Minna Canth

Autorin: Erla Spatz-Zöllner

Minna Canth
Quelle:

WikiMedia

Licence:

gemeinfrei

Heimat:
Finnland

Geboren:
19.03.1844 in Tampere

Gestorben:
12.05.1897 in Kuopio

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Literatur
„A complete, ardent socialist“
aus einem Brief aus den 1870er Jahren

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Sie war die erste Schriftstellerin, die in finnischer Sprache anerkannte und erfolgreiche Werke veröffentlichte. Darin setzte sie sich unerschrocken und nachdrücklich für Frauenrechte und soziale Reformen ein.

Biographie

Minna Canth, geborene Ulrika Wilhelmina Johnsson wuchs in einer finnisch-schwedischen Familie in Tampere und Kuopio auf. Die Familie war 1853 nach Kuopio gezogen, wo ihr Vater ein Tuchgeschäft eröffnete. Dies ermöglichte es ihm seiner sprachlich talentierten Tochter eine gute Ausbildung zu bieten. So konnte Ulrika Wilhelmina ab1863 am gerade eröffneten Lehrerseminar in Jyväskylä studieren. Dieses erste Studienjahr war nach eigenem Bekunden das glücklichste Jahr ihres Lebens. Sie empfand es als Berufung und Lebensaufgabe studieren zu dürfen. Außerdem hatte der Seminardirektor ihr gesagt, dass es eine große Sünde sei, wenn sie das Studium aufgeben und heiraten würde. Doch genau das geschah. Sie gab dem Werben ihres acht Jahre älteren Naturkundelehrers Johan Ferdinand Canth nach und heirate ihn 1865. Ihre hochfliegenden Pläne waren dahin, und sie ergab sich schuldbewusst den ehelichen und häuslichen Pflichten. Sie bekam sieben Kinder. In den ersten Ehejahren wagte sie es nie, ihre eigene Meinung zu äußern. Die Meinung ihres Mannes, der in dem kleinen Ort als Exzentriker galt, war ihr Gesetz. Erst allmählich wagte sie es in wichtigen Dingen ihre eigene Meinung zu vertreten. Johan Canth entwickelte sogar großes Vertrauen in ihre Urteilskraft, und sie selber konnte sich mit der Zeit von ihren inneren Zweifeln und Selbstvorwürfen befreien. Nach Jahren geistigen Hungerns fühlte sie sich wie neugeboren, als sie in der lokalen Zeitung „Keski Suomi“ Artikel veröffentlichen konnte. Weil ihr Mann bei der Zeitung angestellt war, schrieb sie unter dem Pseudonym Wilja. Sie schrieb flammende Artikel gegen den allgegenwärtigen Alkoholmissbrauch. Da der Zeitungsbesitzer selber Alkohol herstellte, verlor ihr Mann seinen Posten bei der Zeitung. In dieser Zeit schrieb Minna Canth erste Kurzgeschichten und Übersetzungen und veröffentlichte bald auch Artikel in „Päijänne“, einer neuen Zeitung in Jyväskylä, für die ihr Mann Mitherausgeber war. Sie war erfüllt von gesellschaftlichen Reformgedanken. Wieder griff sie zur Feder und setzte sich besonders für mehr und gleiche Rechte für Frauen ein. Angeregt durch Aufführungen des Finnischen Theater in ihrer Stadt schrieb sie selber ein Theaterstück, Murtovarkaus (Der Einbruch). 1879, als das Stück halb geschrieben war, verstarb ihr Mann, wenige Monate vor der Geburt ihres siebten Kindes. Als mittellose Witwe musste sie nun für den Unterhalt der Familie sorgen und beschloss, nach Kuopio zurückzukehren, wo ihre Mutter in ärmlichen Verhältnissen lebte. Ihr Vater war bereits tot, sein Geschäft war bankrott gegangen. Nichtsdestotrotz eröffnete sie das Geschäft neu. Außerdem beendete sie das Theaterstück und sandte es an Kaarlo Bergbom, den Manager des Finnischen Theaters. Entgegen ihrer eigenen Erwartungen florierte ihr Geschäft zusehends und ließ ihr Zeit zum Schreiben. Sie erhielt den finnischen Literaturpreis für ihr Theaterstück „Murtovarkaus“. Das Stück wurde an mehreren Bühnen wiederholt erfolgreich aufgeführt und blieb über Jahre im Repertoire der Theater. Trotz anhaltender psychischer Schwäche und Anfeindungen seitens konservativer Kreise und der Kirche schrieb sie weiter, um soziale Missstände aufzuzeigen. In dem 1885 uraufgeführten Stück Työmiehen vaima (die Frau des Arbeiters), verliert eine Frau ihr gesamtes Vermögen, weil es ihr trunksüchtiger Mann durchbringt und sie aufgrund der herrschenden patriarchalischen Ehegesetze nichts daran ändern kann. Kanths Stücke brachten ihr viel Lob, aber auch viel Kritik. Obwohl ihr Haus eine Art literarischer Salon für Intellektuelle und junge Künstler war, wurde sie gesellschaftlich angefeindet und verlor ob ihrer Ansichten viele frühere Freunde. Nachbarn verboten ihren Kindern, mit den Kindern Minna Canths zu verkehren. Es gelang ihr, sich innerlich von allen Vorwürfen und Vorurteilen frei zu machen und weiter ihren Weg zu gehen Der Geburtstag von Minna Canth, der 19. März, wird seit 2007 in Finnland als Tag der Gleichberechtigung gefeiert, offizielle Gebäude werden beflaggt.

Bibliographie

  • Ritva Heikkilä, Sanoi Minna Canth: Pioneer Reformer, Extracts from Minna Canth’s Works and Letters, Porvoo-Helsinki-Juva, 1987.
  • Volume 9, Number 2

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