Saarbrücken, Kultur Politik Nachbarn
                                     von Marlies Föhr
Saarbrücken, eine Stadt mit französischem Flair, wo sie aufhört, beginnt Frankreich

Zur Geschichte der Stadt

In einer Schenkungsurkunde von 999 wurde die Stadt erstmalig als Königsburg „Castellum Sarabrucca "erwähnt. 1120 entstand die Grafschaft Saarbrücken und erhielt mit St. Johann die Stadtrechte. Im 30jährigen Krieg wurde die Stadt völlig zerstört und erlebte erst 1741 wieder einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Friedrich-Joachim Stengel baute das barocke Residenzschloss und die Ludwigskirche, das Wahrzeichen Saarbrückens. 1793 besetzten französische Truppen die Stadt und steckten sie in Brand. In den folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen wechselte die Stadt mehrmals die Seiten zwischen Deutschland und Frankreich. 1909 entstand aus dem Zusammenschluss der drei Städte Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach die Stadt Saarbrücken.

Saarbrücken heute
Die Stadt liegt in einem Autobahnnetzwerk, das die Städte Metz, Frankfurt, Straßburg, Luxemburg und Brüssel verbindet. Weiter sorgen ein internationaler Flughafen und ein Bahnhof für eine gute europäische Vernetzung. Das Zentrum der Wirtschaft des Saarlandes ist Saarbrücken, wo die meisten politischen und wirtschaftlichen Interessen vertreten werden. Da die Stadt über ein reichhaltiges Angebot grenzüberschreitender öffentlicher Verkehrsmittel verfügt, das den Wünschen der Grenzgänger entgegen kommt, können viele Möglichkeiten zum kulturellen Austausch und Freizeitverhalten mit Frankreich genutzt werden. Bereits 1999 konnten Verkehrsverbindungen zwischen Saarbrücken und dem Département Mosélle eingerichtet werden.

Einwohnerentwicklung, Arbeit und Wirtschaft
1905 hatte Saarbrücken circa 25000 Einwohner. Nach der Zusammenlegung der drei Städte 1909 wurde Saarbrücken Großstadt mit über 100000 Einwohnern. 2006 stieg die amtliche Einwohnerzahl bereits auf 178000. Die Anzahl der Einpendler aus Deutschland betrug 65000 und aus Frankreich täglich 10000 Arbeitnehmer, die die ehemalige Grenze überquerten. Den Übergang vom Département Mosélle nutzten täglich 26000 Angestellte, davon 6000 deutsche Staatsbürger, die sich in Frankreich niedergelassen hatten. Für St. Avold bot die Nähe zu Saarbrücken bessere Zugangsmöglichkeiten als Metz oder Luxemburg. Die Türen des Personen- und Warenverkehrs sind weit geöffnet.

Kultur in Saarbrücken
In der Stadt sind das Saarländische Staatstheater mit Oper, Ballett und Schauspiel, sowie das Sinfonieorchester des Saarländischen Rundfunks angesiedelt. Weitere Angebote sind eine moderne Galerie, einige Kleinkunstbühnen und das deutsch-französische Theaterfestival „Perspectives", das einzige seiner Art. Der Saarbrücker liebt gutes Essen, eine gemeinsame Leidenschaft mit Frankreich. Daher ist auch die Kneipen- und Restaurantdichte in Saarbrücken hoch. Zentraler Punkt ist der St. Johanner Markt mit fast südländischer Atmosphäre.

Bauwerke
Die barocke Ludwigskirche, weltweit einmalig, wurde von Friedrich-Joachim Stengel entworfen und 1775 fertiggestellt. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Der Wiederaufbau begann 1949 und ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Grund der Verzögerung ist ein Streit um die Restaurierung des barocken Innenraums. Der Ludwigsplatz, der die Kirche umgibt, gehörte zu der Gesamtkonzeption des Baumeisters Stengel. Weitere barocke Kunstwerke sind das Schloss Saarbrücken, Altes und Neues Rathaus, der Alte Saarkran und die Evangelische Stiftskirche St. Arnual (1596)

Der Französische Garten
Der Garten stellte auf kleinem Raum den engen Zusammenhang der regionalen mit der nationalen Geschichte Deutschlands und Frankreichs seit 1870 dar. Hier wurden viele gefallene Soldaten, deutsche und französische, nach der großen Schlacht auf den Spicherer Höhen bestattet. Jedes Jahr beteiligen sich tausende Menschen an den Gedenkfeiern. 1960 wurde die Stätte umgestaltet. Als Zeichen der Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland entstand eine neue Park- und Freizeitanlage. Bei einem Ideenwettbewerb erhielt eine Arbeitsgemeinschaft von Fachleuten aus Saarbrücken den Zuschlag. Die Eröffnung der Anlage fand am 23. April 1960 unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundeskanzlers Adenauer und des französischen Ministerpräsidenten Michel Debré statt

Universität und Schulen in Saarbrücken
Außerhalb der Stadt liegt die Universität des Saarlandes mit den Schwerpunkten Naturwissenschaften, Sprachen, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Sie wurde in der Zeit der französischen Verwaltung 1948 gegründet. Die Nähe zu Frankreich hat zu einer starken europäischen Ausrichtung und zahlreichen deutsch-französischen Studienangeboten geführt. Es gibt einige deutsch-französiche Kooperationen zum Beispiel mit der Grenoble Ecole de Management. Das Deutsch-Französiche Gymnasium/Lycée Franco-Allemand ist eine bilinguale Begegnungsschule.

Medien, Veranstaltungen und Vereine
In der Stadt befinden sich der Saarländische Rundfunk und einige private Rundfunksender. Als Tageszeitung erscheint die „Saarbrücker Zeitung" und seit 2005 „Bild Saarland" mit Regionalberichterstattung. Verlegt werden außerdem französischsprachige Seiten über Saarbrücken, eine Deutsch-Französische Webseite macht das Angebot komplett. Bekannt und beliebt sind der Deutsch-Französische Weinmarkt und das Beaujolais Primeur-Fest. Der Verein Geographie ohne Grenzen, die Geographische Gesellschaft Saarbrücken, bietet Führungen durch Saarbrücken, das Saarland, das grenznahe Frankreich und Luxemburg an.

Fazit
Saarbrücken ist eine Stadt, die sich nicht auf den ersten Blick erschließt, man muss sich schon um sie bemühen. Trotz mehrfachem Wechsel zwischen Frankreich und Deutschland haben sich die Bewohner Saarbrückens ein gutes Verhältnis zu ihren Nachbarn bewahrt. Die Saarbrücker haben viel von der französischen Lebensart übernommen, was sich besonders an der Liebe zu einem guten Essen feststellen lässt. Ich fahre immer wieder gerne in diese Stadt, nicht nur aus verwandtschaftlichen Interessen, oder vielleicht gerade deshalb, weil meine Angehörigen mir immer wieder neue schöne Seiten der Stadt nahe bringen.

Links
Ansprache Bundespräsident Köhler

Seidener Vorhang an der Saar
 
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