Bericht zum Seniorenstudium und Forschendes Lernen mit neuen Medien.

Forschendes Reisen: Seniorenstudium und Forschendes Lernen mit neuen Medien in die bergische Metropole Wuppertal
Vom 05. bis 08. September 2017

Zielsetzung:
Das Studium für Ältere an der Bergischen Universität Wuppertal feierte sein 30-jähriges Jubiläum mit der Konferenz „Universität als Bildungsraum für alle Generationen“. Hierzu war Markus Marquard auch mit einem Beitrag über die „Möglichkeiten des Forschenden Lernens mit neuen Medien“ eingeladen. Zugleich bot dies auch die Möglichkeit, das Seniorenstudium in Wuppertal sowie die dortigen Verantwortlichen besser kennenzulernen. Denn es ist auch ein Anliegen von ViLE, die Kontakte zu ViLE-Mitgliedern in ganz Deutschland zu intensivieren.

TeilnehmerInnen: Es hatten sich nur 7 Personen angemeldet, zwei davon sagten kurz vorher ab.

Jubiläumstagung 
Die Themen reichten von „Auf dem Weg zu einer Universität als Bildungsraum für alle Lebensalter“, über Fragen „Wer sind die lebenslangen Lerner? Wir!“ bis zum „Seniorenstudium und Forschendes Lernen mit neuen Medien“. Wir erfuhren dabei z. B., dass bereits 1907 in München erste Fortbildungskurse für Arbeiter angekündigt wurden. Die Seniorstudiengänge innerhalb Deutschlands sind sehr unterschiedlich organisiert, teilweise sind Senioren/innen als Gasthörer zugelassen oder die Veranstaltungen an der Universität sind öffentlich zugänglich. Als Veranstaltungen sind dann Vorträge angeboten oder zusätzlich auch Seminare. Der AK Forschung der BAG WiWA bemüht sich um einen Überblick über die Situation bundesweit. Er zeigte hier erste Vorstudien zur Erfassung von Seniorstudiengängen am Beispiel von der Universitätsstädte Mainz, Mannheim und Frankfurt (mit den höchsten Studentenzahlen). Sehr rege Diskussion fand zu dem Thema „Vom Wert eines Studiums“ statt: der Theologe Thomas Wagner lotete tiefer aus, was Studium und Bildung für jeden bedeutet. Auch die Bergische Universität Wuppertal bietet ein Studium für Ältere an. In ihrem Flyer heisst es: “Der Gedanke des lebenslangen Lernens wird hier für diejenigen umgesetzt, denen der Zugang zur akademischen Bildung bislang nicht möglich war oder die frühere Studien ergänzen und auffrischen möchten. Das Studium für Ältere bietet eine leistungsbezogene, wissenschaftliche, jedoch nicht berufsqualifizierende Weiterbildung“.

Festlicher Höhepunkt der Tagung war die abendliche Jubiläumsfeier. Sie bot ein üppiges Grillbuffet, umrahmt von der Musikbegleitung durch eine hervorragenden Band. Deren sieben ausgezeichnete Instrumentalisten harmonierten perfekt miteinander und bekamen viel Applaus.

Die Stadt Wuppertal

Der Empfang in der Stadt Wuppertal war zunächst unerfreulich: der Hauptbahnhof wurde zu unserem Besuchszeitpunkt gerade komplett umgebaut, der Zugang zum Stadtzentrum war nur über viele Umwege erreichbar. Das erinnerte uns fatal an den gegenwärtigen Zustand des Bahnhofs in Ulm.

a) Stadtführung.
Umso mehr wurden wir von den vielen schönen Seiten Wuppertals überrascht, die wir spätestens bei der Stadtführung mit dem Thema „Reich und Arm“ im Brillerviertel bzw. am Ölberg kennenlernten. Sehr viele prächtige Villen aus der Gründerzeit sind noch erhalten bzw. restauriert. Reich wurden viele durch die Textilindustrie. Übrigens war einigen von uns die Geschichte der Textilindustrie im Bergischen Land nicht fremd. Denn wir hatten im Jahr 2014 bei unserer forschenden Reise zur Industriekultur des Bergischen Landes sehr viel darüber gelernt (organisiert durch die Wuppertalerin Ursula Gieseler).

Wuppertal hat inzwischen 350000 Einwohner mit steigender Tendenz. Wuppertal entstand 1930 aus der Zusammenlegung der Städte Elberfeld und       Barmen, und gilt als die Wiege der Industrialisierung: Die Region Wuppertal war Mitte des 19. Jahrhunderts eines der größten Wirtschaftszentren des Europäischen Kontinents und eine der ersten Industrieregionen Deutschlands. Die industrielle Herstellung von Textilien wurde begünstigt durch das Vorhandensein von Eisenerz, Kohle, Wasser und Holz, und ist erstmals im Jahr 1450 erwähnt.

Treppenhaus in einer Villa

b) Schwebebahn. 
Die 1901 in Betrieb genommene Schwebebahn hat eine Gleislänge von 28 km, 20 Haltestellen, 464 Stützrahmen und 55 Gelenkzüge. Inzwischen hat sie 1,68 Millionen km zurückgelegt und 24 Millionen Fahrgäste befördert. Die Schwebebahn ist das wichtigste Verkehrsmittel in Wuppertal und wir haben jede Gelegenheit genutzt, mit ihr durch die engen Häuserschluchten oder über die Wupper zu schweben. Der besondere „Kaiserwagen“, den wir reservieren wollten, war leider ausgebucht.

Schwebebahn über der Wupper

c) Von der Heydt-Museum.
Leider konnten wir wegen der Theaterferien das berühmte Tanztheater nicht besuchen. Als kulturelles Highlight besuchten wir das Von-der-Heydt-Museum, dessen Sonderausstellung zum Phänomen „Licht in der Malerei über verschiedene Jahrhunderte“ uns darüber hinwegtröstete, dass seine große Manet-Ausstellung noch in Vorbereitung ist und erst nach den Schulferien eröffnet wird.

d) Der Skulpturenpark.
Im Waldfrieden konnten wir einige Stunden widmen, denn wir blieben vom Regen verschont und es hat sich gelohnt. Der vom noch lebenden britischen Bildhauer Tony Cragg gestiftete Skulpturenpark zeigte mitten in einem wunderbaren Waldpark eine Riesenauswahl seiner Skulpturen, sowie auch die Werke anderer Bildhauer wie Henry Moore oder Erwin Wurm.

Im Skulpturenpark: Tony Cragg Photon 2008

e) Jubiläumsveranstaltung.
Nach der Jubiläumsveranstaltung hatte ich noch Gelegenheit, mir bei der Volkshochschule die Ausstellung der Foto-Cartoons von Uwe Becker anzusehen, z. B. mit der Sprechblase: „Trump, kannste in der Pfeife rauchen“ in einem Foto von „Sitting Bull“ eingefügt oder auch Sprechblasen zu Kanzlerin Merkel mit anderen Politikern, passend zu den bevorstehenden Bundestagswahlen Ende September 2017.

 Vor dem Gebäude der Volkshochschule entdeckte ich eine Statue der Dr. Helene Stöcker, eine Wuppertaler Sozialreformerin und Frauenrechtlerin, die sich u.a. auch für die Gleichstellung alleinerziehender Mütter und ihrer Kinder einsetzte. Sie hatte ihren Doktortitel in der Schweiz erwerben müssen, weil dies in Preußen für Frauen noch nicht erlaubt war. Das erinnerte mich daran, dass es eine Reihe weiterer Wuppertaler Frauen gegeben hätte, über die ich gerne mehr erfahren hätte, wie die Dichterin Else Lasker-Schüler, die Bühnenbildnerin Hannah Jordan, die Bildhauerin Ulle Hees oder die Choreografin Pina Bausch, auf die uns die Wuppertaler Seniorstudentin Angelika Pütz aufmerksam gemacht hatte. Andere bekannte Wuppertaler Persönlichkeiten sind Friedrich Engels und Johannes Rau.

Abschließende Betrachtungen.
Wir haben nicht das ganze Programm durchführen können. Aber diese Reise regte dazu an, den Kontakt mit den Wuppertaler und anderen SeniorstudentInnen zu vertiefen. Ich persönlich will versuchen, noch einmal nach Wuppertal zu fahren und so einiges nachzuholen, was wir in der Stadt verpasst haben: Eine persönliche Erkundung der Stadt, vielleicht auch mit Seniorstudenten/innen, eine Tanzvorführung oder ein Konzert in der berühmten Historischen Stadthalle.    


Brigitte Höfer, Markus Marquard.


Michael Vesper, Frau David, Barbara Heinze.

Barbara Heinze, Ulm. - 20.09.2017.
Fotos: Barbara Heinze.

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