Seminarbericht "Zukunft Europa"


An dem ViLE-Seminar „Zukunft Europa“ vom 20.-24. Februar 2017 im Haus auf der Alp in Bad Urach nahmen über 50 ältere Erwachsene aus dem ganzen Bundesgebiet teil. Ausgehend von der Frage „Wohin es mit Europa geht“ beschäftigten sie sich in Vorträgen, Workshops mit der Zukunft Europa. Eine zentrale Rolle spielten aber auch die Medien in diesem Seminar, so hatten die Teilnehmenden im Rahmen eines Vorprogramms die Möglichkeit sich mit Tablet- und Handynutzung vertraut zu machen und konnten die Inhalte in den Medien-Workshops weiter vertiefen. Der Einstieg ins Thema wurde über verschiedene Bilder zu Europa diskursive  ermöglicht die Teilnehmenden diskutierten an Hand verschiedener Motive zu Brexit, Flüchtlinge, Europaparlament, Ökologie und Nachhaltigkeit, Pegida, Medien, etc. und kamen so sehr schnell miteinander ins Gespräche. Die Hälfte der Teilnehmenden war das erste Mal in Bad Urach und mussten sich erst mit der Arbeitsweise und den anderen Teilnehmenden bekannt machen.

In verschiedenen Vorträgen wurde das Thema aufgefächert und bearbeitet. So wurde zunächst der Blick auf die Europäische Union nach dem Brexit gelegt, hier zeigte der Referent, Herr Große-Hüttmann, von der Universität Tübingen die unterschiedlichen Positionen in Großbritannien, aber auch das formale Verfahren, wie der Brexit nun eingeleitet und verhandelt wird, bis hin zu den zukünftigen Zukunftsszenarien, wie Großbritannien und gegebenenfalls auch Schottland und die anderen Regionen zukünftig eingebunden sein können. Mit der Perspektive aus der Medienpraxis berichtete Dr. Kron, Redakteur der Stuttgarter Zeitung, über die Bedrohung Europas durch den Populismus und Nationalismus und zeigte auf warum Journalismus, als Beitrag zur Demokratie in Europa, heute so wichtig ist. In diesem Zusammenhang wurde auch gezeigt wie man „Fake-News“ auf die Spur kommt. Mit Schwerpunkt auf die Wirtschaft- und Bankenwelt, wurde das Thema Europäische Union in der Globalisierung von Tobias Has von der Universität Tübingen aufgezeigt. Die spezifischen Probleme in süd-ost Europa und mit Blick auf die Lebenswirklichkeit der Menschen dort und zeigte Carmen Stadelhofer vom Anistitut ILEU auf. Sie plädierte dafür, dass man bei der Diskussion um Europa nicht nur Europa nicht nur Zentral- und Westeuropa im Blick hat, sondern auch zunehmend die Süd-Ost europäischen Länder und die Donauregion als Teil Europas begreifen muss.

Einen literarischen Streifzug mit 38 Romanen aus 38 Ländern bot Thomas Mahr von der Buchhandlung Mahr aus Langenau. Dabei stellte er nicht nur aktuelle Bücher vor, sondern auch ältere Romane, wie Werker von Stephan Zweig, die aber gerade heute an Aktualität nichts vermissen lasse. Anja Franz vom Landesmedienzentrum zeigte in ihrem Vortrag wie der Hate Speach nicht nur welche Formen Hasssprache im Internet annehmen, sondern wie man sich hier auch schützen und aktiv im Internet auch Positionen beziehen kann.

Im Rahmen eines europäischen Abends wurde zu einem fiktiven Empfang im Europaparlament eingeladen.

In den Medien-Workshops konnten die vorgetragenen Inhalte vertieft und erweitert werden. Ziel war es dabei die aktive Auseinandersetzung auch mit den neuen Medien an Themen zu er proben. Neben der Literatur wurde dabei auch die Zeitung als klassisches Medium thematisiert. Behandelt wurden dabei nicht nur die politische Bedeutung der Medien, als vierte Gewalt, sondern auch wie diese Medien ebenso wie die neuen Medien soziale Wirklichkeit wieder spiegeln. Medienwirklichkeiten stellen sich dabei immer auch als Selektion- und Konstruktionsprozesse dar, am Beispiel von verschiedenen Tageszeiten wurden Unterschiede bei der Nachrichtengestaltung zu verschiedenen Themen herausgearbeitet. Verglichen wurden zum Beispiel Artikel zum Thema Europa, Umwelt oder Bankenkrise, anhand einer Woche im Vergleich die FAZ, Süddeutsche und TAZ. Erprobt wurde aber auch der mediale Umgang, im Rahmen eines Foto-Workshops, eines Video-Workshops, wo Interviews geführt wurden, und eines Potcast-Workshops, bei denen die Senioren nicht nur selbst per Medien bildhaft oder per Sprache einfangen, sondern auch selbst ihre Beiträge schneiden und weiterbearbeiten konnten. Im Workshop „Schreiben für’s Web“ wurden unterschiedliche Nachrichten- und Artikelformate behandelt und aufgezeigt wie in den neuen Medien solche Texte ansprechen gestaltet werden sollen. In einem Workshop „Facebook und Blog“ wurden Grundlagen gelegt, wie man selbst im Internet Nachrichten mitgestalten kann. Im Rahmen des Workshops zeigten sich dabei durchaus aber auch Schwierigkeiten beim Umgang mit den neuen Medien. Vorgestellt wurde auch das Lern-Café und die Idee eine Ausgabe zum Thema Europa zu gestalten. Hierzu sollen die Teilnehmenden des Seminars eingeladen werden eigene Beiträge einzureichen und von ihren Erfahrungen zu berichten.

Inhaltlich behandelt wurden unterschiedliche Fragestellungen zum Beispiel zur Sicherheitspolitik und wie in Europa in einer komplexer werdenden Welt weiterhin Frieden gehalten werden kann. Dabei wurde die Europäische Union und die Entwicklung Europa als Friedensgarant immer wieder betont. Diskutiert wurden aber auch in diesem Zusammenhang globale Fragen, wie das Verhältnis zwischen USA und Russland und die Bedeutung von Trump und Putin für die EU, aber auch der Auseinandersetzung des Islamischen Staats und Fragen des Terrors und der Terrorbekämpfung. Im Zusammenhang mit den Medien und auch Populismus wurde die Bedeutung von Pressemedien gerade im Zusammenhang mit den sozialen Medien diskutiert und gefragt wie man sich gegen „Fake-News“ wehren kann. Hierauf gaben einige der Referenden wichtige Hinweise. Weitere Themen, die die Teilnehmenden interessierten waren aber auch die Struktur der Europäischen Union, die Frage in wie weit hier Demokratie möglich ist, welche Verfahren hier vorhanden sind, das Verhältnis zu Süd- und Ost-Europa, aber auch die Frage von Nationalismen in den einzelnen Nationen. Nur am Rande konnte die Bankenkrise und die Situation des Euros diskutiert werden. Im Rahmen des Seminars wurde aber auch überlegt wie man einen aktiven Beitrag für Europa leisten kann, gefragt wurde dabei was kann man als Individuum, als Person, für Europa tun, im Zusammenhang mit „We all need Europe - Laute Europäer“. Viele Teilnehmer interessierten sich in diesem Zusammenhang auch für die Form von Demokratie, als positives Beispiel wurde hier gerade Rumänien mit den Demonstrationen gegen Korruption genannt. Diskutiert wurde auch die Frage von Fluchtursachen und der Umgang mit Geflüchteten, insbesondere die Frage nach einer gemeinsamen europäischen Flüchtlingspolitik wurde dabei diskutiert. In diesem Zusammenhang wurde auch der europäische Arbeitsmarkt und die Zuwanderungen innerhalb der Europäischen Union bzw. auch die Sozialstruktur und Arbeitslosigkeit, insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit (z.B: in Spanien) angesprochen. Gefordert wurde aber auch der Mut zur Nachhaltigkeit und die Bedeutung von Europa als Vorreiter für den Umwelt- und Klimaschutz. Die ViLE-Gruppe „Gemeinsam Lesen“ in Frankfurt liest hierzu der Zeit das von Klaus Wiegand herausgegebene Buch „Mut zur Nachhaltigkeit“ in dem Wissenschaftler aus unterschiedliche Perspektiven Bilanz ziehen und Forderungen für eine zukünftige Nachhaltigkeitspolitik benennen. Eine der zentralen Forderungen war eine stärke Bildungspolitik in Europa, nicht nur in Bezug auf aufkeimenden Nationalismus, sondern auch als Möglichkeit zur Bekämpfung gegen Arbeitslosigkeit, soziale Ungleichheit und Armut in Europa.

Anhänge:
Europa und Krise (Herr Große-Hüttemann)
Populismus in Europa (Herr Kron)
Bürgerempfang des Europäischen Parlaments (Rollenspiel)

Seminarplanung für das ViLE-Seminar im Februar 2018 – Themenvorschläge aus der Teilnahmeschaft von 2017

Ein vereintes Europa ist alternativlos
In 20 Jahren wird ein großer europäischer Schriftsteller, vielleicht wird es sogar
ein Deutscher sein, ein bedeutendes Buch schreiben, in dem er bedauert, was
wir mit unserem gemeinsamen Europa verloren haben.
Weiterlesen….
http://www.buchhandlung-mahr.de/PDF/europa.pdf

Auszug Buchhandlung Mahr:

Fotogallerie der Teilnehmer.

 

 

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