eine geistliche Nahrung. Darin liegt das
Reichtum, das Geheimnis und auch der Zauber des Brotes, jenes
Brotes, welches wir von der Kindheit her bis ins Alter, auch im 21.
Jahrhundert, immer noch essen. Wenn man über den Sinn des Lebens und
über seine Werte nachdenkt, ich bin überzeugt davon, dass Brot seine
Stelle im Leben weiter behalten wird.
Abb. 12
Bemerkungen:
1. Gennep, A. : PYechodové
rituály. Systematické studium rituálo. Praha 1997, S. 35.
2. Botíková, M. - Jakubíková,
K. - Švecová, S. : Tradície slovenskej rodiny. Bratislava
1997, S. 24.
Abbildungen:
Die Mappe: Mehlsorten und
zeitliche Frequenz des Brotbackens
(R.Stoli?ná: Etnografický atlas
Slovenska)
-
Gegenstände zum Brotbacken (
B. Mann: Etnografický atlas Slovenska)
-
Backen der Kuchen (J. Podolák
: Etnologický archív FF UK)
-
Das Interier eines
Dorfhauses; die Hälfte des XX. Jh. (Z.
Mintalová: Slovenské národné m úzeum - Etnografický ústav,
Martin, výstava ?aro prikrytého stola)
-
Hochzeitskuchen (
Encyklopédia ?udovej kultúry Slovenska, 1.)
-
Empfang des jungen Paares
nach der Eheschließung ( M. Mada?ov: Tradície
slovenskej rodiny, Fotoarchív
Slovenského národného múzea)
-
Grundformen des Gebäckes ((
B. Mann: Etnografický atlas Slovenska)
-
Kuchen zur Feier - rund (Z.
Mintalová: Slovenské národné múzeum Etnografický ústav, Martin,
výstava ?aro prikrytého stola)
-
Kuchen zur Feier - stollen
(Z. Mintalová: Slovenské národné múzeum Etnografický ústav, Martin,
výstava ?aro prikrytého stola)
-
Osterkuchen "Paska"
(Encyklopédia ?udovej kultúry Slovenska, 1.)
-
Segnung der Osterspeisen
(Encyklopédia ?udovej kultúry Slovenska, 1.)
-
Erntekranz und Kuchen (M.
Mada?ov: Tradície slovenskej rodiny, Fotoarchív Slovenského
národného múzea)
-
Ein Knabe mit einer
Brotscheibe (K. Kálay: Slovo na tvári, Media Svatava,
Bratislava
2000)
|