Ein Waldspaziergang mal ganz anders.

Ein Waldspaziergang mal ganz anders.

Am Freitag, dem 3.7.2020 wollten wir eigentlich bei Rainer auf dem Priwall grillen.
Seit den Coronalockerungen treffen wir uns zwar, aber nur im Freien, d. h. bei Mitgliedern im Garten.
Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Es gelang uns kurzfristig am Nachmittag mit einem Fotografen – Bernd Ehlert – eine Führung zu vereinbaren, in einem stadtnahen Wald, dem Lauerholz.
Das Lauerholz, ein stadtnahes Waldgebiet,960 ha groß, ist direkt über den Volksfestplatz gut zu erreichen. Es hat durch seine naturnahe Waldnutzung einen ganz besonderen Charakter. Es werden nur wenig Bäume gefällt, vor allem gibt es keine flächenhaften Kahlschläge und es gibt keine Neupflanzungen, sondern nur natürliche Ansamungen.
Bild 1.


Hier hat er in einem sehr schönen Wegstück eine Baumgalerie installiert, an 17 Bäumen hängen 17 Fotos.in ca. 2.50 m Höhe damit sie nicht abgehängt werden.
Die Bäume hat er besonderes ausgesucht – zum Teil fehlt ihnen die Krone durch Blitzeinschlag, zum Teil weisen sie besondere Merkmale wie Wucherungen auf, zum Teil stechen sie durch üppigen Wuchs ins Auge.
Bild 2.


Die Strecke auf der die Bilder abwechselnd links und rechts angehängt sind (umweltfreundlich und Bau-schonend natürlich) beginnt am ehemaligen Volksfestplatz und führt mitten in das Lauerholz.
Die Idee kam ihm während Corona, wo er mit seiner Tochter häufig diesen Weg mit Hund spazieren ging und feststellte, dass genau in dieser Zeit, in der Museen geschlossen sind, viele im Wald spazieren gehen. Die Idee einer Waldgalerie war geboren. Mit Crowdfunding und 16 FreundInnen machte er sich an die Realisierung. Er erhielt auch bei den städtischen Ämtern, Kultur und Forstwirtschaft Unterstützung, und auch die Presse berichtete ausführlich.

Nun hängen die Bilder knapp eine Woche und er ist aufgrund der Nachfrage begeistert, vor allem
fällt ihm auf, dass die Leute nun völlig anders in den Wald gehen und sich auch anders verhalten. Wir natürlich auch.
Unsere kleine ViLE Gruppe traf sich mit ihm am Freitagnachmittag.
Wir gingen langsam in den Wald – immer das nächste Bild suchend – vor allem den Blick nach oben gerichtet.
So nahmen wir auch die wunderbare kathedralenartige Baumschließung über dem Weg zur Kenntnis.
Bild 3.


Da es sich um einen naturnahen Forst handelt, mit zum Teil über hundertjährigen gestürzten Bäumen, die noch zur ökologischen Nutzung den Kleinstlebewesen zur Verfügung stehen, hat man das Gefühl im Ur-Wald zu sein, obwohl das im eigentlichen Sinne keiner ist.
Bild 4.


Die Bilder, Fotos im Format 40 × 30 cm – durch Laminierung haltbar gemacht – sind überwiegend farbige Ausschnitte aus größeren Bildern. Sein Themenschwerpunkt ist Street Fotografie. Er nennt seine Technik Dialogisches Fotografieren. Dazu gehören drei Dialoge:
1.) Er sucht bei den Ausschnitten den Teil, wo im Bild ein Dialog stattfindet, entweder ein Besucher vor einem Bild im Museum, ein Mann schaut einer Frau hinterher, zwei Skater rollen hintereinander.
Es ist niemals das ganze Bild zu sehen – immer nur ein Ausschnitt.
Bild 5.


2.) Der zweite Dialog ist der durch den Betrachter des Bildes und der Versuch einer Interpretation.
3.) Der Dritte ist, wenn der Betrachter den Bildtitel liest und sich eventuelle neue Gedanken macht.
Bis auf ein schwarz weiß Foto sind alle Bilder farbig, zum Teil recht bunt und damit
sehr auffällig im Wald.
Bild 6.


Leider mussten die Formate recht klein gewählt werden, der Stammumfang durfte an den Seiten nicht überschritten werden – wegen der Sturmgefahr.
Er zeigte uns einige Bilder in größeren Formaten – die natürlich eine andere Wirkung haben, in einer Galerie mit entsprechender Beleuchtung.
Aber gerade diese kleinen Formate schmiegen sich förmlich an den Baum und sind so Teil der
natürlichen Umgebung.
Ausgiebig erzählte uns Bernd Ehlert zu jedem Bild den Entstehungsort, die Situation, vor allem was
ihn dabei interessierte. Und schon bekommen die Bilder ein Eigenleben. Wir sehen sie nun auch mit
seinen Augen und in seinem Kontext.
Bild 7.

Nach einem kurzen angekündigten Waldspaziergang, den er mit mehreren hundert Metern bezifferte, erreichten wir das letzte Bild nach 1 ½ Stunden und hatten, wie Margret am Smartphone feststellte, 2,1 km zurückgelegt.
Wir waren von dem Ideenreichtum des Foto-Künstlers, der eigentlich, Sozialwissenschaftler und Kulturpädagoge ist begeistert.
Und das besondere an dieser Aktion – da er alles mit Crowdfunding finanziert hat und noch Geld übrig ist – spendet er dies der Stadt für weitere Projekte in den Wäldern um auch mehr Besucher anzulocken.
Und am Ende der Aktion – sie läuft zwei Wochen – verschenkt er alle Bilder an die Besucher.
Bild 8.

Aufgrund der großen Resonanz plant er für das nächste Jahr schon eine weitaus größere Aktion mit vielen BürgerInnen zusammen im Wald.
Wir wünschen ihm viel Erfolg.
ViLE Lübeck.


Text Axel
Fotos Margret, Axel

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