Rahel Varnhagen

Autorin: Brigitte Nguyen-Duong

Rahel Varnhagen
Quelle:

WikiMedia

Licence:

nach Moritz Daffinger [Public domain], via Wikimedia Commons

Heimat:
Deutschland

Geboren:
19.05.1771 in Berlin

Gestorben:
07.03.1833 in Berlin

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Literatur, Philosophie
Mein Leben soll zu Briefen werden.

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Sie war eine unkonventionelle, emanzipierte Frau. In ihren Salons und durch ihre Briefe versuchte sie mit ihren Ideen die Gesellschaft zu humanisieren.

Biographie

Rahel wurde als ältestes Kind des jüdischen Kaufmanns Markus Levin geboren.
Weder schön noch reich, dazu Frau und Jüdin, fühlte sich Rahel gesellschaftlich mehrfach benachteiligt. Und doch war sie eine der geistreichsten Frauen ihrer Zeit.

Sie hielt um die Jahrhundertwende in Berlin, trotz bescheidener Verhältnisse, einen Salon, der Mittelpunkt eines Kreises Intellektueller wurde. Die Brüder Schlegel, Clemens Brentano, Ludwig von Tieck zum Beispiel verkehrten dort. Man bewunderte ihre geistige Originalität, kritische Urteilsfähigkeit, leidenschaftliche Aufrichtigkeit, die sich auch in ihrem umfangreichen Briefwechsel manifestiert. Rahel Varnhagens wichtigstes Anliegen war, mit sich selbst ehrlich und identisch zu sein zu können, d. h. die Einheit von Denken und Fühlen herzustellen. Vielen war sie deswegen auch unbequem.

Eine nicht standesgemäße Verlobung mit Graf von Finkenstein machte sie sehr unglücklich. Sie trennte sich wieder von ihm, denn Anpassung an den Landadel ihrerseits und Einfühlung in das Berliner Salonleben seinerseits wurde für das Paar unmöglich.

Im Salon erfuhr sie, "...stigmatisiert von Unglück", ihre Blütezeit. Ihre Verzweiflung machte sie attraktiv in der Zeit der Frühromantik und der Aufklärung. Wie andere begabte Frauen und Männer orientierte sie sich an den Idealen des Humanismus. Sie betrachtete sich nicht als hilfloses Opfer eines Schicksals, sondern nahm ihr Leben selbst in die Hand und versuchte im kleinen Kreis eine humanistische Gesellschaft zu verwirklichen.

In der anbrechenden Zeit der Restauration wurde ihr Salon vernachlässigt. Nationale und christliche Ideen waren in der Gesellschaft vorherrschend. Rahel floh schließlich zu einer Freundin nach Paris, kehrte jedoch bald wieder nach Berlin zurück. Mit neu gewonnenen Freunden verkehrte sie dann hauptsächlich in brieflicher Form.

1814 heiratete sie den vierzehn Jahre jüngeren August Varnhagen. Nach mehreren Umzügen, bedingt durch die Stellung ihres Mannes in diplomatischen Diensten, kehrte das Ehepaar 1819 nach Berlin zurück. Dort wurde ihre Wohnung sehr schnell wieder zum Versammlungspunkt interessanter Menschen.

Heute gilt Rahel Varnhagen als eine der prägendsten Frauen der Romantik und ihr ungemein großer Nachlass an Briefen und Tagebucheinträgen wird als wichtiges Zeitzeugnis für die Literatur, Philosophie und die deutsche Geschichte angesehen.

Ihre große Begabung lag im Gespräch und in Briefen, die unmittelbar und echt in einer ganz eigenen Sprache ihre Gefühle und Gedanken wiedergeben. Sie selbst hat erst spät einige wenige Texte anonym drucken lassen – insbesondere ihre Gedanken zu Goethes Werken – aber mit Varnhagen zusammen einen Teil ihrer zehntausend Briefe und Tagebücher zur Veröffentlichung vorbereitet, so dass schon drei Monate nach ihrem Tode das erste von vielen posthumen Werken erscheinen konnte: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde (1833).

In einer sehr einfühlsamen Biographie dokumentierte Hannah Arendt den Lebensweg dieser beeindruckenden Frau.

Bibliographie

  • Thomann Tewarson, Heidi: Rahel Varnhagen, Hrsg. Klaus Schröter, Reinbeck bei Hamburg 1997.
  • Sölle, Dorothee und Kopetzki, Anette: Rahel Varnhagen, in: Hans Jürgen Schultz (Hrsg.) Frauen. Porträts aus zwei Jahrhunderten. S. 34 - 47.
  • Stuttgart 1981.

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