Lou Andreas-Salomé

Autorin: Brigitte Nguyen-Duong

Lou Andreas-Salomé
Quelle:

WikiMedia

Licence:

gemeinfrei,
public domain

Heimat:
Deutschland

Geboren:
12.02.1861 in St. Petersburg

Gestorben:
05.02.1937 in Göttingen

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Lebensweise, Literatur, Medizin, Philosophie
Wie muss eine Ehe beschaffen sein, um auch der Selbstverwirklichung, besonders der Frauen, Raum zu lassen?

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Sie führte ein Leben jenseits der Konvention in Freiheit und Selbstbestimmung

Biographie

Louise Salomé, wie ihr Taufname lautete, verbrachte ihre Jugend im großbürgerlich-aristokratischen St. Petersburg. Ihr Vater war General des Zaren und wohnte mit seiner Familie im Generalstabsgebäude gegenüber dem Winterpalast. Als jüngstes Kind wuchs sie mit fünf Brüdern und einem Vater, der sie vergötterte, in einer von Männern bestimmten Umgebung auf. Sie wurde geprägt von der kosmopolitischen und freigeistigen Atmosphäre in St. Petersburg.

Entscheidenden Einfluss auf sie übte ihr Mentor, der holländische protestantische Pfarrer Hendrik Gillot aus, als sie in der Pubertät den Glauben an Gott verlor. Unter Gillots Anleitung erhielt sie eine umfassende intellektuelle Bildung, die ihr das ganze Leben nützte. In ihrem ersten Buch Im Kampf um Gott setzte sie sich religionsphilosophisch mit ihren inneren Problemen auseinander.

Mit neunzehn Jahren begann sie in Zürich Religionsphilosophie und Kunstgeschichte zu studieren. Eine schwere Krankheit kam dazwischen, die sie in Rom bei einer Bekannten ihrer Mutter, Malwida von Maysenburg, auskurieren sollte. Dort traf sie Paul Rée und Friedrich Nietzsche. Die beiden Freunde waren gleichermaßen fasziniert von Lous Erscheinung. Spontan entdeckte Geistesverwandtschaft beflügelte das Trio, gemeinsam ihre philosophischen Studien als „die fröhlichen Wissenschafter“ zu betreiben. Das Beziehungs-Experiment führte bei allen Dreien zu genialen schöpferischen Leistungen, aber es scheiterte in ihren Beziehungen zueinander, denn es zeigte auf dramatische Weise die Labilität des seelischen Gleichgewichts der beiden Philosophen.

Lou entschloss sich, als Schriftstellerin ihre Unabhängigkeit zu erwerben. Sie konnte sich schwer dem Rhythmus anderer Menschen anpassen und wollte nach ihrer eigenen Natur leben, suchte aber den geistigen Austausch mit Gleichgesinnten und dabei geriet sie stets in Konflikte mit der Gesellschaft. Später, bei ihrer Arbeit mit Freud, verarbeitete Lou diese Erfahrungen in der Psychoanalyse.

Ihre Heirat mit Friedrich Andreas war, wie sie sich ausdrückte, eine Schicksalstat, denn Andreas drohte sich umzubringen, wenn sie in die Heirat nicht einwilligen wollte. Die sogenannte eheliche Pflicht wurde nie vollzogen. Mit starkem Willen bestand sie auf ihrer Freiheit. Sie reiste viel und verkehrte in revolutionärer und antibürgerlicher Gesellschaft. In Berlin, München, Paris und Wien machte sie die Bekanntschaft von namhaften europäischen Schriftstellern, wie Wedekind, Hauptmann, Schnitzler, Ibsen, Strindberg, Rilke, die Einfluss auf sie ausübten und umgekehrt. Wichtig waren für sie immer die Antipoden Stärke und Zartheit in einer Person. Mit Rilke verband sie eine jahrelange Freundschaft, die in ihrem umfangreichen Briefwechsel mit Rilke dokumentiert ist.

Im fortgeschrittenen Alter von über fünfzig wandte sie sich nach ihrer Begegnung mit Freud endgültig der Psychoanalyse zu. Sie schrieb noch in einigen Fachzeitschriften, aber war nach intensivem Studium hauptsächlich als klinische Analytikerin tätig. Nachdem ihr Mann 1930 gestorben war, zog sie sich in ihr gemeinsames Haus nach Göttingen zurück. Dort schrieb sie ihren Dank an Freud, eine öffentliche Huldigung, aber auch eine kritische Stellungnahme zu Freuds Dogmatik.

Lebensrückblick nannte sie ihr letztes faszinierendes Buch, in welchem sie ihre Erlebnisse Gott, Liebe, Heimat, als innerste Erfahrungen beschreibt, die sie als eine „Einheit des Seins“ erlebte. „Mit einer mystisch anmutenden Leidenschaftlichkeit suchte sie diese Einheit zu verstehen, zu erfassen, zu erleben.“ kommentierte ihr Biograph H. F. Peters das Leben dieser außergewöhnlichen Frau.

Bibliographie

  • F. Nietzsche, P. Rée, L. Andreas Salomé, Hrsg. E.Pfeiffer, 1971

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