Prous Boneta

Autorin: Brigitte Nguyen-Duong

Heimat:
Frankreich

Geboren:
1295 in Montpellier

Gestorben:
1325 in Carcassonne

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Philosophie, Religion, Widerstand

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Sie kämpft gegen die Inquisition für Menschlichkeit, die Versöhnung der Religionen, Rassen und Geschlechter

Biographie

Seit ihrem siebten Lebensjahr lebte Prous Boneta in einer Gemeinschaft zusammen mit ihrer Schwester und einer Freundin in Montpellier. Das Inquisitionsgericht stellte die Frauen 1317 unter die Anklage, der Ketzerei und den Beginen anzuhängen. Im August 1325 hatte Prous ihr Geständnis abgelegt, den Papst Johannes XXII. nicht anzuerkennen. Sie war nicht zum Widerruf bereit und wurde daraufhin von den Inquisitoren an die weltlichen Behörden ausgeliefert, was Verbrennung auf dem Scheiterhaufen bedeutete.

Am Gründonnerstag 1321 war ihr zum ersten Mal Christus erschienen. Er teilte ihr mit, dass sie auserwählt sei, die Ankunft des Heiligen Geistes zu verkünden. Zunächst fühlte sie sich nicht würdig genug, dass ihr diese Gnade zuteil werden sollte. Nach mehreren Visionen sehnte sie sich nach der Liebe Gottes und danach, dass Gott von allen Menschen geliebt würde. Gott enthüllte ihr schließlich das Geheimnis des Zusammenspiels Göttlichkeit-Menschlichkeit: " Prous durfte die göttliche Trinität sehen, in deren Armen sie aufgenommen wurde. Sie wurde zur "Geistgebärenden", einem Einswerden von menschlichem und göttlichem Geist und brauchte keinen Vermittler mehr zwischen Gott und den Menschen. So klagte sie den Papst Johannes XXII. schrecklichster Sünden an, da er sich nicht an die göttlichen Vorschriften hielt. Johannes XXII. wollte seinerseits einer mystischen Strömung Einhalt gebieten, welche vorgab, mit Gott in Verbindung zu stehen. Er war so kühn zu behaupten, "es könne niemand vor der Zeit des jüngsten Gerichts zu dem Zustand der Glückseligkeit gelangen".

Prous dagegen predigte, dass die Kirche ihre geistige Mission verraten hat, dass sie nicht länger ihre göttliche Autorität behalten könne, dass die Sakramente unnütz waren und dass die Menschen Gott auf ihrem eigenen Weg suchen müssten. Im Inquisitionsbericht erzählte diese Frau des 14. Jahrhunderts aus ihrem Leben.

Eine spirituelle Tiefe lag in dem Ineinanderaufgehen des göttlichen und menschlichen Geistes. In höchst weiblicher Form hatte sie die eigene Sündenfallinterpretation ausgearbeitet, nämlich, dass Eva auf Geheiß von Adam sündigte. Hierdurch brachte sie Gott den Menschen näher, vor allem der Heilige Geist gewinnt in der Gestalt von Prous an Eigenständigkeit und wird zum Ansprechpartner.

In dieser "einfachen Frau ohne Bildung" verbirgt sich eine Größe, die den Heiligen Geist aus den Höhen der theologischen Spekulationen, zu sich, in ihr Herz zu ziehen vermag. Ihre Mitmenschen nannten sie respektvoll Naprous (domina, Ehrenbezeugung). Die Frauen hatten gespürt, dass sich hier eine neue theologische Konzeption ankündigte. Eine Frau, deren rechtliche und soziale Position im Mittelalter sehr eingeschränkt war, wurde zur Wendemarke des Heils. Wer ihr glaubte, sollte gerettet werden, ob Jude, Sarazene oder Christ. Wirkte die Frau bisher nur mittelbar, so ist Prous zur auserwählten Heilsvermittlerin geworden.

Jedoch vermeidet sie jegliche Polarisierung: neben die Versöhnung der Religionen und der Rassen tritt die Versöhnung der Geschlechter. Im Prozess gegen sie wird deutlich, dass die Inquisition Prous' Eigenständigkeit durchaus erkannte. Die Anklage überträgt auf sie die selten angewandte Bezeichnung einer "Häresiarchin", einer Sektenanführerin. Dies erklärt sich wohl damit, dass die Inquisition ihre Ausstrahlung und die selbständig formulierten Gedanken bemerkte und Prous als eine mögliche Urheberin neuer Strömungen ansah.
Prous entschied sich für sich selbst und für ihre eigene Mission, gegen die Kirche und gegen die Tradition. Sie wurde im August 1325 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Bibliographie

  • Daniela Müller Paul Halsall Januar 1996 "Kulturgeschichte der Menschheit" von Will Durant
  • Prozessprotokoll, Paul Halsall

    Zurück