von Hildegard Keller Nach dem Kriegsende 1945 verloren die
Sudetendeutschen ihre Heimat in den böhmischen Ländern. Einmalig in der
„Vertriebenengeschichte" gestaltete sich das Suchen und Finden einer neuen
Heimat für die Gablonzer: Aus Gablonz wurde Neugablonz.
Verlorene Heimat
Gablonz
Wappen Gablonz, Quelle Peter Dittert Priv. Homepage
Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße) war vor dem zweiten Weltkrieg eine
blühende Stadt Nordböhmens. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung waren
Sudetendeutsche. Die Stadt war durch ihre Schmuck- und Glasindustrie
weltbekannt. Bis 1938 gehörte sie zur ersten Tschechoslowakischen Republik
.Gablonz Glasherstellung, Quelle Peter Dittert
Auf der Münchner Konferenz 1938 wurden die sudetendeutschen Gebiete an das
Deutsche Reich angegliedert. Das war für Hitler der Startschuss zur
„Zerschlagung der Resttschechoslowakei"
Nach Kriegsende 1945 legimitierten die „Benes-Dekrete" die Vertreibung der
deutschstämmigen Bevölkerung aus Böhmen. Der Leidensweg der Sudetendeutschen in
eine neue Heimat begann.
Gablonz an der Neiße Quelle Peter Dittert
Auf der Suche nach der neuen Heimat
Nach der Vertreibung ereignete sich bei den ehemaligen Gablonzern etwas
Einzigartiges, etwas Besonderes.
Während die Flüchtlinge aus den anderen Städten und Dörfern sich über dasganze zerstörte Deutschland verteilten,
fanden sich viele Gablonzer wieder zusammen.
Eine Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Flüchtlingen: Die Bayerische Staatsregierung wollte In
der Nähe von Kaufbeuren der berühmten Glas- und Schmuckindustrie in einer
Vertriebenensiedlung eine neue Heimat geben
Modeschmuck
Trauerschmuck., Quelle Isergebirgs-Museum Neugablonz
Die Altgablonzer strömten herbei. Ein neuer Stadtteil entstand auf
dem ehemaligen Gelände einer Munitionsfabrik. Die armseligen Baracken wichen
bald einer Vertriebenensiedlung. Der Name des neuen Stadtteiles war
Kaufbeuren-Hart
Sudetenstr. 1950
Sudetenstr. 2003, Quelle Dittert
Umbenennung
Kaufbeuren-Hart hatten die Altgablonzer in Erinnerung an ihre einstige Heimat
gestaltet. Straßen und Gebäude trugen Namen von Gablonz, und auch die
Architektur erinnerte an die Bauten an der Neiße.
Der Name Kaufbeuren-Hart passte ganz und gar nicht zu diesem Stadtteil.
Doch eine Umbenennung in Neugablonz stieß auf Widerstand. Prag intervenierte
gegen die Bezeichnung. Es dauerte sechs lange Jahre bis aus Kaufbeuren-Hart Neugablonz
werden konnte.
Stadtwappen Neugablonz, Quelle Peter Dittert
Am 8. August 1952 hatte Neugablonz endlich den Namen, der aus seinen
Bewohnern Neugablonzer machte.
Erinnerung an die Vertreibung Plastik von Hanne Wondrak, Quelle Peter Dittert
Die Bewohner waren nun ganz in der neuen Heimat angekommen.