Glanz einer Stadt |
von Marie-Luise Schwelm Die Landeshauptstadt Düsseldorf ist eine Stadt des Niederrheins, deren Aufschwung im vorigen Jahrhundert unter Professor Friedrich Tamms als Stadtplaner sehr stürmisch war, eben ein Kind der Neuzeit. Technische Bauwerke sind die Glanzlichter einer Stadt. Ein Beispiel dafür ist die Brückenfamilie. Rheinkniebrücke Einfach nur Kniebrücke von den Düsseldorfern genannt, verbindet die Brücke den Stadtkern mit den nordwestlich auf der anderen Rheinseite gelegenen Stadtteilen. Sie verdankt ihren Namen dem starken Knick, den der Rhein an dieser Stelle macht. Von Friedrich Tamms in Auftrag gegeben, wurde sie von Fritz Leonhard entworfen, konstruiert und 1967-1969 gebaut. Diese reine Stahlkonstruktion ist eine asymmetrische Schrägseilbrücke in Harfenform. Die Kniebrücke hat zwei Pylone, die über dem Vorland bis zu 115 m aufragen. Theodor Heuss Brücke Diese Brücke verbindet die nördlichen Stadtteile Düsseldorfs miteinander. Sie wurde 1957 fertig gestellt. Ebenfalls wurde sie von Friedrich Tamms entworfen und von Fritz Leonhardt konstruiert. Sie ist auch eine Schrägseilbrücke in Harfenform. Die Anforderungen Tamms lauteten, dass sie „zart und leicht, dünn und ätherisch, sich unterordnend und nicht großmächtig sich behauptend" sein sollte. Friedrich Tamms wünschte sich die Harfenform, damit sich die Seile nicht überschneiden und ein symmetrischer Anblick gewährleistet sein konnte und in keinem Sichtwinkel Überschneidungen auftauchen. Oberkasseler Brücke Diese vierspurige Brücke im der Mitte Düsseldorfs wurde 1969-1973 gebaut. Architekt war dieses Mal Friedrich Tamms. Auch sie ist eine typische Schrägseilbrücke, dieses Mal allerdings mit nur einem Pylon, der in der Mitte die Fahrbahn um 80 m überragt und vom Wasserspiegel aus gemessen 105 m hoch ist. Der Strom zwischen den drei gleich gearteten Brücken verwandelt sich gleichsam in einen Innenraum der Stadt. Dies ist Gegenwart und Zukunft. Tausendfüßler Auch ein Kind des Stadtplaners Friedrich Tamms. Der Tausendfüßler - Tatzelwurm ist ein Stück Düsseldorf und die Autofahrer genießen dieses elegante Konstrukt und können für einen Moment den Blick über die Straßen schweifen lassen. In der heutigen Zeit ist er sehr umstritten und man denkt über einen Abriss nach. Schauspielhaus Kulturschande oder moderne Eleganz? Die Meinungen über das damals neue Theatergebäude gingen weit auseinander. Die Planungen hatten mit einem Wettbewerb bereits 1959 begonnen, aber es sollten noch zehn Jahre vergehen bis zur glanzvollen Eröffnung. In diesem Zeitraum stiegen die Baukosten erheblich und betrugen zuletzt 40 Millionen DM. Die offizielle Einweihung am 16. Januar 1970 geriet zu einem Skandal, denn es war eine geschlossene Veranstaltung geladener Ehrengäste. Im freien Verkauf waren keinerlei Karten für die Eröffnungsvorstellung zu kaufen gewesen. Die Parole hieß: "Bürger in das Schauspielhaus - schmeißt die fetten Bonzen raus" Drei-Scheiben-Haus Von 1957 bis 1960 entstand das Drei-Scheiben-Haus oder auch Thyssen-Hochhaus als erstes Hochhaus in der Nachkriegszeit in Düsseldorf. Es wurde zu einem Wahrzeichen in der Stadt. Der Bau dieses Hochhauses war nur durch die Anwendung einer Stahlskelettbauweise möglich, wodurch 29 Geschosse und eine Höhe von 100 Metern erreicht wurden. Seit 1999 sind die Symbole des Konzerns ThyssenKrupp an der Stirnseite angebracht. Friedrich Tamms ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass der 1954 beschlossene Leitplan, der eine durch Hochhäuser und Autostraßen gegliederte Stadtlandschaft vorsieht, umgesetzt wird. Düsseldorfer Rheinstadion Nach Ausscheiden aus seinem Amt in der Stadtplanung am 1.12.1969 blieb Tamms als freischaffender Planer tätig, so entwarf er das Düsseldorfer Rheinstadion für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Anlässlich dieser Weltmeisterschaft wurde das Stadion in den Jahren 1968-1975 für 46,3 Millionen DM umfassend umgebaut und modernisiert. Als Glanzlichter des im Grunde komplett neu errichteten Stadions galten die Flutlichtanlage mit ihren 48 m hohen Masten und die Drainage des Rasens, der dadurch auch bei Regen gut bespielbar blieb. Das Äußere wurde von den 62 abgewinkelten Bindern geprägt. Aber alles ist vergänglich. Nach dem letzten Event im Rheinstadion im Juni 2002 folgte der Abriss und machte so Platz für LTU Arena. Viele Teile des ehemaligen Rheinstadions wurden jedoch ausgebaut und anderweitig verwendet. Fazit So ist diese Stadt, deren Aufschwung im vorigen wie in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts stürmisch war, ein Kind der Neuzeit, das jedoch in seiner Stadtmitte und in vielen Kernen ehemals selbständiger Stadtteile eine große Zahl anmutiger Zeugen aus älterer Epoche aufweist. Die Stadt hat es verstanden, diesen Oasen der Überlieferung fast überall ihr Eigenleben zu belassen, ohne sich deshalb den Notwendigkeiten modernen Lebens verschlossen zu haben. Links Offizielle Seite der Stadt Düsseldorf Ein Porträt des Architekten und Stadtplaners Professor Friedrich Tamms Eine virtuelle Stadtführung durch Düsseldorf Düsseldorfer Stadtgeschichte
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