Goslar, die Kaiserstadt

Die tausendjährige Kaiserstadt ist seit 1992 UNESCO-Weltkulturerbe, ebenso wie das Erzbergwerk Rammelsberg und die Kaiserpfalz. In den letzten Jahren ist noch das Wasserregal der Harzer Wasserwerke hinzugekommen.

 Ziel unserer Besichtigungen war eigentlich der Rammelsberg und die Kaiserpfalz , dennoch hatten wir in Goslar eine interessante Stadtführung vorgesehen.

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Der Marktplatz in Goslar

 Knapp zwei Stunden ging es mit einer Stadtführerin durch die Altstadt. Sie kannte alle Sprüche, die an den größeren Fachwerkhäusern vorzufinden sind, auswendig. Das typische von Goslar ist, dass die großen stattlichen Bürger- und Geschäftshäuser im Zentrum mit Schiefer verkleidet sind, ausgenommen Rathaus und Kirchen. Der  Schiefer wurde hier im Harz abgebaut - heute kommt er aus Italien.


Platz mit Fachwerkhäusern


Sehr schmale Gasse

 Wir waren überrascht über den früheren Reichtum der Stadt, der sich heute in den prächtigen Häusern noch widerspiegelt. Unsere Stadtführerin wies uns darauf hin, dass das menschliche Gedächtnis im Rahmen einer solchen mit Fakten und Zahlenwissen angereicherten Führung höchsten 5 Prozent behält. Daran will ich mich auch halten.


Das Siemens-Haus.

 Besonders beeindruckt waren wir von dem Anwesen der Familie Siemens, deren Ursprung in Goslar liegt. Einmal im Jahr kommt die ganze weitverzweigte Familie mit über 200 Personen hier zusammen. Das Siemenshaus - ein riesiges zweigeschossiges Fachwerkhaus, ist mit reichen Schnitzereien versehen . Es steht den Rest des Jahres leer. Die Familie Siemens ist seit über 600 Jahren hier ansässig. Gebaut wurde das Haus 1692/93 von Hans Siemens, der Kaufmann war und als Stadthauptmann eine wichtige Rolle in der Stadt spielte.

 Wir wurden durch viele Gassen geführt, vorbei an Wasserläufen und kleinen Gärten hinter den Fachwerkhäuser. Klein Venedig nannte unsere Führerin diese Idylle.


Die Marktkirche von Goslar

 Besonderes Interesse fand bei uns die Besichtigung der Marktkirche mit den zwei verschiedenen Türmen. Sie stammt aus dem Jahre 1151 und war ursprünglich eine dreischiffige, kreuzförmige Pfeilerbasilika mit den zwei Westtürmen. Im 14.und 15. Jahrhundert wurde der Chor vergrößert und an beiden Seiten jeweils ein neues Schiff hinzugefügt. Es existieren noch neun mittelalterliche Glasfenster aus dem ersten Drittel des 13.Jahrhunderts, ein Taufbecken aus Bronze (1573) und spätgotische Wandmalereien.


Mittelalterliche Glasfenster

 Der Blick ins Heiligen Geist Hospital (wir haben in Lübeck das älteste in Deutschland), war nicht möglich, da geschlossen. Leicht erschöpft - es war auch recht warm - landeten wir nach zwei Stunden wieder auf dem Markt.


Die Kaiserpfalz in Goslar

 Nach einer  kurzen Pause ging es weiter zur Kaiserpfalz, dem Höhepunkt in Goslar. Die einstige Kaiserpfalz besteht heute nur noch in Form des Kaiserhauses. Es ist 54 m lang und 18 m tief und war der größte Profanbau seiner Zeit. Das Zentrum stellt der  zweigeschossige Saalbau dar. Er besteht aus zwei übereinander liegenden Sälen. Der untere war der Wintersaal, also heizbar, der obere mit den vielen Wandgemälden der Sommersaal. Die anderen Gebäude der Kaiserpfalz sind nicht mehr vorhanden.


Gemälde im großen Saal

 Wir schlossen uns einer Führung an, die alle halbe Stunde kostenlos stattfindet. Führung ist übertrieben. Es wurden im großen Saal die Wandgemälde erläutert, die von Kaiser Wilhelm I  1877  in Auftrag gegeben wurden. Fertig wurden sie 1890. Die Zeit reichte kaum für die vielen Gemälde, da rauschte schon die nächste Gruppe herein. Es gab dann noch einen Videofilm über die Entstehung der Kaiserpfalz, der  war aber bestimmt schon 20 Jahre alt.

 Ein wenig enttäuscht verließen wir die Kaiserpfalz. Da hatten wir doch mehr mediale Informationen über die Kaiserzeit, die vielen Pfalzen im Deutschen Reich und deren Bedeutung erwartet. Die technischen Möglichkeiten zur Information der vielen Besuchergruppen wurden  offensichtlich seit Anerkennung als Weltkulturerbe nicht erneuert.

Text und Fotos Axel (17.10.2016)

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