Visionen für ein Öko-Auto
                                    von Lore Wagener
„Wir wollen aufräumen mit dem Berg aus Vorurteilen, dass umweltverträgliche Autos unsexy, öde und langweilig sind. Das Auto der Zukunft entsteht im Kopf.“ So wird der Umweltkünstler HA Schult auf der Website des ÖkoGlobe-Wettbewerbs zitiert.

Das Auto - ein Kultobjekt?

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Der Umweltkünstler HA Schult

Warum findet der Künstler solche gefühlvollen Worte für einen Gebrauchsgegenstand? Weil ein Auto halt mehr ist! „Unter dem Motto - freie Fahrt für freie Bürger - ist Auto fahren für viele immer noch ein Synonym für Freude und Freiheit, für Individualität und grenzenlose Mobilität, die man sich nicht beschneiden lassen will.“ Und es ist für viele auch ein Statussymbol. Ingenieure, die das Auto der Zukunft planen, können diesen Kult nicht außer Acht lassen, egal ob sie Verkehrsmanagement betreiben oder sichere oder umweltfreundliche Autos entwickeln wollen. Deshalb hat wohl auch die Universität Duisburg - Essen den Künstler HA Schult ins Direktorium ihres neuen ÖkoGlobe-Instituts berufen, das an der Entwicklung von Öko-Autos beteiligt werden soll. Der ideenreiche Aktionskünstler engagiert sich schon seit langem für die Umwelt. Seine „trash-men“ (Müllmänner) standen schon auf vielen exponierten Plätzen der Welt, zum Beispiel vor den Pyramiden. Nun wagt er sich ans Öko-Auto.

Braucht die Welt das Öko-Auto?
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Der ÖkoGlobe als Umweltpreis

Aber ja, denn unsere Autos fahren zurzeit noch überwiegend mit fossilen Brennstoffen, die den Treibhauseffekt unangenehm erhöhen.
Sie erinnern sich: Ein Treibhaus ist ein Haus aus Glas, das man zum Beispiel über ein Gartenbeet stülpt. Durch das Glas hindurch treffen die Sonnenstrahlen auf das Beet. Die kurzwelligen Lichtstrahlen werden reflektiert. Die langwelligen Wärmestrahlen dagegen hält das Glas fest, sie können nicht mehr raus und erwärmen so die Luft im Treibhaus. Einen ähnlichen Effekt gibt es in der Erdatmosphäre. Diese lässt auch die Sonnenstrahlen auf die Erde durch. Die in ihr enthaltenen Spurengase wirken dann ebenfalls als „Glas“ und halten die Wärmestrahlen fest, was die Erdoberfläche erwärmt. Dieser „natürliche Treibhauseffekt“ ist wunderbar! Ohne ihn würde die durchschnittliche Temperatur auf unserem Globus minus 18 Grad Celsius betragen, mit ihm sind es durchschnittlich angenehme plus 15 Grad Celsius. So wird erst das heutige Leben auf unserem Planeten möglich.

Der anthropogene Treibhauseffekt
Unser wunderbares Öko-System ist sehr empfindlich. Veränderungen in seiner Struktur können sich sehr nachteilig auswirken, so auch, wenn der Mensch die Dichte der Spurengase verändert. Zu diesen Spurengasen gehören unter anderem Wasserdampf, Kohlendioxid, Ozon, Distickstoffoxid oder Methan. Wird zum Beispiel der Anteil von Kohlendioxyd (CO2) größer, wirkt das wie dickeres Glas auf dem Treibhausdach: Es bleiben mehr Wärmestrahlen hängen und es wird somit wärmer. Genau dies geschieht auf unserem Globus seit dem Beginn des Industriezeitalters. Seit der Erfindung der ersten Dampfmaschine vor etwa 150 Jahren holt der Mensch verstärkt Kohle, Gas und Öl aus der Erde und verbrennt sie, um seine Maschinen anzutreiben. Die verfeuerten Bodenschätze waren ursprünglich konservierte Pflanzen, die für ihre Fotosynthese auch CO2 brauchten. Das wird nun bei der Verbrennung wieder freigesetzt und in die Erdatmosphäre gejagt. Das Ergebnis ist eine verstärkte Erwärmung der Erde.

CO2-Emissionen
Seit 150 Jahren hat das Erdklima zwar „nur“ um durchschnittlich 0,6 Grad Celsius zugenommen, doch die Wissenschaft schlägt Alarm. Erste Anzeichen für Klimaveränderungen sind abschmelzende Polkappen, das Ansteigen der Meeresspiegel und die Versteppung von Landschaften. Wenn nichts geschieht, drohen  in der Zukunft Klimakatastrophen. Die Politiker bemühen sich auf ihren Gipfelkonferenzen um weltweite Lösungen zur Verringerung des Spurengases CO2 in der Atmosphäre.
An dem beobachteten Anstieg der CO2-Emissionen ist auch der Autoverkehr nicht unschuldig. „Derzeit fahren weltweit über 720 Millionen Pkw auf den Straßen. Sie verbrauchen jährlich über 500 Milliarden Liter Diesel und Benzin und stoßen so mehr als 1,2 Milliarden Tonnen CO2 aus. Bis 2020 werden weitere 130 Millionen Pkw hinzukommen“, heißt es in den Ausschreibungen zum ÖkoGlobe-Wettbewerb. Wir brauchen also letztlich ein Öko-Auto, das weniger oder kein CO2 ausstößt.

Traumziel: Null CO2-Emission?
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Professor Dudenhöffer bei der Preisverleihung

Professor Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen und Vorsitzender der ÖkoGlobe-Jury: "Unsere Mobilitätssysteme müssen sich bald ändern…. Gefragt sind neue kreative Konzepte über Disziplingrenzen hinaus."
Natürlich könnte man mit Disziplin eine gewisse Reduzierung erreichen, zum Beispiel mit Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Fahrverboten, aber das ist lästig. Sparsamere oder effizientere Verbrennungsmotoren bringen da schon mehr. Davon gibt es auch schon etliche Versionen. Sie sind allerdings keine „Statussymbole“. Brennstoffzellen und Hybrid-Antriebe sind mögliche Lösungen. Viele Forscher arbeiten auch an Ideen abseits der fossilen Brennstoffe, etwa an Motoren mit Wasserstoff oder Biodiesel oder an Elektro-Autos. Welches Antriebskonzept sich letztlich durchsetzt, ist noch völlig offen. Einen richtig handlichen Ersatz für den Benzinmotor hat man jedenfalls bis jetzt noch nicht.

Alternative Brennstoffe
Der Benzinmotor wird effizienter werden, aber nicht aussterben. Man bemüht sich um Alternativen; zum Beispiel:
Erdgas und Flüssigerdgas haben einen geringeren CO2-Ausstoß. Sie sind brennbare Naturgase, also fossile Energieträger.
Autogas ist ein Flüssiggas. Es tritt bei der Erdgas- und Erdölförderung als "nasses Bohrgas" auf und ist nicht zu verwechseln mit komprimiertem Erdgas oder Flüssigerdgas. Verwechslungen haben schon zu schlimmen Explosionen geführt. Autogas hat einen geringeren CO2-Ausstoß.
Biodiesel wird aus Raps gewonnen. Die Umrüstung ist relativ leicht. Der Kraftstoff ist aber aggressiver als Benzin und greift Zuleitungen usw. an. Bedenklich ist auch die „Fremdnutzung“ von Böden angesichts des Hungers in der Welt.
Flüssiger Wasserstoff ist eine Alternative ohne CO2.Emission. Es gibt schon Prototypen von Autos, die den flüssigen Wasserstoff per Brennstoffzelle in Strom verwandeln und andere, die ihn direkt in einem Hubkolbenmotor verfeuern.
 
Mögliche Antriebssysteme
Ökologisch interessant scheint der Hybrid-Antrieb zu sein. Die Hybrid-Autos haben einen Benzin- und einen Elektromotor. Sie wandeln Bremsenergie in Strom um. Beim Start oder im Stau nutzen sie nur den Elektromotor und vermeiden so Emissionen. Beim Bremsen und Bergabfahren lädt ihr Benzinmotor die Batterie auf. Der Verbrauch an gewöhnlichem Sprit ist niedrig.
Ein weiterer möglicher Ansatz ist die Brennstoffzelle. Sie soll das Mini-Kraftwerk der Zukunft sein. Sie wandelt Wasserstoff in Strom um, der einen Elektromotor antreibt. Die Frage, ob der Wasserstoff flüssig oder komprimiert getankt wird, ist noch offen. Derzeit experimentieren Forscher an verschiedenen Varianten.
Elektromotoren sind eine weitere ökologische Möglichkeit, aber nur dann, wenn der Strom nicht aus fossilen Brennstoffen kommt. Möglich wäre die Stromzufuhr unmittelbar über Zapfsäulen an Tankstellen. Leichtere Batterien bräuchten allerdings den seltenen Rohstoff Lithium. - Die Forschung hat also viel zu tun!
 
Der ÖkoGlobe-Wettbewerb
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ÖkoGlobes warten auf Preisträger

An diesem Punkt setzt der ÖkoGlobe-Wettbewerb passgenau an. Er umfasst 10 Auszeichnungen, die fast alle genannten Lösungsziele abdecken. So werden in der ersten Kategorie zum Beispiel innovative Forschungsergebnisse und Produkte im Bereich der fossilen und regenerativen Energieträger ausgezeichnet. In der zweiten Kategorie geht es um Fahrzeuge mit Elektro- und Hybridantrieb, in einer anderen Kategorie aber auch um Unternehmen, die ihren Fuhrpark nach ökologischen Gesichtspunkten ausrichten. Der Wettbewerb ist also ein zielgerichteter Ansporn für die Automobil- und Mobilitätsbranche, in dem ausschließlich ökologische Kriterien eine Rolle spielen. „Es handelt sich dabei um eine Gemeinschafts-Initiative des bekannten Aktionskünstlers HA Schult, des CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen, der DEVK-Versicherung Köln und des Automobil-Clubs ACV. Schirmherr ist Bundesumweltminister Sigmar Gabriel.“( Zitat Uni Duisburg-Essen)

Der ÖkoGlobe
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Das Siegerauto kommt aufs Dach

Die ÖkoGlobes werden jährlich einmal verliehen. Man hat 2007 begonnen. Die nächste Preisverleihung findet am 09.09.2009 in Köln statt. Dazu tritt eine 6köpfige Jury aus Fachleuten zusammen, die von dem an der Universität Duisburg-Essen neu gegründeten ÖkoGlobe-Institut unterstützt wird. Die beiden Direktoren des Instituts, Professor Ferdinand Dudenhöffer und der Umweltkünstler HA Schult, wurden schon genannt. Der Preis besteht in einer von HA Schult gestalteten Skulptur, die einen stilisierten Globus mit einer menschlichen Figur zeigt.
Man kann dieser neuen Initiative nur wünschen, dass sie rasch an Ansehen gewinnt und zu Erfolgen für unsere Umwelt beiträgt. Wenn es dann auch noch schöne oder - wie ich denke - eher peppige Öko-Autos werden, hat die Initiative ihre ehrgeizigen Ziele erreicht. HA Schult stellte schon seine Vision vom Straßenbild der Zukunft vor, mit Autos, die klein, faltbar und mit Regenschirm versehen sind.

Links
Die technischen Vorgänge wurden vereinfacht dargestellt. Wer sich genauer informieren möchte, sei auf die Links verwiesen.

Treibhauseffekt.com

Öko-Autos geben Gas

Der ÖkoGlobe

UDE: Mobilitäts-Innovationen für den ÖkoGlobe 2009

Video: Elektro-Auto? Ja, aber


alle Bildquellen: „Der ÖkoGlobe“
 
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