101 Stufen hinunter ins Erzbergwerk

Bei einer Reise in den Harz durfte auch die Besichtigung eines Bergwerks nicht fehlen. Ziel der ViLE-Reisegruppe war das Erzbergwerk Rammelsberg bei Goslar.

Die berühmte Bergwerksanlage Rammelsberg aus der Bronzezeit mit Roederstollen von 1805 und dem einmaligen Wassersystem war ein hochinteressantes Erlebnis.

Der Roederschacht ist die größte Besucherattraktion, hinunter über 101 Treppenstufen. Der Bergbau am Rammelsberg wurde erstmals 968 erwähnt und erst 1988 nach über 1000 Jahren nahezu ununterbrochenen Bergbaus die Erzförderung eingestellt.

Im Dezember 1992 wurde dieses Erzbergwerk zusammen mit der Altstadt Goslar von der UNESCO in die World Heritage List aufgenommen und gilt seitdem als Kulturerbe der gesamten Menschheit. 2010 hat dann das UNESCO-Welterbekomitee entschieden, diesen Bereich um die Oberharzer Wasserwirtschaft zu erweitern. Die Oberharzer Wasserwirtschaft um Claustal-Zellerfeld gehörte vor 800  Jahren zu den weltweit größten Energiesystemen in der vorindustriellen Zeit.

Bereits bei der Ankunft am Rammelsberg beeindruckten uns die erst in den 1930iger Jahren errichteten Aufbereitungsanlagen, die sich kaskadenartig am Hang des Berges emporziehen.


Umkleiden und waschen nach der Arbeit

Mit einem herzlichen „Glück-Auf“ begrüßte uns die Bergwerks-Führerin in der ehemaligen Waschkaue und erklärte uns am Modell die Erfindung von Oberbergsteiger Roeder, bevor wir dann zum Eingang in den Roederstollen starteten. Wenn von Roeder die Sprache ist, wird immer von den Wasserläufen, Wasserradstuben, Gestängen, Seilstrecken oder Schächten ab 1805 gesprochen. Nur zwei Bergleute standen vor Ort, einer bediente die Förderkörbe, der andere das Gestänge um mittels Kehr-Wasserrad den Korb nach oben oder unten zu bewegen.

In der Zeit 1000 n.Chr. fand der Erzabbau am Rammelsberg noch in steinbruchähnlichem Tagebau statt. Anfangs wurde Kupfererz für die Bronzeherstellung gefördert und in geringen Mengen auch Silber für die Münzherstellung gewonnen.  Später waren es Kupfer-, Blei- und Zinkerze, die als Begleitspuren auch Silber und Gold enthielten.


Modell des Kehrradtreibers

Wir folgten dem Weg des Wassers durch ein altes Stollensystem und erlebten dort gewaltige Wasserräder, mit denen einst die Gruben entwässert und Erze gefördert wurden – eine technische Meisterleistung, mehr als 200 Jahre alt. Die Teilnehmer der Führung passierten im Schein der Grubenlampen enge Stollen, alte Abbauorte und farbiges Gestein. Ausgewaschene Mineralien wie Kupfer, Eisen und Zink boten beeindruckende Bilder. Beobachten konnten wir bei Zink und Eisen die Bildung von Stalagmiten und Stalaktiten. Die Erze am Rammelsberg stammen aus metallhaltigen Thermen, die im Erzzeitalter Devon an die Oberfläche gelangten.


Im Stollen

Im Besucherbergwerk konnten wir hautnah erleben und fühlen, unter welchen Umständen die Bergleute in früherer Zeit hier im Berg das Erz abbauten. Mit einfachsten Werkzeugen wurden Stollen in den Berg getrieben. Ab 1800 gab es die wesentlichen Betriebsverbesserungen durch Roeder, ab 1906 wurde die Elektrifizierung des Werkes vorangetrieben und die Nutzung von Dampf- und Wasserkraft langsam eingestellt.

Alternativ zum Roederstollen konnten einige Teilnehmer den Richtschacht aus dem 20. Jahrhundert per Grubenbahn erreichen, die rund 500 Meter in den Berg fährt.

Text Eberhard, Fotos Axel (17.10.2016)

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