Sklavenhandel
                                       von Horst Glameyer
Macht sich jemand nicht heute noch unbewusst sprachlich selbst zur menschlichen Ware, der sich bei einer Bewerbung um eine freie Stelle auf dem Arbeitsmarkt "gut verkaufen" will? In der Wirtschaft ist die Belegschaft einer Firma ihr Humankapital.

Die Entdeckung der Neuen Welt
Als 1992 Europa die 500jährige Wiederkehr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus feierte, hielt sich die Begeisterung in den mittel- und südamerikanischen Ländern verständlicherweise in Grenzen. Was hatte sie der einheimischen Bevölkerung, die von den Weißen fälschlich als indianisch bezeichnet wurde, außer dem oft gewaltsam verbreiteten christlichen Glauben gebracht? Seither trägt ihr Kontinent den Namen des italienischen Seefahrers Amerigo Vespucci. Immerhin erkannte der spanische Missionar und spätere Bischof Las Casas, dass die Indianer schwerer Sklavenarbeit körperlich nicht gewachsen waren. Er setzte sich beherzt für die Geschundenen ein.

Die Ware "Mensch"
Schon frühzeitig bemerkten europäische Händler und Herrscher, welche einträglichen Geschäfte sich mit dem Sklavenhandel machen ließen. So entstandein reger Dreieckshandel. Die Europäer lieferten Gebrauchsgüter, einschließlich Waffen und Munition, sowie Branntwein und Dinge von geringem Wert den Häuptlingen an der afrikanischen Goldküste, nicht zuletzt um ihre Stammesangehörigen daran zu gewöhnen und den Wunsch nach mehr zu wecken. Dafür verkauften diese ihnen afrikanische Kriegsgefangene, Männer, Frauen und Kinder, die sie in ihre Gewalt gebracht hatten, als Sklaven.

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Dreimaster

In Mittel- und Südamerika wurden sie mit Profit auf den Sklavenmärkten an die Plantagenbesitzer versteigert. Zurück segelten die Sklavenhändler mit Zucker und Tabak, die sie mit großem Gewinn in ihren Heimatländern verkaufen konnten.

Der Handel mit Soldaten und Söldnern
Zur Zeit des Absolutismus und Merkantilismus führten viele europäische Fürsten ein verschwenderisches Leben und verkauften ihre Soldaten, um ihre Kasse aufzufüllen. Friedrich Schiller prangert das in seinem bürgerlichen Trauerspiel "Kabale und Liebe" in der 2. Szene des 2. Aktes scharf an. Ein Kammerdiener überbringt Lady Milford, der Favoritin des Fürsten, ein Schmuckkästchen mit Brillanten zur Hochzeit, das ihn keinen Heller kostet. "Gestern sind siebentausend Landskinder nach Amerika fort - die zahlen alles.", und auf die Frage, ob sie sich freiwillig meldeten, lautet die Antwort: "O Gott! - lauter Freiwillige. Es traten wohl so etliche vorlaute Bursch' vor die Front heraus und fragten den Obersten, wie teuer der Fürst das Joch Menschen verkaufe? - " Sie wurden erschossen. "...und die ganze Armee schrie: Juchhe! Nach Amerika!"

Soldaten und Sklaven
Alle in den Sklavenhandel verwickelten europäischen Länder, sogar Dänemark und Schweden, unterhielten an der Westküste Afrikas Forts, in denen die Sklaven bis zu ihrer Verschiffung nach Amerika untergebracht wurden. Der Preis für einen Soldaten lag wesentlich unter dem eines Sklaven, entsprechend war auch häufig seine Verpflegung, weil sich nur ein kräftiger, gesunder Sklave mit Gewinn versteigern ließ. Bisweilen verbündeten sich Soldaten und Sklaven bei Sklavenaufständen, die aber fast immer blutig niedergeschlagen wurden.

Links
Sklavenhandel . Auszüge aus der "Lebensbeschreibung des Seefahrers, Patrioten und Sklavenhändlers Joachim Nettelbeck, von ihm selbst aufgezeichnet."

Der Dreieckshandel - Soldatenhandel und Sklavenhandel im Merkantilismus und Absolutismus mit Illustrationen.


 
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