Elsa Brändström

Autorin: Ursula Bischoff

Elsa Brändström
Quelle:

WikiMedia

Licence:

Bundesarchiv, Bild 183-R06836 / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons

Heimat:
Deutschland

Geboren:
26.03.1888 in St. Petersburg

Gestorben:
04.03.1948 in Cambridge Massachusetts USA

Wirkungsbereiche:
Medizin, Pädagogik
Engel brauchen harte Hände.

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Mir gefällt an dieser Frau ihre nie versiegende Hilfsbereitschaft und ihre Improvisationskunst, die sie zur Rettung der Ärmsten in Kriegs- und Friedenszeiten ohne Unterlass einsetzt. So entwickelt sie beispielhaft einen menschlicheren Neuanfang für eine zerschlagene Gesellschaft auf demokratischer Grundlage. So viel Verantwortung und Erfolg war dem „Engel der Gefangenen“ nicht „an der Wiege“ gesungen worden.

Biographie

Elsa Brändström war Tochter des schwedischen Gesandten in St. Petersburg. Ihr Vater ermutigte sie zu Selbständigkeit und Entschiedenheit. Sie folgte zusammen mit vielen anderen Russen bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs dem Ruf des Roten Kreuzes. Als ausgebildete Krankenschwester arbeitete sie nach Kriegsende als freiwillige Krankenpflegerin in einem Petersburger Soldatenhospital für russische Kriegsverletzte. Später auch für deutsche Kriegsgefangene.

Plötzlich, von einem Tag auf den anderen, schaffte man diese unglücklichen deutschen Männer in der Eiseskälte, ohne Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand, Schub um Schub auf offene Güterwagen in Richtung Sibirien. Bis die Wagen aufgefüllt und zu einem langen Zug zusammengestellt waren, vergingen Tage und Nächte in Eiseskälte und ohne Schutz und Versorgung für die Männer. Das konnte Elsa Brandström nicht mit ansehen. Rasch sammelte sie von überallher Decken, Materialien, Verbandszeug, Nahrung und was sie sonst in der Eile zusammentragen konnte und lud alles in die offenen Güterwagen. Als die Lokomotive endlich unter Dampf stand und der Zug zur Abfahrt bereit war, sprang Elsa Brändström selbst mit hinein in die Wagen und verteilte, wo die Not am größten war, verband die schlimmsten Wunden, tröstete und spendete Hoffnung ohne Pause.
Vierzehn Tage war der Zug unterwegs, ehe er am Zielort mitten in Sibirien eintraf. Ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen, organisierte Schwester Elsa tatkräftig und geschickt die Wiederherstellung der heruntergekommenen Lager und verwandelte sie in kurzer Zeit in menschenwürdigere, beheizte und vor allem saubere Unterkünfte. Darüber hinaus sorgte sie sich um die Niedergeschlagenen und Hoffnungslosen und spendete ihnen dank ihrer Unbeirrbarkeit und Tapferkeit neuen Lebensmut. Aus ihrer Dankbarkeit heraus bezeichneten die Männer Schwester Elsa als ihren „Engel der Gefangenen“. Solche Betreuungsaufgaben waren keinesfalls ungefährlich. Bolschewistische Kommissare verdächtigten Elsa Brändström ein paar Mal der Spionage.  Die Selbstverteidigung war äußerst problematisch. Letztlich verdankte sie nur dem Zufall ihr Leben.

Auch nach Beendigung des Krieges, ab 1918, arbeitete Elsa Brändström weiter als Delegierte des Schwedischen Roten Kreuzes und engagierte sich für die Kriegsgefangenen, die in Sibirien noch immer festgehalten wurden. Für die Heimkehrenden und ihre Angehörigen besorgte sie Gelder, teils aus dem Erlös ihres Buches, und zum anderen aus einer sehr erfolgreichen Tour durch die USA. Damit gründete sie zwei Sanatorien und ein Waisenhaus in Leipzig. Sie verteilte auch die Gelder an ehemalige Kriegsgefangene, nachdem Frankreich die Restsumme des Arbeitsguthabens deutscher Kriegsgefangener ausbezahlt hatte.

Die Nationalsozialisten versuchten vergeblich, Elsa Brändström für ihre eigenen Ziele zu vereinnahmen. 1934 wanderte sie mit ihrem Mann, Prof. Ulricht und Tochter Brita in die USA aus und half bei Aktivitäten zugunsten von Flüchtlingen aus Deutschland.

Umsiedlern aus Deutschland verschaffte sie die nötigen Affidavits (Bürgschaften). Die Liste der Hilfeleistungen ließe sich um vieles verlängern, wäre Brändströms  Leben nicht zu kurz gewesen.

Bibliographie

  • Seibert, Gerd/Wendelberger, Erhard (Hrsg). Lexikon 2000. Das große Nachschlagewerk in Wort und Bild, Band 3. Weinheim 1983.
  • Waarburg, Eric. M. Elsa Brändström zum Gedenken. In: Die Zeit, Ausgabe 11, Hamburg 1948.
  • Heinz Vonhoff: Elsa Brändström. Ein Leben für Gefangene, Verfolgte und Hilflose. Claudius, München 1982.

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