Geist und Kultur
                                    von Anne Pöttgen
Das Wahre, Schöne, Gute gehört für Ken Wilber zum integralen Menschenbild der Zukunft. Er fordert es für alle Gebiete wie Politik, Wirtschaft, Ökologie, Kultur, Psychologie und Spiritualität.


Wer ist Ken Wilber?

Er wurde 1949 in Oklahoma City geboren, studierte Biochemie. Er veröffentlichte bisher mehr als 20 Bücher und zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften. Sie alle beschäftigen sich mit dem menschlichen Bewusstsein, seiner Struktur und seiner Entwicklung bis hin zur höchsten Ebene, einer authentischen Spiritualität. Er fußt auf den Weisheitstraditionen Asiens und Europas.
An seinem Projekt „Integrales Institut“ beteiligen sich mehr als 400 Forscher und Forscherinnen aus den verschiedensten Disziplinen, wie Politik, Wirtschaft, Ökologie, Medizin, Pädagogik, Religion. Es soll versucht werden, für die verschiedenen Denkschulen eine integrale Sicht zu erarbeiten.
 
Denkschulen
“Wilber geht davon aus, dass alle Denkschulen Recht haben. Aber jede nur in ihrem Teilbereich. Die Schulen widersprechen sich nicht, sie ergänzen einander…. Wilber vereinigt alles mit allem: die modernen System- und Evolutionstheorien, Strukturalismus und Hermeneutik, Mystik, kognitive Entwicklungspsychologie und Psychoanalyse, Feminismus und Mythentheorien, Buddhismus und Idealismus.“ (Aus Literaturkritik.de, Autor Oliver Pfohlmann, Link im letzten Abschnitt)
Wilber geht äußerst kritisch mit seinen Mitdenkern um, einem Lob folgt häufig Zeilen später eine heftige Abwertung. Nachzuvollziehen ist das für einen Laien, der dieses Buch in die Hand bekommt, nicht. Dazu müsste man Jahre der speziellen Lektüre auf sich nehmen.

Das Buch

Iluustration
In dem Buch aus dem Jahre 1997 mit dem Originaltitel „The Eye of Spirit. An Integral Vision for a World Gone Slightly Mad” geht es laut Wilber um die spirituelle humanistische Orientierung auf Themen wie Psychologie, Philosophie, Anthropologie und Kunst. Integral bedeutet zusammenfassend, einschließend, umfassend, ausgewogen. Die integrale Orientierung soll auf die verschiedenen Gebiete menschlichen Erkennens und Strebens angewendet werden. Nach Wilber führt dies zu tief greifenden Veränderungen der Auffassung von Psychologie und dem menschlichen Geist, von Anthropologie und der Geschichte der Menschheit, von Literatur, von Philosophie und dem Streben nach Wahrheit.
Dieses Streben Wilbers nachzuvollziehen bedeutet erhebliche geistige Anstrengung. Das Bemühen um Wissenschaftlichkeit führt zu einer Aneinanderreihung von Theorien, deren Grundlagen nicht ohne weiteres zugänglich sind. Nicht umsonst wird Wilber der „Einstein der Bewusstseinsforschung“ genannt.

Sein Aufbau
Eine auch von Wilber selbst als „ein bisschen heavy“ eingestufte Einleitung. Kapitel 1 befasst sich mit der integralen Psychologie, Kapitel 2 mit der integralen Anthropologie und Kapitel 3 mit der integralen Philosophie. In Kapitel 4 und 5 wird eine integrale Kunsttheorie vorgelegt.
Die Kapitel 6 bis 9 enthalten eine Zusammenfassung seiner bisherigen Arbeiten, also seiner wichtigsten Hauptgedanken. Da Wilber kritisch genug ist, auch seine eigenen Erkenntnisse immer wieder zu überprüfen, benennt er seine Entwicklung mit Wilber I, Wilber II, Wilber III und Wilber IV.
Kapitel 6 – Der wiedergewonnene Gott. 7 – Wiedergeboren, Stanislav Grof und der Holotrope Ansatz, 8 – integraler Feminismus und 9 – Wie gerade ist der spirituelle Weg? Das Verhältnis zwischen psychischem und spirituellem Wachstum.
Kapitel 10 beschäftigt sich mit der Meditation, Kapitel 11 Auf dem Weg zum Omega-Punkt? Kapitel 12 Immer schon – Die strahlende Klarheit allgegenwärtigen Gewahrseins.

Eine Schlussfolgerung
“Und wer weiß – vielleicht gelangen wir, Sie und ich, in den oberen Regionen des Spektrums des Bewußtseins zu einer unmittelbaren Intuition des Geistes, eines ewigen Geistes, der in jedem Ich und jedem Wir und jedem Es leuchtet ….der uns seit jeher liebevoll ins Ohr flüstert: Vergiß niemals das Wahre, vergiß niemals das Schöne, und vergiß niemals das Gute. Die integrale Vision ist der moderne und postmoderne Versuch, ebendieses Versprechen einzulösen.“

Links
Ein Überblick über das Werk Wilbers
Literaturkritik zum Buch

Das Buch: Ken Wilber, Das Wahre, Schöne, Gute – Geist und Kultur im 3. Jahrtausend, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 2. Auflage 2005, 540 Seiten,16,50 Euro.


 
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