Marion Gräfin Dönhoff (Marion Hedda Ilse Gräfin von Dönhoff)

Autorin: Monika van Koolwijk 2010, Marliese Schwiebert 2005

Heimat:
Deutschland

Geboren:
02.12.1909 in Schloß Friedrichstein in Ostpreußen

Gestorben:
11.03.2002 in Schloß Crottorf im Siegerland

Wirkungsbereiche:
Journalismus, Lebensweise, Politik
Institutionen und Gesetze allein tun es nicht. Entscheidend ist das Verhalten eines jeden einzelnen.
DIE ZEIT 01.04.1994

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Marion Gräfin Dönhoff verdient Hochachtung, ja Bewunderung, da sie mit Charme, Diplomatie, Intelligenz und Kompetenz der politischen Prominenz in der BRD Paroli geboten hat, welche nicht ihre liberale Sichtweise teilte. Seit 1946 schrieb sie für DIE ZEIT und prägte entscheidend die liberale Haltung und die journalistische Qualität der Wochenzeitung. Marion Gräfin Dönhoff war wegweisend für den politischen Journalismus der jungen Bundesrepublik und gab der Politik entscheidende Anstöße.

Biographie

Marion Hedda Ilse Gräfin von Dönhoff stammt aus einer alten Adelsfamilie. Ihre Mutter, geborene Ria von Lepel, war Hofdame der letzten Kaiserin Auguste Viktoria, ihr Vater August Graf Dönhoff war preußischer Diplomat und Reichstagsabgeordneter. Marion war das jüngste von 7 Kindern. Sie hat nie geheiratet.


1931 beginnt die Gräfin mit dem Studium der Volkswirtschaft in Frankfurt am Main. 1933 geht die junge Frau zum Studieren nach Basel, promoviert dort 1935 zum Dr.rer.pol. Seit 1936 arbeitet sie sich in die Verwaltung der Friedrichsteiner Dönhoffschen Güter ein und übernimmt die Leitung des Familienbesitzes, die mit der Vertreibung endet. Nach Hitlers Machtergreifung stellt sich die junge Adelige aktiv gegen das Regime, sympathisiert mit den Linken („Rote Gräfin“) und begibt sich so akut in Gefahr, wird von der Gestapo verhört, doch wieder auf freien Fuß gesetzt. Später gehörte sie zum weiteren Kreis um Stauffenberg. Mit viel Glück entgeht sie 1944 dem Schicksal vieler ihrer Freunde.      

Gräfin Dönhoff wurde mit dem Einmarsch der Russen  im Januar 1945 aus Ostpreußen vertrieben, wie alle Deutschen. Über ein Vierteljahr war sie mit ihrem Pferd nach Westen unterwegs. In dem Buch Namen, die keiner mehr kennt vermittelt die Ostpreußin ihre Liebe zur weiten Landschaft und beschreibt ihre Trauer über den Verlust der Heimat. Von Vertriebenenverbänden mit ihrer revisionistischen Haltung lässt sie sich jedoch nie vereinnahmen.


Ab 1946 gehört Marion Gräfin Dönhoff dem Redaktionsstab der Wochenzeitung DIE ZEIT an und setzt sich in der Männerwelt durch. 1955 wird sie  Ressortleiterin für Politik, sowie stellvertretende Chefredakteurin. 1968 übernimmt sie die Redaktion, die erste Chefredakteurin einer großen Zeitung. 1972 wird die Gräfin Herausgeberin der ZEIT, später gemeinsam mit Altbundeskanzler Helmut Schmidt.

Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekam die Gräfin Dönhoff für ihre engagierte, versöhnende Haltung in der Ostpolitik, für die Wiedervereinigung und für Völkerverständigung. Unbeirrt setzte  sie sich für das Gespräch mit der DDR ein und die bedingungslose Aussöhnung mit den Ländern im Osten, vor allem mit den Polen, denn diese waren zum großen Teil selbst Vertriebene. Die Journalistin kommentierte aber auch die aktuelle Politik. Sie übte harsche Kritik an Adenauer und seiner Ostpolitik. Marion Gräfin Dönhoff sollte Willy Brandt 1970 auf seiner Reise nach Polen zur Unterzeichnung des Warschauer Paktes begleiten. Sie lehnt das Angebot jedoch ab: „ … ein Glas auf den Abschluß des Vertrages zu trinken, das erschien mir plötzlich mehr, als man ertragen kann.“ Die Gräfin nahm immer sachlich Stellung zur gesellschaftlichen, politischen Entwicklung.

Obwohl sie ihre Heimat endgültig verlor, billigte die Publizistin Brandts Zugeständnisse an Polen, den Verzicht auf Gebietsansprüche. Noch in hohem Alter verbrachte die bedeutende Publizistin viele Stunden im Hamburger Verlagsgebäude. Mit großem Sachverstand, preußischer Disziplin, Geduld und Durchsetzungsvermögen wurde Marion Gräfin Dönhoff Vorbild für die heranwachsende Journalistengeneration.

Bibliographie

  • Schwarzer, Alice: Ein widerständiges Leben, München 1997
  • Dönhoff, Gräfin Marion: Kindheit in Ostpreußen, Berlin 1998
  • Dönhoff, Gräfin Marion: Namen, die keiner mehr nennt, München 1964
  • DIE ZEIT, 11.03.2002: Trauer um Marion Gräfin Dönhoff

    Zurück