Maria Sibylla Merian ist es gelungen, die traditionelle Rolle der Frau zu durchbrechen und sich in der Männergesellschaft zu behaupten. Es gelang ihr sogar, bekannter als ihr Vater zu werden. Ihr Einsatz für die Forschung, ihre wissenschaftliche Arbeit und die qualitätsvolle Veröffentlichung ihrer Erkenntnisse brachten ihr weltweit Anerkennung – ein Vorbild für engagierte, erfolgreiche Frauen.
Maria Sibylla Merian war in ihrer Zeit eine „emanzipierte“ Frau. Sie ernährte ihre Familie, zog ihre beiden Töchter alleine groß und veröffentlichte ihre bahnbrechenden, wissenschaftlichen Beobachtungen im Felde der Insektenkunde.
Die Tochter des berühmten Vaters, Matthäus der Ältere, lernte in seiner Werkstatt das Handwerk des Kupferstechens und entwickelte einen eigenen Stil in der Blumenmalerei. Von Jugend an interessierte sich das junge Mädchen für Insekten, Raupen, Falter. Marias wissenschaftliche Leidenschaft galt jedoch vor allem der Metamorphose der Schmetterlinge, einschließlich der ökologischen Bedingungen. 1665 heiratete die Halbwaise - der Vater war 1650 gestorben - den leichtlebigen Architekturmaler Johann Andreas Graff und zog 1667 mit ihm nach Nürnberg. Die begabte Künstlerin gab dort Malunterricht, bemalte kostbare Stoffe, entwarf und verkaufte Vorlagen für Blumenbilder sowie ihre sehr geschätzten kolorierten Zeichnungen und Aquarelle. Später dann in Amsterdam handelte die selbständige Unternehmerin mit Farben, Malutensilien, sowie Pflanzen- und Tierpräparaten, die sie selber herstellte. 1690 zog Maria Sibylla Merian mit ihren Töchtern nach Amsterdam, nachdem sie die Scheidung in Frankfurt beantragt hatte.
Die Wissenschaftlerin unternahm 1699 mit ihrer jüngsten Tochter eine Forschungsreise nach Surinam, eine holländische Kolonie in Südamerika. (100 Jahre vor Humboldt). Dort im Hinterland entdeckte sie immer neue unbekannte Tierarten und Pflanzen, die sie genauestens skizzierte. Vor allem interessierten sie die Entwicklungsstadien verschiedener Schmetterlingsarten und die dazugehörigen Futterpflanzen. Das von ihr entwickelte System, Schmetterlinge in Tag- und Nachtfalter einzuteilen, ist heute noch gültig.
Metamorphosis insectorum Surinamensium ist das Hauptwerk der Wissenschaftlerin und Künstlerin Maria Sibylla Merian, eine geglückte Verbindung systematischen Forschens und künstlerischer Darstellung. Mit der wechselseitigen Ergänzung von Bild und Text in Deutsch und Latein gelingt Maria Sibylla Merian eine neue ökologische Darstellung. Das Surinambuch gilt als Höhepunkt der Buchkunst des 18. Jahrhunderts.