Ausgabe Nr. 36                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
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Ein Düsseldorfer Original
Pastor Friedrich Gerst, genannt Pastor Jääsch

                                                                    von Anne Pöttgen

 

Eigene Erinnerungen


Als die Idee aufkam, zum Thema Erinnern und Vergessen Fotos von Grabsteinen zu machen, dachte ich sofort an den Alten Friedhof in Düsseldorf-Golzheim. Ich kenne ihn seit Kindertagen: Meine Mutter schob, wie das früher üblich war, jeden Nachmittag einen Kinderwagen, zunächst meinen, dann den meines jüngeren Bruders, zum Alten Friedhof. Er war schon in den dreißiger Jahren ein wunderschöner Park.
Der Weg führte uns auch am Grab des Pastors Friedrich Gerst vorbei, der in Düsseldorf nur Pastor Jääsch genannt wurde. Meine Mutter erzählte, dass er ein Onkel ihrer Urgroßmutter war und noch heute in der Düsseldorfer Altstadt ein bekannter Mann sei.
Mein eigener Urgroßvater, der starb, als ich fünf Jahre alt war, hatte seinerseits seinen Großonkel noch gekannt. Und so scheint es mir wert, hier von Pastor Jääsch zu erzählen.

Erinnerungen der Düsseldorfer
Was ich über Pastor Jääsch weiß, hat mir nicht meine Familie erzählt, ich weiß es aus Büchern und nun auch aus dem Internet.
Er war ein so genannter Spätberufener, hatte einen Handwerkerberuf erlernt. Bevor er studieren konnte, musste er als Zwanzigjähriger neben Zehnjährigen auf die Schulbank und zwar auf dem Gymnasium/Lyzeum, das auch Heinrich Heine zehn Jahre früher besucht hatte. Es gab nur eines in Düsseldorf.
Seine erste Kaplanstelle im Bergischen Land war nicht nach seinem Geschmack, es zog ihn nach Düsseldorf zurück. Dort winkte keine schöne reiche Pfarre, sondern die Arbeit als Gefängnispfarrer im „Kaschott“. Aber das war seine Lebensaufgabe.
Mit Herzlichkeit und Strenge, mit praktischer Lebensweisheit und Humor half er den Gefangenen ins Leben zurück. Seine Vorgesetzten in Köln bemerkten übrigens erst nach fünf Jahren, dass Jääsch nicht mehr auf dem Dorf sondern in Düsseldorf wirkte. Nur seine pfiffige Art ersparte ihm einen groben Verweis.

Über Pastor Jääsch
Im Klappentext eines Buches über Pastor Jääsch: „Christliche Güte und rheinische Herzlichkeit wurden ebenso zu seinen Markenzeichen wie trinkfeste Lebensfreude und volksnahe Glaubenszuversicht“. (Thomas Schatten, Pastor Jääsch,)
Seine Trinkfestigkeit bewies er im Kreis der Künstler im – heute noch bestehenden und jetzt eher elitären – „Malkasten“, einem Restaurant im Hofgarten. Dort gab er seine munteren Sprüche zum Besten, die sein Messdiener Theodor Groll nach seinem Tod als „Gerstiaden“ veröffentlichte. Ob alles stimmt, wer weiß?

Und heute?
Am alten Düsseldorfer Gefängnis befindet sich eine Pastor-Jääsch-Plakette, eine Pastor-Jääsch-Gedenktafel am Max-Haus, dem früheren Lyzeum. Ab und an wird verdienten Institutionen wie dem Düsseldorfer Stadtmuseum eine Pastor-Jääsch-Plakette nebst Scheck verliehen.
Sein Grab auf dem Alten Friedhof war verschollen, nun gibt es einen Stein und eine Umfriedung; ob es wirklich die richtige Stelle ist, soll ungewiss sein. Zu Jahrestagen werden hier Kränze aufgestellt und Reden gehalten, hin und wieder finden Lesungen aus den Gerstiaden statt.
Was mich rührte, war, dass auf diesem Grabstein als einzigem auf dem ganzen Friedhof zu Allerheiligen ein Totenlicht brannte.

Link
http://www.pastor-jaeaesch.de/

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