von Dr. Erna Subklew "Things that think" (Dinge, die denken) heißt das Programm des
Media-Labs. Dort arbeiten Menschen an den Erfindungen für die Zukunft. Ihr großer
Traum ist es, einmal mit allen Dingen sprechen zu können, d.h. sie durch
Sprache zum Funktionieren zu bringen.
Das
Media-Lab
Jacobson, der zum Team von Media-Lab gehört, hat die Aufgabe, das Buch der
Zukunft zu schaffen. Dieses Buch der Zukunft soll zwei Dinge können, einmal
herausfinden, wie es möglich wird, in einem Buch jeglichen Text zu lesen und
welches Buch der Leser gern lesen würde. Jacobsen nennt das Buch ein denkendes
Buch. Er meint, wir haben in unserem Leben schon zu viel Zeit mit Büchern zugebracht,
die uns letztendlich gar nicht interessiert haben.
Jacobson hat eine Vision: eine Bibliothek ohne Bücher und ein Haus ohne
Bücherregale. Man liest heute noch immer wie vor 200 Jahren und Bücher
verbrauchen zu viel Holz.
In seinem Labor gibt es viele Bildschirme, noch mehr Kabel, die sich von
Monitor zu Monitor schlängeln, aber keine Bücher.
Das Buch der Zukunft
Weil wir alle beim Lesen gern ein Buch in der Hand halten, das gibt so ein
sinnliches Gefühl, wird auch das Buch der Zukunft aus Papier sein. Keiner liest
gern längere Texte am Bildschirm.
Wichtig bei diesem Buch ist die „digitale" Tinte. Daran arbeitet Jacobson schon
eine Zeit und davon darf er eigentlich auch nicht viel erzählen, denn die
Zusammensetzung ist geheim. Die amerikanischen Sponsoren des Media-Labs,
ungefähr zweihundert an der Zahl, darunter auch Nike und Goldstar, wachen
eifersüchtig darüber, dass nicht viel nach außen dringt, sie haben Angst vor
den Patentjägern.
Jacobsons „Tinte" besteht aus winzigen kugelrunden Partikeln, halb so dick wie
ein Haar, deren eine Seite schwarz und die andere Seite weiß ist. Millionenfach
werden sie in die Papiermasse gestreut. Je nach der Spannung, die durch winzig
kleine durchsichtige Kabel geleitet wird, drehen sich die Partikel auf ihre weiße
oder schwarze Seite und erzeugen so den Text.
Die Heftung
Das Papier der Blätter des Buches soll sehr haltbar sein. Eine Seite kostet
zwischen zwei und vier Dollar. Der Rücken des Buches ist die Schaltzentrale.
Dort laufen alle winzigen durchsichtigen Kabel zusammen, die dann, je nach
eingelegtem Chip, diesen oder jenen Text eines Buches erscheinen lassen. Eine
Batterie ist überflüssig, da der Text des eingelegten Titels so lange markiert
bleibt, so lange der Chip im Rücken des Buches steckt. Die Texte können aber
auch mittels Internet erzeugt werden. Später soll in die letzte Buchseite, weil
diese stärker ist, ein kleiner Bildschirm integriert werden, so dass der
Datenaustausch durchs Internet sofort erfolgen kann. Mit einem Spezialstift
kann man sich Notizen machen, diese aber auch ohne Schwierigkeiten wieder
entfernen. Nimmt man den Chip heraus, verschwindet der Text.
Die Zukunft ohne Bücher ist damit geschaffen. Es braucht keine Bibliotheken
mehr und keine Bücherregale, ich rufe mir das gewünschte Buch ab.
(Quelle: Zeit online 1997)
Die Zukunft des Buches
Natürlich hat die Zukunft des Buches schon begonnen.
Vor zwei Jahren hat die bekannte und reich geehrte Schriftstellerin Elfriede
Jelinek ihren ersten Online-Roman „Neid" veröffentlicht. Da man Jelinek schon
intensiv lesen sollte, musste man sich den Roman herunterladen. Es entstand ein
dickes großes Buch. Ich hätte in dem Falle ein gedrucktes Exemplar vorgezogen.
Aber auch das E-Buch ist bereits auf dem Markt. Es wiegt ungefähr 600 Gramm und
ist natürlich noch nicht aus Papier. Man kann auf ihm den Inhalt von 50 Büchern
zu je 400 Seiten speichern, die sich der Leser aus dem Internet herunterladen
kann. Das Herunterladen eines Buches kostet ungefähr so viel wie die
Printausgabe.
Während um die 80 000 Titel jedes Jahr in der Druckauflage erscheinen, sind es
nur 500 Titel zum Herunterladen.
Fazit
Das Buch verteidigt also seinen Platz auf dem Markt.
Aber der Buchhandel musste sich verändern. Der Bestellhandel ist entstanden.
Man kauft sein Buch im Geschäft oder durchs Internet, wobei sehr viele
Einzelhändler auch beide Arten des Verkaufs durchführen.
Es werden keine großen Auflagen gedruckt. Je nach Bedarf, die Druckvorlage ist
ja gespeichert, kann schnell nachgedruckt werden (books on demand).
Dadurch sind die Kosten für die Herstellung gesunken. Manchem Schriftsteller
ist es so möglich geworden, sein Produkt im Selbstverlag zu erstellen.
Den vollständigen Artikel über das Buch der Zukunft und einen weiteren über das
E-Book finden Sie in „Die Zeit" und bei 3Sat. Zahlenangaben entsprechen dem
Stand der Artikel.