Warum nicht mal einen Ausflug ins Saarland?

Als Saarländerin empfinde ich mich noch, obwohl ich inzwischen länger anderswo wohne, als dort, wo ich aufgewachsen, zur Schule gegangen bin und studiert habe. Inzwischen sehe ich das Saarland fast wie ein Tourist, sozusagen von außen, obwohl die heimatliche Sprache und die Erinnerungen mich sehr berühren. Und für Touristen gibt es sehr viel Interessantes zu sehen, neben dem, was in den Reiseführern zu finden ist. Ich beschränke mich deshalb nur auf ein paar „Farbtupfer“ aus dem Saarland.

Angereist bin ich mit der Deutschen Bundesbahn, Ankunft im Bahnhof von Saarbrücken, der Landeshauptstadt. Es bietet sich das Bild eines modernen Hauptbahnhofs, der 2007, im Zusammenhang mit der neuen Schnellstrecke Paris-Ostfrankreich-Süddeutschland, renoviert wurde. Paris ist von hier aus in zwei Stunden zu erreichen. Die Gelegenheit, mit der 1997 eröffneten Saarbahn  http://de.wikipedia.org/wiki/Saarbahn einen kleinen Abstecher ins nur 10km entfernte Sarreguemines zu machen, möchte ich in nächster Zeit mal nutzen. Da ist sie, die Nähe zu Frankreich, die ich hier wieder finde und in meinem jetzigen Zuhause vermisse.

Mein Ziel Heute ist die Herrmann-Neuberger-Sportschule, http://www.lsvs.de/index.php?id=18 wo ich meine Übernachtung reserviert habe. Diese Sportschule beherbergt moderne Sportstätten, Tagungsräume und Übernachtungsmöglichkeiten,

Hermann-Neuberger-Sportschule
hauptsächlich für Leistungs- und Hochleistungssportler. Sind die Unterkünfte (gehobener Jugendherbergsstandard) nicht ausgebucht, können auch Touristen dort übernachten, die möglichst in irgendeiner Form Verbindung zum Sport haben sollten. Die Anfänge dieser Sportschule, vor rund 50 Jahren, habe ich als Schülerin erlebt. In den frühen Nachkriegsjahren war das noch von den Franzosen besetzte Land gegenüber den restlichen Ländern der Bundesrepublik finanziell schlecht versorgt. Aber moderne Sportstätten sind möglich geworden, durch die Gewinne der Saar-Toto-Gesellschaft. Die heute auf 90.000 Quadratmetern verteilten Sportstätten entsprechen modernstem Standard. Das neueste Gebäude ist eine Multifunktionshalle.

Multifunktionshalle
Ich hatte mir vorgenommen, alle Sportstätten zu besichtigen, wozu ein Tag nicht ausreicht. Saarbrücken ist das Bundesleistungszentrum für Tischtennis. Außerdem befindet sich auf dem Gelände das Max-Ritter-Sport-Internat, ursprünglich für den Schwimmleistungssport gegründet. Ferner sind vorhanden eine Schwimmhalle mit einem 50m-Becken,

Schwimmhalle

Tennisplätze und -hallen, Leichtathletikstadion und -halle, Ballspielhallen.

Ballspielhalle
An den Wochenenden finden allerlei Tourniere und Lehrgänge statt. So nutzte ich die Gelegenheit, Trampolinspringern, Tischtennis-Training, Schwimmtraining und einem Tennisturnier zuzuschauen. Dies alles auf einem äußerst beeindruckendem Niveau, wie es normalerweise höchstens im TV zu betrachten ist. Hier aber aus nächster Nähe, und das ohne Eintritt.

Die Sportschule wird intensiv auch von der benachbarten Universität 

Eingang UNI-Saarbrücken
genutzt http://www.uni-saarland.de/info/universitaet.html. Die Gründung der Universität des Saarlandes 1948 war ein deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt. Mein Studium begann ich dort 1965 und es gab etwa 3.000 Studenten/innen. Heute studieren in Saarbrücken und Homburg/Saar rund 18.100 junge Menschen, mehr als 16 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland. Die ersten Biologiebücher stammten von der Mutteruniversität Nancy - Saarbrücken war die „Dependance“, natürlich waren sie in französisch. Zu meiner Zeit waren sie bereits mit deutschen Lehrbüchern aufgestockt worden. Übrigens habe ich damals noch etliche Dozenten mit französischen Namen kennengelernt. Die ersten Universitätsinstitute waren in Militärkasernen untergebracht, außerhalb des Stadtzentrums, mitten im Stadtwald. Die Universität war also weitblickend geplant, als Campus-Universität

mit Ausdehnungsmöglichkeiten. Für die Besichtigung des Universitätsgeländes benötigt man mindestens einen halben Tag. Der der Universität angeschlossene Botanische Garten http://www.uni-saarland.de/fak8/botgarten/  ist übrigens sehr sehenswert. Angelegt wurde er von dem späteren Rektor der Universität, Prof. Heinz-Dietrich Wulff.

Den Weg vom Universitätscampus zum Rathausplatz im Stadtzentrum von Saarbrücken, habe ich in einer halben Stunde zurückgelegt, es ging ja bergab. Den Bus, der zum Campusgelände fährt, wollte ich nicht nutzen, denn als Studentin habe ich auch das Busgeld gespart.    

Als besonders schönes Areal in der Innenstadt wird in den Touristikführern das Gebiet um den St. Johanner Markt ausgewiesen.

Bei wunderschönem sonnigen und vorfrühlingshaft warmem Wetter will ich mit meiner Cousine noch einmal das malerische Ambiente aufnehmen: schmucke Häuserzeilen, Boutiquen, Kneipen, Bistros, Restaurants. Ursprünglich war St. Johann ein kleines Fischerdorf an der Saar und wurde urkundlich im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt. Wie viele Städte wurde Saarbrücken im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, aber um den St. Johanner Markt herum war eben noch etwas erhalten geblieben. Vor 50 Jahren war diese Gegend ziemlich heruntergekommen, ein „Nuttenviertel“ und wir Studenten wagten uns nur selten hierher. Heute ist alles gepflegt, farbig bemalt, der lärmende Straßenverkehr verbannt. Kleine gemütliche Plätze sind bereits bestuhlt und Allewelt genießt die wärmende Sonne. Die katholische St. Johannes Kirche bei diesem Marktplatz darf sich seit 1975 Basilika nennen. Das hindert aber die Saarländer nicht daran, auch mit der evangelischen Kirche zu leben, das Verhältnis zwischen Protestanten/Katholiken ist ausgewogen.
Meine Cousine und ich benötigen eine Pause und fühlen uns von einem Restaurant angezogen, das saarländische Hausmannsgerichte (9) anbietet, wie „Dibbelabbes“ oder „Horische“  http://www.die-kartoffel-sb.de/ dazu gibt es das unvermeidliche Bier.

Speisekarte           
Ein Verdauungsspaziergang führt uns entlang der nahen Saar. Die Saarpromenade wurde 2011 modernisiert und als Erlebniszone aufgewertet. Allerdings konnten Fehler der vergangenen Jahre nicht mehr behoben werden: Die Autos brausen weiterhin auf der Saarautobahn dahin. Diese Autobahn war in den sechziger Jahren direkt neben dem Fluss angelegt worden, als endlich Geld zum Bauen da war und die Autos und die Autobahnen die Insignien des Wohlstandes darstellten. Die Autos erzeugen einen penetranten Geräuschteppich, der durch die schönen Baumreihen an der Saar entlang nicht abgeschirmt wird. Versöhnlich stimmt, dass die Saar wieder sauber ist und wir den Ruderbooten 

Saarufer
zuschauen können, die auf dem spiegelnden Fluss sanft und ästhetisch dahingleiten. Beim Betrachten der Boote erinnere ich mich, dass es eine sportliche Verbindung zwischen meiner alten und neuen Heimat gibt: Zwei Rennruderinnen, eine aus Saarbrücken und eine aus Ulm, gelang es, bei der Olympiade in London, 2012, ins Finale zu kommen, im „Zweier-ohne“. Das ist ein Rennboot, besetzt mit zwei Personen, die jeweils nur einen Riemen betätigen. Dies ist die schwierigste Ruderbootsgattung. Auch im Rudersport sind die Saarländer sehr erfolgreich, obwohl das Saarland nur etwa 1 Million Einwohner und nur zwei Ruderklubs hat.

Da ich meine Zeit im Saarland hauptsächlich damit verbringen werde, Verwandte und Freunde zu besuchen, gelingt es mir dieses mal nicht, das Saarlandmuseum mit moderner Kunst, z. B. von Jean Dubuffet, Giorgio Morandi, Arnulf Raine zu besichtigen oder die Schlosskirche mit den barocken Fürstengräbern anzusehen. Auch das Theater ist gut, wie es auch schon zu meiner Studentenzeit war. Der Saarländische Rundfunk am Halberg ist ebenfalls einen Besuch wert. In diesem Jahr habe ich eine Radtour geplant, von Straßburg bis nach Trier, teilweise an französischen Kanälen entlang. Ob es uns gelingt, auch die Völklinger Hütte

 Voelklinger-Hütte
http://www.voelklinger-huette.org/ zu besichtigen, seit 1997 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt, oder die 1836 gegründete Porzellan-Firma „Villeroy&Boch“

Villeroy&Boch
http://de.wikipedia.org/wiki/Villeroy_%26_Boch in Mettlach aufzusuchen?
http://www.tourist-info.mettlach.de/index_d.html, habe ich bisher erst einmal gesehen. Als Schülerin bin ich vor 50 Jahren nicht so im Saarland herumgekommen, ohne Auto, und bei wenigen öffentlichen Verkehrsverbindungen.

Bisher habe ich es noch nicht versucht, mich auf die Spuren bedeutender Saarländer zu begeben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Saarland/Liste_bedeutender_Saarl%C3%A4nder
Immerhin stammen aus dem Saarland: Willy Graf, ein Mitglied der Weissen Rose, der Münchner Widerstandsgruppe, aber auch Erich Honecker, Marschall Ney oder Oskar Lafontaine. In jüngster Zeit macht Frau Kramp-Karrenbauer als saarländische Ministerpräsidentin eine ganz gute Figur.

Wenn ich meinen Ulmer Freunden erzähle, dass ich ins Saarland fahre, sprechen sie mich darauf an, dass sie so gerne den „Heinz Becker“ hören, der von dem saarländischen Kabarettisten Gerd Dudenhöfer gespielt wird. Ein weiterer bekannter Saarländer ist der Publizist Gerd Bungert. Von ihm stammt eine Szene aus einem Sketch:

„Ein saarländisches Paar fährt nach Paris, schlendert über die Champs-Elyssée und wundert sich darüber, dass die Bürgersteige so breit sind.
Er: O leck muss das e Arwet sinn, wenn die Samschdaachs es Trottwa kehre misse.
Ähs: Ei dann froh doch emol die Leit, wie die das mache!
Er: Das geht net.
Ähs: Wieso geht das net?
Er: Ei do missd ma jo wisse, was Trottwa of Franzeesisch heischd.
http://www.saarland-lexikon.de/index.php/Kurioses_Saarfranz%C3%B6sisch

Neben den erwähnten „highlights“ des Saarlandes, nämlich Saarbrücken mit Altstadt und Ludwigskirche, die Saarschleife bei Orscholz, die Völklinger Hütte und Villeroy & Boch gibt es weitere Links für touristisch interessante Ziele eines Saarlandbesuches. Bergbau: in Schiffweiler bei Landsweiler-Reden
http://www.tourismus.saarland.de/de/ausstellung-bergbau-das-erbe-kultur

die Saar-Schifffahrt Saarbrücken-Saargemünd
http://www.tourismus.saarland.de/de/saarbruecken-sarregueminessaarbruecken-sarreguemines

der Schaumberg: bei Tholey, mit Blick bis in den Pfälzerwald, die Vogesen und den Hunsrück
http://www.tholey.de/_t_abc.php?typ=37

Ziele zum Entspannen sind die beiden Stauseen:
Bostal-Stausee: bei St Wendel      http://www.bostalsee.de/

Kultur:
Theater Saarbrücken :
besonders das Ballett: http://www.saarland.de/85167.htm

die Musikfestspiele Saar:
http://www.saarland.de/50296.htm

Gondwana-die Dinosaurier,
in Schiffweiler, bei Landsweiler-Reden, mit modernsten Medien präsentiert:
http://www.gondwana-das-praehistorium.de/index.php/de/

Für mich symbolisieren die beiden Fotos der Saar 

                                               

den Übergang des Saarlandes vom Verlust der Schwerindustrie (Kohletransport zur Dillinger Hütte) zum Gewinn an Lebensqualität (Drachenboote auf der Saar, beim Wassersporttrainingszentrum in Dreisbach).

Barbara H.-04/2014

Zurück